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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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wissen sie zu korrigieren oder zu kompensieren. Und sie suchen und erkennen, wo und wann sie ihre Stärken gut entfalten können.
    Noch weiter gefasst ist das Konzept der
multiplen Intelligenzen
von Howard Gardner. Neben der sprachlichen, der mathematisch-logischen und der räumlichen Intelligenz gehören hierzu auch die musikalische Intelligenz, die kinästhetische Intelligenz (bedeutsam z.B. für Tänzer und Schauspieler), die naturalistische Intelligenz (z.B. Umgehen mit Lebewesen), die
inter
personale Intelligenz (bedeutsam z.B. in Therapie und Erziehung) und die
intra
personale Intelligenz (Selbstverständnis und Selbstregulation). Gardner begründet sein Konzept vor allem damit, dass Menschen spezielle Begabungen oder Behinderungen haben können, und er nimmt an, dass die Intelligenzen in verschiedenen Bereichen des Gehirns lokalisiert sind.
    Populär geworden ist in jüngerer Zeit auch die
emotionale Intelligenz
. Zu ihr gehört die Fähigkeit, Gefühle bei sich und anderen Menschen wahrzunehmen, ihr Auftreten zu verstehen, eigene Gefühle verbal oder nonverbal auszudrücken und eigene Emotionen zu regulieren (z.B. Ärger zu dämpfen). Das Konzept ähnelt also den intrapersonalen und interpersonalen Intelligenzen von Gardner. Bedenkt man, dass vor allem
inter
personale Fähigkeiten auch zur praktischen Intelligenz von Sternberg gehören, so gehen die Ausweitungen des Intelligenzbegriffs besonders oft in eine Richtung, die im Deutschen
soziale Kompetenz
genannt wird. Zumindest gibt es anscheinend einen breiten Konsens, dass soziale Befähigungen außer im privaten Bereich auch für die Qualifikation in Führungspositionen und vielen anderen anspruchsvollen Aufgabenfeldern von großer Bedeutung sind.
    Allerdings: Wichtige Fähigkeiten sind eine Sache, die begriffliche Klarheit ist eine andere. Und unter diesem Aspekt werden manche Ausweitungen auch kritisiert: Der Intelligenzbegriff werde immer diffuser, wenn man alle wünschenswerten Fähigkeiten von Menschen – auch soziale, emotionale und motorische – als «Intelligenz» bezeichne. Vielleicht verführt einfach der gute Klang von «Intelligenz» dazu, den Terminus auf andere Sachverhalte zu übertragen. Wäre die «Emotionale Intelligenz» so ein Bestseller-Thema geworden, wenn man sie stattdessen «Emotionale Kompetenz» getauft hätte?
    Was nützen Intelligenztests?
    Wenn die traditionelle Test-Intelligenz längst nicht alle kognitiven Fähigkeiten eines Menschen erfasst und schon gar nicht alle Faktoren für erfolgreiches Handeln – stellt das nicht auch den Nutzen von Intelligenztests in Frage? Nein, durchaus nicht. Sie sind bei vielen Anlässen so nützlich wie in der Medizin eine Röntgenaufnahme, von der man auch nicht verlangt, dass sie den «ganzen» Körper erfasst. In einer sorgfältigen psychologischen Untersuchung sind Intelligenztests nur eines von mehreren diagnostischen Instrumenten.
    Ein wichtiger Anlass für seine Anwendung sind
Lernschwierigkeiten
. Wenn beispielsweise ein Kind Probleme mit dem Lesen und Schreiben oder mit dem Rechnen hat, dann ist es wichtig zu wissen, ob es bei normaler Intelligenz eine spezifische Lese-Rechtschreib-Schwäche bzw. eine Rechenschwäche hat, oder ob die Probleme ein Zeichen einer allgemeinen Lernschwäche sind. Von der Diagnose hängt auch ab, wie umfassend die Förderung des Kindes sein sollte.
    Ebenso ist ohne Intelligenztests ein «Verdacht» auf
intellektuelle Hochbegabung
kaum zu klären, zumal hochbegabte Schüler/innen nicht immer durch exzellente Schulleistungen auffallen, sondern manchmal nur schwache Noten nach Hause bringen. Die Diagnose erleichtert dann Entscheidungen über eine besondere Förderung, etwa das Überspringen einer Klasse oder zusätzliche Lernbereiche wie z.B. Chinesisch.
    Weiterhin können in der
Berufs- und Laufbahnberatung
unter anderem auch Intelligenztests hilfreich sein. Hier ist dann oft weniger der Gesamt- IQ die interessante Information, sondern eher die Begabungsschwerpunkte und -schwächen. Sicher wird manche getestete Person dabei nur bestätigt finden, was sie sowieso schon ahnte. Doch nicht immer können Menschen hinreichend realistisch einschätzen, wie gut z.B. ihre sprachlichen Fähigkeiten oder ihr räumliches Vorstellungsvermögen im Vergleich zu anderen potenziellen Bewerbern sind – das wäre aber wichtig, wenn jemand mit dem Gedanken spielt, beispielsweise Journalist oder Architekt zu werden.
    8.2 Stress: Hat man oder macht man sich?
    Auch Stress ist,

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