Abschied von der Küchenpsychologie
Arten von Aufgaben, wird seine Chancen für effektiveres Lernverhalten verbessern.
Wer verstanden hat, dass körperliches «Abreagieren» kein «Ventil» für das Vermindern aggressiver Gefühle bietet, wird eher interessiert sein, nützlichere Alternativen kennenzulernen.
Wer über das Phänomen der Verantwortungsdiffusion in Notsituationen Bescheid weiß, wird im kritischen Fall vielleicht selbst zur Tat schreiten oder jemanden auffordern.
Wer als Mutter oder Vater Wege kennt, die Lernmotivation von Kindern zu fördern, wird aufhören, es mit ständigem Antreiben zu versuchen und so die Beziehung zum Kind zu beschädigen.
Wer als Mutter oder Vater ein ganzes Spektrum von Erziehungspraktiken kennengelernt hat, wird Erziehen nicht mehr als permanentes Schwanken zwischen Durchsetzen und Nachgeben erleben, sondern vor allem als gute Kommunikation, als Fördern von erwünschtem Verhalten und Pflegen einer Beziehung.
Wer als Lehrer/in darüber informiert ist, von welchen unauffälligen Handlungsweisen die Disziplin in der Klasse abhängt, wird dies vermutlich geschickt zu nutzen versuchen, statt mit «Durchgreifen» das Klassenklima zu verderben.
Sicherlich reicht reines Kopfwissen nicht immer aus, um ein Problem gut zu verstehen und hilfreich zu handeln. Je nach Einzelfall muss noch mehr hinzukommen, so etwa Selbstreflexion, Gespräche mit einfühlsamen Mitmenschen oder das Einüben neuer Verhaltensweisen, beispielsweise in einem Kommunikationstraining für Paare oder einem Elternkurs. Schon reine Kenntnisse können jedoch die Augen öffnen für dieses oder jenes Problem, sie können Wege weisen oder der Ausgangspunkt für interessiertes Weiterlernen sein.
1.2 Psychologie – ein Beitrag zum Weltverständnis
«Kriege entstehen in den Köpfen von Menschen», heißt es in der Präambel der Unesco, und schon lange wird neben anderen Wissenschaften auch die Psychologie gefragt, wenn es um die Erklärung von Kriegen, von Völkermord, von Terrorismus und anderen Formen politischer Gewalt geht. Natürlich erhofft man sich dabei nicht nur Erklärungen, sondern auch Wegweiser für die Förderung von Frieden.
Beliebt ist die Beschäftigung mit der Persönlichkeit einzelner Politiker wie etwa Hitler oder Stalin. Darüber schreiben vor allem Historiker. Die Weltgeschichte erklären zu wollen, ohne auf die Personen zu schauen, die die politischen Entscheidungen treffen, wäre wohl genauso falsch, wie
nur
auf die Personen zu schauen und nicht auf wirtschaftliche, technologische, kulturelle und andere Aspekte.
Der amerikanische Sozialpsychologe Irving L. Janis veröffentlichte 1972 ein Buch mit dem Titel: «Victims of Groupthink». Er untersuchte, wie in höchsten politischen Kreisen durch gruppendynamische Prozesse Entscheidungen zustande kamen, die in einem Debakel endeten (z.B. der Vietnamkrieg, die Invasion in der Schweinebucht gegen Kuba im Jahre 1961 ). Janis konnte zeigen, welch verhängnisvolle Rolle in politischen Zirkeln das Bemühen um Harmonie und Konsens spielen kann; gerade bei moralisch fragwürdigen Entscheidungen scheint diese Tendenz aufzukommen. Statt alle Argumente kritisch zu prüfen, bestätigen sich die Teilnehmer wechselseitig in ihren Fehleinschätzungen. Im Kontrast dazu untersuchte Janis auch Entscheidungsprozesse, die zu einem guten Ende führten, wie die Lösung der Kuba-Krise im Jahre 1962 . Eine seiner Folgerungen lautet: Die Mächtigen sollten, statt Zustimmung zu suchen, ausdrücklich zur Kritik auffordern.
Die
Wirtschaft
ist ein weiteres Beispiel, bei dem es sich lohnt, «die Welt» psychologisch zu betrachten. Das ist allen geläufig, wenn es um Werbung und das Einkaufsverhalten geht; hier ist z.B. die Macht der Emotionen leicht zu erkennen. Spätestens mit der Weltfinanzkrise von 2008 haben wir alle erfahren, wie sehr auch das «große», das weltumspannende Geschehen ein Fall für die Psychologie ist. «Gier», «Casino-Mentalität», «Misstrauen», «Angst vor der Angst» sind nur einige der Begriffe, die nach diesem Einbruch durch die Medien gingen.
Auch die
Umweltzerstörung
beruht auf menschlichem Verhalten und hat somit eine psychologische Seite. Auffällig ist hier vor allem die Kluft zwischen Wissen und Handeln. Studien zeigen, dass das Umweltbewusstsein, das Menschen sich selbst attestieren, oft in deutlichem Widerspruch steht zu ihren Verhaltensgewohnheiten, etwa beim Autogebrauch oder den Reisevorlieben. Hier stellt sich daher die Frage nach den Faktoren, die das Verhalten
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