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Abschied von der Küchenpsychologie

Abschied von der Küchenpsychologie

Titel: Abschied von der Küchenpsychologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Nolting
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entscheidend dafür, welche
Stressfolgen
zu erwarten sind. Das können bekanntlich zahlreiche gesundheitliche Probleme sein. Kurzfristige Folgen sind z.B. Schlafprobleme, Alkohol- oder Tablettenkonsum, gereizte Stimmung. Zu möglichen langfristigen Folgen zählen z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwächungen des Immunsystems oder Depressionen.
    Fazit:
Wenn Menschen Stress «haben», dann meinen sie gewöhnlich die Umstände, von denen sie sich belastet fühlen. Doch die Art und Weise, wie sie die Situationen verarbeiten und damit umgehen, «macht» oder entschärft die Belastungen. Und hierin zeigt sich der personale Anteil – grob gesagt: die Stressanfälligkeit.
    Personfaktoren
    Menschen unterscheiden sich also darin, wie leicht bei ihnen die beschriebenen Stresszustände auftreten. Doch was für Dispositionen im Einzelnen dahinter stecken, ist wiederum ein Thema für sich, zu dem hier nur knappe Hinweise möglich sind.
    Zunächst kann man auf umfassende Eigenschaften verweisen, vor allem auf den Faktor «Emotionale Labilität» (s.S.  65 zu den Big Five). Wer emotional labil ist, wird z.B. in Situationen mit Zeitdruck oder mit Konflikten heftigere Stressreaktionen erleben als emotional stabile Menschen. Als problematisch gilt auch die Kombination aus Feindseligkeit, Konkurrenzstreben und Ungeduld, die in der Herzinfarktforschung als «Typ A» bezeichnet wurde (Typ A soll stärker zu Infarkten disponiert sein als der ruhigere Typ B). Weitere stressrelevante Personfaktoren sind Pessimismus und die Tendenz, sich hilflos und ausgeliefert zu fühlen. All diese Merkmale können sich selbstverständlich überlappen.
    Die personalen Faktoren lassen sich aber auch vom
positiven
Pol her aufrollen, also von einer
geringen
Anfälligkeit für Stresszustände. Zu nennen sind dann Eigenschaften wie hohe emotionale Stabilität, Optimismus, Erfolgszuversicht, Selbstvertrauen und die Tendenz, sich als wirksamer Akteur zu fühlen. In jüngerer Zeit werden zwei weitere Begriffe häufig erwähnt. Da ist zum einem das
Kohärenzgefühl
, eine Art Lebenseinstellung mit drei Komponenten: Man betrachtet Anforderungen ( 1 ) als verstehbar, ( 2 ) als «machbar» (aus eigener Kraft oder mit Hilfe anderer) und ( 3 ) als sinnvolle Aufgaben, für die sich die Anstrengung lohnt. Da ist zum anderen der Begriff der
Resilienz
, eine Widerstandsfähigkeit, die sich darin beweist, dass sich ein Mensch trotz harter Lebensereignisse und Lebensumstände psychisch gesund entwickelt.
    Konkreter wird es, wenn man sich auf die Ebene der
Bewertungsprozesse
begibt. Stressanfällige Menschen neigen dazu, viele Situationen als Stressor zu bewerten, also überall Schwierigkeiten und Bedrohungen zu entdecken und selbst kleine Anforderungen, Pannen oder Konflikte zu dramatisieren, wobei dies mit einer Geringschätzung der eigenen Möglichkeiten einhergeht:
    «Eine Katastrophe, es läuft alles schief.»
«Oje, ausgerechnet Dreisatz, den kann ich sowieso nicht.»
«Ich kleines Licht kann doch nicht mit dem Chef reden.»
    Am positiven Pol findet man ganz andersartige Bewertungen: Die Anforderungen werden als reizvolle Herausforderungen erlebt, für die man prinzipiell genügend Kompetenzen mitbringt, eventuell sogar nach einer Pleite:
    «Ist doch mal was Neues», «Schön aufregend.»
«Beim nächsten Mal wird es klappen.»
«Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.»
    Die Bewertung der eigenen Möglichkeiten leitet über zum Umgang mit Stress. Doch geht es dabei nicht nur um Bewertungen, sondern auch um das tatsächliche Verhalten.
    Umgang mit Stress
    Wie man den Belastungen des Lebens am besten begegnet, das ist wohl ein ewiges Thema. Seit jeher findet man dazu weise Lebensregeln in Religionen und Weltanschauungen, und heute versorgen uns viele Medien mit Alltagstipps.
    Was bedeutet das «Umgehen» mit Stress? Hier sind zwei Zielrichtungen zu unterscheiden:
    Problemlösungsversuche, auch instrumentelle Bewältigung genannt.
Die Beeinflussung des Stresszustandes, also eine emotionale Bewältigung.
    Beide Typen braucht man, und sie können sich auch gegenseitig stützen. So kann beispielsweise ein Lösungsplan zur Entspannung beitragen, und umgekehrt kann Selbstberuhigung problemlösendes Nachdenken erleichtern.
    Zunächst zu den
Problemlösungsversuchen
. Sie können an verschiedenen Stellen ansetzen: bei den Stressoren, bei den Bewertungen und beim Verhalten. Eine
Verminderung der Stressoren
ist zwar nicht immer möglich, aber häufig gibt es doch Spielraum für

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