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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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hoffnungsvoll und voll herrlicher Träume.
    Bis er die Haustür knarren hörte und an heimkehrende Ehemänner oder Ungeheuer dachte und er hastig in die Kleidung schlüpfte, welche die Dame ihm überlassen hatte.
    Crit schritt mit äußerster Vorsicht und ohne den Blick von der Haustür zu nehmen, den Gartenweg entlang. Er war sicher, die Vampirin wußte, daß er da war. Er hatte die Hand um den Schwertgriff gelegt, was immer das auch nutzen würde, und stapfte durch das Unkraut unter toten Bäumen die wackligen Stufen hinauf.
    Die Tür öffnete sich, wie er es vorhergesehen hatte, da er bereits so weit gekommen war, ohne von Magie zerschmettert worden zu sein; sie öffnete sich in dem Moment, als er auf die letzte Stufe trat. Und sie kam heraus - in Schwarz gewandet und mit der Wärme einer Natter in den Augen.
    »Was wollt Ihr?« fragte sie. »Bin ich nicht fertig mit den Stiefsöhnen?«
    Er ließ die Hand am Schwertgriff wie um einen Talisman. »Offenbar seid Ihr mit meinem Partner nicht fertig. Ich bin gekommen, um Euch zu bitten, ihn in Ruhe zu lassen.«
    Er war kein Mann, dem Bitten leichtfiel und schon gar, wenn er mit leeren Händen wie ein Bettler kam. Er hatte nicht das geringste Verhandlungsangebot, und er war vollkommen machtlos gegen die verfluchte Hexe, absolut wehrlos, falls es ihr einfallen sollte, mit ihm zu tun, was sie mit Strat und so vielen, vielen anderen getan hatte.
    Wenn er ehrlich sein wollte, mußte er sich eingestehen, daß er ein Tor war, hierherzukommen, aber es war nicht das erste Mal, daß er sich für Strat ins Gefecht gestürzt hatte und, was mehr zählte, Strat sich für ihn - für diese Torheit hatte er des öfteren gute Lust gehabt, ihm Vernunft einzuprügeln. Einmal hatte er es tatsächlich getan, wenngleich vergebens. Freistatt war mit ihnen beiden hart umgesprungen, wie mit allen, die hierherkamen. Es war ein Pfuhl, der Leben in sich hinabzog. Und das Leben von Strat war offenbar eines davon.
    Deshalb war er hierhergekommen, waffenlos, wie Hexen und Hexer es sehen würden, und blickte zu der Vampirin hoch und sagte das einzige, was er sagen konnte: »Gebt ihn frei!«
    Schwarz, umflossen vom Licht der Lampen, stand sie in der Tür. »Das habe ich, Crit.«
    »Den Teufel habt Ihr!« Er kam die letzte Stufe herauf und stand am Eingang, wo er sie überragte. »Hört mit Euren Spielchen auf!«
    »Ich versichere Euch.« Sie ließ die Tür halboffen und trat näher. Sie hielt den schwarzen Samt des Umhangs über ihren bloßen Schultern am Hals zusammen, und ein Hauch von
    Moschus stieg Crit in die Nase. Er war sicher, daß sie darunter nackt war - eine andere Liebelei, eine weitere verdammte Seele. »Geht! Augenblicklich!«
    »Nennt Euren Preis. Einen Gefallen. Eine Entführung. Was es auch ist. Wenn Ihr einen hübschen Jüngling wollt - verdammt, ich kaufe Euch einen. Aber laßt meinen Partner in Ruhe!«
    Ihre Lippen wurden schmal, die Augen starr wie die einer Schlange. »Wie wär's mit Euch, Crit?«
    Er blickte zur Seite, aber nicht schnell genug.
    »Seht mich an!« forderte sie ihn auf. Er mußte es, obwohl er wußte, daß er dabei in den Abgrund gleiten konnte, obwohl er wußte, daß es keinen Ausweg gab. Ihre Höllenaugen hatten keinen Boden, außer der Hölle selbst, und den Blick abzuwenden war unmöglich. Aber er konnte sich immer noch wünschen, von hier weg zu sein, die Stufen hinunter und den Weg zur Gartentür und hinaus zu gehen - er konnte sich ein Entkommen immer noch wünschen.
    »Ein Handel?« sagte er. Als er begonnen hatte, sich mit ihr zu beschäftigen, hatte er das vermutlich geahnt. Vielleicht hatte er Strat deshalb weggeschickt und war hierhergekommen, so idiotisch das war, weil er nicht mehr weiter wußte und endlich wieder etwas hatte, woraus er sich was machte, und seine Hilflosigkeit nicht mehr ertrug.
    »Verschwinde!« sagte sie und stieß ihn, ohne ihn zu berühren. »Verschwinde, verdammt!«
    Er fing sich auf der letzten Stufe, keuchend und betäubt von dieser kalten Ablehnung; von der Gewißheit, daß seine dumme Hoffnung, sich und Strat aus dieser Situation herauswinden zu können, zunichte war; in einer Zeit, da Ranke unterging und sie hier hinter den Linien stationiert waren, ohne Sinn, ohne Zukunft, von keinem Nutzen für irgend jemanden, nicht einmal für sie selbst. Strat konnte diese Stadt nicht verlassen. Würde man ihn mit Gewalt fortbringen, würde er bei der ersten Gelegenheit fliehen und zurückreiten. So schlimm war es - und das hatte er

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