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Abschied von Eden

Titel: Abschied von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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absoluten Tiefpunkt befunden. Vier Monate zuvor war er einundzwanzig geworden, in seinem Kopf tobten schlimme Erinnerungen, und er war ganz frisch dabei. Seine erste Stelle war bei der Bereitschaftspolizei. Nixon hatte 1970 US-Truppen nach Kambodscha geschickt. Es hatte heftige und wütende Proteste gegeben, die sogar auf traditionell parteitreue Universitäten wie die University of Florida in Gainesville übergegriffen hatten.
    Jan war eine seiner ersten Verhaftungen gewesen.
    Ihre Schwangerschaft war eine furchtbare Panne.
    Scheiße, hatte sie gesagt, während sie auf und ab schritt. Von ’nem Bullen geschwängert zu werden. Ich werd’s ganz bestimmt nicht behalten. Ich hab’ bereits einen Termin beim Arzt. Ich finde, du solltest die Hälfte bezahlen, Pete.
    Er hatte einfach gesagt, wenn du meinem Kind irgendwas antust, bring’ ich dich um. Seine Heftigkeit hatte sie gezwungen, ihm zuzuhören. Vielleicht hatte er so reagiert, weil er adoptiert worden war. Wenn seine Mutter zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahrhundert schwanger geworden wäre, hätte er vielleicht auch als eingelegter Fötus in irgendeinem Laboratorium geendet.
    Vier Monate nach Jans Verkündung waren sie verheiratet, zum allseitigen Mißfallen.
    Fünf Versuche, weitere Kinder zu kriegen. Einer endete mit einer Eileiterschwangerschaft, drei mit einer Fehlgeburt.
    Und ein Kind wurde tot geboren.
    Mitansehen müssen, wie Jan als Notfall eingeliefert wurde. Wie man ihn aus dem Kreißsaal wies. Eine Stunde später hatte er teilnahmslos da gestanden und zugehört, wie ihm ein Dämon in Weiß erklärte, daß das Baby bei der Geburt gestorben sei. Der Mutter sei Gott sei Dank nichts passiert.
    Gott sei Dank, hatte Decker gesagt. Dann hatte er nur noch die Worte hervorgebracht: Was war es?
    Ein Junge, Mr. Decker.
    Jan hatte sich in ihr Schneckenhaus zurückgezogen. Als sie endlich wieder sprach, hatte sie sich als erste bereit erklärt, noch einmal von vorn anzufangen.
    Decker hatte spontan gesagt, mach erst mal ’ne Pause, Jan.
    Danach hatte sie sechs Monate nicht mehr mit ihm gesprochen.
    In diesem Augenblick versetzte ihre Stimme ihn wieder in die Gegenwart. »Ich war auch jung, was?«
    »Ja«, sagte Decker. »Hör mal, ich muß zurück …«
    »Ich hab’ mir oft überlegt, Pete«, sagte sie, »ohne metaphysisch zu werden, aber ich glaube wirklich, daß der Sinn unserer Ehe Cindy war.«
    »Das stimmt vermutlich.«
    »Weißt du, deine stoische Goj- Art ist mir oft auf den Wecker gegangen …«
    »Tatsächlich?«
    Jan lachte. »Aber eins muß ich dir zugute halten. Selbst während unserer schlimmsten Streitereien hast du mir nie vorgeworfen … daß ich abtreiben wollte.«
    »Ich könnte ja jetzt damit anfangen, wenn du willst«, sagte Decker.
    »Schmuck«, sagte sie. »Du konntest noch nie ein Kompliment annehmen.« Dann hängte sie ein.
     
    Mach erst mal ’ne Pause. Genau das hatte der Arzt auch zu Linda Darcy gesagt. Hatte das irgendwas zu bedeuten? Wenn sie auch nur annähernd so wie Jan gewesen war, dann mußte das Bedürfnis, ein Kind zu haben, sie, ihren Mann und ihre Ehe völlig beherrscht haben.
    Er ging zurück ins Büro und nahm sich den Umschlag von Manfred, der auf seinem Schreibtisch lag.
    Marge starrte ihn an und sagte: »Hat deine Ex dir die Hölle heiß gemacht?«
    »Nein.«
    »Das sieht man. Was hast du dir von Manfred schicken lassen?«
    »Die Akte über das Darcy-Grundstück.« Decker zog seine Jacke aus, warf sie über den Stuhl und riß den Umschlag auf. »Die werden zwar sicher alle relevanten Fakten und Zahlen ausgelöscht haben, aber man kann ja nie wissen, was aus Versehen stehen geblieben ist.«
    »Was hast du von Mister Mechanic Jim Grains erfahren?«
    Decker setzte sich hin und legte die Füße auf den Tisch. »Er und Linda haben eindeutig miteinander gebumst.«
    »Wie ist er so?« fragte Marge.
    »Nichts Besonderes. Hat Angst vor seiner Frau, einfach durchschnittlich und langweilig. Ich hab’ ihn heute morgen in den Computer eingegeben und seine Steuerunterlagen bekommen. Er ist zweiundvierzig und hat ein Nettoeinkommen von $34862,38. Damit kann er zwar mit seiner großen Familie leben, aber es bleibt wohl nicht viel übrig.«
    »Also hatte Linda es nicht auf sein Geld abgesehen«, sagte Marge.
    »Sieht nicht so aus.« Decker trank den kalten Kaffee, den er auf seinem Schreibtisch stehen gelassen hatte, und überflog dann zehn Minuten lang die Darcy-Papiere. Als er damit fertig war, sagte er: »Creighton

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