Abschied von Eden
Luke ist«, sagte Decker. »Ich glaube, Lindas Affäre mit Byron wurde von Darlene entdeckt und gestoppt, bevor Linda von ihm schwanger geworden sein konnte.«
»Also fehlt uns irgendwo ein Glied in der Kette«, sagte Marge.
»Also, ich weiß zwar nicht, wer’s ist«, sagte Hollander, »aber eins kann ich euch über ihn erzählen.«
»Was denn?« fragte Decker.
»Er hat viele Kinder.«
Decker und Marge sahen sich an.
Hollander redete weiter: »Rolland hatte fünf, Byron hat fünf, Grains sechs …«
»O Gott, ein typischer Fall von Brett vorm Kopf.« Decker ärgerte sich über sich selbst. »Natürlich! Linda hat vor vier Jahren mit der künstlichen Befruchtung aufgehört. Wegen der Schmerzen und wegen der Kosten … Aber sie hat nicht aufgegeben! Sie hat versucht, schwanger zu werden, indem sie mit Männern schlief, die einiges an Nachwuchs vorzuweisen hatten!«
»Und es hat funktioniert«, sagte Hollander.
»Das hast du gut gemacht, Mike. Ich hab’ das nicht erkannt, aber du hast das echt gut gemacht.«
»Ach, Quatsch. Aber wenn du dich erkenntlich zeigen willst, dann versuch doch mal rauszukriegen, ob die Dame vielleicht ’ne Cousine hat.«
»Was ist denn mit Donaldson?« fragte Marge Hollander. »Wie viele kleine Kröten hat der?«
»Steht nicht in seinem Profil«, sagte Hollander. »Du läßt nach, Pete.«
»Ich weiß es nicht genau, aber ich erinnere mich an mehrere Bilder von zwei kleinen Mädchen auf Donaldsons Schreibtisch.«
»Dann hat Linda ihn nicht gebumst«, stellte Hollander ganz sachlich fest. »Der Kerl hatte seine Zeugungsfähigkeit nicht genügend unter Beweis gestellt.«
Decker wollte gerade eine böse Bemerkung machen, da kam ihm plötzlich ein Geistesblitz. Er sprang auf und schnappte sich seine Jacke.
»Wo willst du hin, Sherlock?« fragte Marge.
»Das fehlende Glied in der Kette suchen.«
In einer Rekordzeit von sieben Minuten war er in der Manfred-Siedlung, wobei er allerdings einige rote Ampeln überfahren hatte. Sein Adrenalinspiegel kletterte in bedenkliche Höhen, und er fing dermaßen zu schwitzen an, daß er sein Hemd hätte auswringen können, als er bei Patty Bingham ankam. Sie öffnete ihm die Tür. Decker hielt sich gar nicht erst mit Nettigkeiten auf, sondern fragte sofort: »Wo ist Ihr Mann?«
»Nicht zu Hause.«
Ohne Pattys schrille Proteste zu beachten, ging Decker ins Haus. Wie beim ersten Mal sah es aus wie in einem Schweinestall. Der Fernseher plärrte, auf dem Sofa lag Wäsche herum, und aus dem Radio in der Küche drangen lautstark die Weisheiten eines Talk-Show-Psychologen. Die Kinder waren mehr oder weniger unbekleidet. Der Junge trug eine Badehose, eines der älteren Mädchen Shorts mit einem ärmellosen Top, und das Baby saß nackt auf dem Teppich und untersuchte sich.
Patty hatte ein Bikinioberteil an, dazu abgeschnittene Jeans. Ihre Haut hatte einen satten Braunton angenommen, doch ihre Nase war rot und schälte sich. Die langen spitzen Nägel an ihren nackten Füßen waren knallrot lackiert. Sie sahen aus wie blutige Nagelfeilen.
»Was, zum Teufel, fällt Ihnen ein, einfach so hier reinzuplatzen?« Patty stemmte einen Arm in die Hüfte und starrte ihm ins Gesicht. »Decker war doch Ihr Name, oder?«
Decker nickte. »Ich muß unbedingt mit Ihrem Mann sprechen, Mrs. Bingham.«
»Der ist arbeiten.«
»Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann?«
»Er ist Elektriker«, sagte Patty. »Im Außendienst. Was wollen Sie von ihm? Was hat er gemacht?«
»Rufen Sie bei seiner Firma an und bitten Sie sie, daß man ihn anpiepst.«
»Würden Sie mir freundlicherweise sagen, worum es geht?«
»Um das gleiche wie beim letzten Mal. Um dieses kleine Mädchen, das ich hier gefunden hab’. Nur jetzt weiß ich, wie sie heißt. Katie Darcy. Sagt Ihnen der Name Darcy was?«
Decker konnte die ganze Antwort von Pattys Augen ablesen. Ihr entgleisten die Gesichtszüge, und ihre Unterlippe fing an zu zittern. Ihre Augen blitzten gefährlich. Sie brüllte die Kinder an, sie sollten verschwinden. Alle gehorchten, ohne ein Wort zu sagen, bis auf das Baby, das zu weinen anfing. Patty nahm es auf den Arm und tröstete es mit sanften Worten und einem Kuß. Es dauerte eine Weile, bis Patty sich wieder gefaßt hatte. Als sie schließlich zu sprechen anfing, brachte sie nur ein Flüstern heraus.
»Das Schwein hat uns beide zur selben Zeit geschwängert. Sonst hätt’ ich ihn längst verlassen.«
»Warum haben Sie mir das nicht gleich beim ersten Mal
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