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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Vage. Aus längst vergangener Zeit.
    Sie hatte ihre eigenen Bedürfnisse - tödliche, dringende Bedürfnisse, seit Strat weg war - seit sie seine Bande gelöst hatte. Sie mußte Leben jagen, um ihr eigenes zu erhalten; und sie hatte bestimmte Vorlieben, was ihre Opfer betraf.
    Sie schritt weiter, wanderte durch die verrufensten Gegenden Freistatts, durch das Viertel südlich des Einhorns, dem Hafen zu. Schließlich war es ein Wegelagerer, der sie aufhielt.
    »Ich habe nichts für dich«, sagte sie, denn sie hatte ein wenig Gewissenbisse, die von ihren Bekanntschaften herrühren mochten. Er war sehr jung, hatte sie nicht bedroht. Möglicherweise war etwas an ihrem Verhalten, das ihn warnte, ihm zumindest ein bißchen zu denken gab, denn er blickte sich um, schaute nach allen Seiten wie nach einem Hinterhalt, bei dem diese Dame, die so offensichtlich nicht in diese Gegend paßte, der Köder war.
    Doch dann schien er neuen Mut zu fassen. Er zückte einen Dolch, trat einen Schritt oder auch zwei näher, als befürchte er, sie würde ihn anspringen - oder jemand aus den Schatten. Er forderte Geld.
    Es war das Messer, das ihre Bedenken vertrieb. Sie schob die Kapuze zurück, zwang ihn, sie anzusehen, und fragte mit leiser Stimme: »Bist du sicher, daß du willst, was ich wirklich habe?«
    Der Straßenräuber zögerte - sein Messer schimmerte zittrig in der Dunkelheit. »Eine Hure«, sagte er, »eine verdammte Hure.«
    »Ich weiß, wo wir hingehen könnten«, sagte sie, denn nun, da sie ihn näher angesehen hatte, stellte sie fest, daß er recht gut aussehen würde, wenn er gewaschen war, und er hatte Köpfchen, was ihm sein Leben retten mochte - ein paar Tage zumindest und vielleicht länger, wenn er vernünftig war.
    Er kam mit ihr zum Haus am Fluß, zu jenem Haus, das Vorübergehende nicht sahen, oder auf das sie, falls sie es sahen, nicht achteten - ein Haus zwischen Hecken verborgen, hinter einer niedrigen eisernen Gartentür, einem wild wuchernden Garten und halbtoten Bäumen.
    Sie wollte Licht - und schon flammte es von Kerzen und in Lampen, und so hell war es, daß der junge Wegelagerer schützend die Hand mit dem Messer - er hatte die Klinge nicht eingesteckt - vor die Augen hob und fluchte.
    Taz fluchte aufs neue, als dieses wirre Durcheinander von Seide und Satin, farbenprächtigen Stoffen und wertvollen Möbelstücken in diesem Haus betrachtet hatte, das von außen viel kleiner aussah als von innen.
    Eine Nische und ein mit Seide bedecktes Bett - sie machte es nie, strich es nur hin und wieder ein wenig glatt. Sie ließ den Umhang wie verschüttete Tinte auf den hellen Teppich, die bunten Stoffe fallen. Sie war ganz in Schwarz, von der Halskette wie aus Bluttropfen abgesehen. Ihre Haut war dunkel, das glatte Haar schwarz wie die Nacht, die Augen.
    Augen, von denen jeder Mann in seiner Jugend wußte, daß sie auf ihn warteten, irgendwo, irgendwann, falls er Mann genug war.
    Er vergaß, daß er hatte stehlen wollen. Er vergaß alles, außer dieser Frau, und fühlte sich nicht einmal gekränkt, als sie darauf beharrte, daß er sich in das Hinterzimmer begeben sollte und badete. Er konnte es ihr nicht übelnehmen, schließlich bot sie ihm vornehme Kleidung, die Art von duftender Seife, wie
    Edelleute sie benutzten, und sie strich, wohlriechend nach exotischen Spezereien und Moschus, mit einem Finger über seinen Nacken und blickte ihn an.
    »Tu alles, was ich sage, dann wirst du nicht nur heute nacht hier sein, sondern viele, viele Tage und Nächte - würde dir das gefallen? Du wirst nicht mehr stehlen müssen. Du wirst alles haben, was du dir nur wünschen kannst - wäre das nichts für dich?«
    Er konnte nicht glauben, daß dies Wirklichkeit war. Er starrte sie an, mit der Seife in den Händen, und stammelte: »Bist - bist du eine Hexe?«
    »Meinst du? Sag mir deinen Namen.«
    Es war gefährlich, Hexen seinen Namen zu nennen. Das hatte er gehört. Er blickte in ihre Augen und ertappte sich dabei, daß er wahrheitsgetreu antwortete: »Taz. Taz Chandi.«
    Ihre Finger fuhren sein Kinn nach. »Wie alt bist du, Taz?«
    Er wußte, daß sie älter war als er, aber er hatte keine Ahnung, wieviel. So log er: »Zweiundzwanzig.«
    »Neunzehn«, widersprach sie. Da erkannte er, wie gefährlich töricht es gewesen war, zu lügen, und bekam Angst. Aber sie küßte sanft und süß seine Lippen und überließ ihn seinem Bad und seinen Erwartungen - denen er sich zum ersten Mal hingab, seit er zwölf gewesen war - fremdartig und

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