Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
daß Strat ein Narr war und sie nicht verstand.
    Wie der Junge, der glaubte, ein Held sein zu müssen. Wie Strat - der nicht verlieren konnte und nicht lassen wollte, was er für sein Recht und für ihre Verpflichtung ihm gegenüber hielt.
    Der - ihr Götter! - zu lange mit ihr zusammengewesen war, um nicht zu wissen, was sie war, und der wenigstens einmal in seinem Starrsinn und Stolz die Beine in die Hand hätte nehmen sollen wie der Junge.
    Aber das verstand Strat nicht.
    Sie blickte zur Decke auf die hellen Lichter, die sich in ihren Augen spiegelten.
    Und unterbrach abrupt, was sie fühlte, denn Liebe war Zwang zu töten, er war selbst Teil der Zärtlichkeit, allgegenwärtig, und wenn ein Mann, der mit ihr intim war, seinen eigenen Kopf durchzusetzen anfing und die Frustration zur Gewalt wurde, bedeutete es seinen Tod. Das war für sie Lust - und Ärger über einen Narren -, und es war Schmerz und Rache, alles zusammen.
    »Verdammt!« rief sie und meinte jeden Gott, der ihr zuhören mochte, und den längst dahingegangenen Magier, der ihr diesen Fluch auferlegt hatte. Licht flammte um sie, ohne daß Kerzen niederbrannten.
    Wie ihr endloses, todloses Leben - das hatte sich seit hundert Jahren nicht geändert.
    Und so viele, so unzählig viele, lebten ihretwegen nicht mehr.
    Crit kam leise auf den Hof ihrer geheimen Unterkunft, warf die Zügel über den Kopf seines Pferds und führte es ebenso leise durchs Tor, weil er annahm, daß Gayle oben war; nicht, daß er als Kommandant eine Entschuldigung brauchte, des Nachts spät wegzugehen und heimzukommen - ob nun dienstlich oder um die Straße der Roten Laternen zu besuchen. Alle hatten anstrengende Schichten einlegen müssen, immer noch versuchten sie, Akten und den übrigen Papierkram aufs laufende zu bringen, und das bißchen Schlaf, zu dem Gayle oder Kama kamen, war schwer erarbeitet.
    Leise führte er das Pferd zur Stalltür und wirbelte abrupt herum, als er in der Dunkelheit einen Schritt hörte und einen großen Schatten bemerkte.
    Hirt!
    Der Hüne sagte: »Strat ist nicht in die Oberstadt geritten, sondern zu Randal.«
    »Warum?« fragte Crit gereizt. Er glaubte ohne weiteres, daß Strat sich irgendwo anders hin begeben hatte - doch zu Randal? Damit hätte er am wenigstens gerechnet. Aber er hatte keinen Grund, diesem uneingeladenen Besucher nicht zu glauben. Hirt kam und ging wie ein Geist, in seiner altmodischen gehämmerten Bronzerüstung und mit seinem riesigen lehmfarbenen Pferd mit der Pantherfellschabracke, den Zügeln aus geflochtenem Gras, dem Geruch von Morast. Crit war überzeugt, daß er ein Geist war. Er war hierhergekommen, nachdem Tempus mit den übrigen Stiefsöhnen weggeritten war, und hatte von Schuld und Ehre des Corps geredet, und von Dingen, die zu bedrückend waren, als daß er mehr darüber hätte hören wollen.*
    Hirt zuckte mit den Schultern, und die Hoflaterne ließ seinen Schatten noch wachsen, als er zur Seite trat. »Euer Partner steckt in Schwierigkeiten. Aber das wißt Ihr. Geht keinen Handel mit der Hexe ein.«
    »Was wollt Ihr?«
    Es beunruhigte Crit, beunruhigte ihn bereits, seit dieser Mann aufgetaucht war, die Art und Weise, wie er erschienen war; daß er sich als Söldner ausgab; daß er so vieles als gegeben hinstellte; daß er kam und ging, als hätten die Regeln keine Gültigkeit für ihn; Crit wußte nicht, weshalb er es ihm durchgehen ließ.
    Nur daß ihn viel an diesem Mann an den Geheimnisvollen erinnerte.
    »Geht zu Randal«, forderte Hirt ihn auf, und als Crit zum Stall wollte, faßte er ihn am Arm. »Wundert Euch über nichts. Eure Zeit hier nähert sich ihrem Ende.«
    »Zur Hölle!« Crit stapfte ein paar Schritte auf den Stall zu, ehe er abrupt stehenblieb. »Wessen Zeit? Wer hat Euch das gesagt? - Was hat Strat vor, verdammt?«
    Aber Hirt war verschwunden.
    Ischade hatte ihr Haus am Fluß verlassen und wanderte im Morgengrauen ziellos durch die Straßen von Freistatt. Sie dachte an Crit, dachte daran, was diese beiden miteinander verband und was Strat doch für ein Narr war.
    Sie hätte ihn zum Kommandanten von Freistatt gemacht, hätte es vielleicht, wenn nicht Tempus seinen Mann zurück gekauft* und Crit an Strats Stelle zum Kommandanten gemacht hätte.
    Wäre das nicht geschehen, hätte sie ihn zu mehr als das gemacht; sie hätte ihn sogar zu mehr als einen hohen Herrn des Rankanischen Reichs gemacht - wenn Tempus sich nicht eingemischt hätte, wenn der Krieg nicht gewesen wäre und wenn die Hoffnung

Weitere Kostenlose Bücher