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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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verstehen, daß es nur dieser eine war.
    »Und hat das etwas damit zu tun, warum du nicht sprechen kannst oder willst?« fragte er, und sie nickte wieder.
    Dayrne begann auf und ab zu gehen. Er hatte von den Steinen gehört, aber sie noch nie gesehen. Bis vor kurzem war er kein großer Gottesanbeter gewesen, und im Großen Tempel von Ranke war er noch nie gewesen. Er wandte sich an Rashan, als Chenaya den Brillanten zurück in den Beutel gab. Plötzlich kam ihm ein Verdacht. »Was wißt Ihr davon?« fragte er den Priester. »Ihr seid Savankalas oberster Diener in dieser Stadt. Hat sie deshalb Freistatt verlassen? Habt Ihr sie geschickt?«
    Rashan wrang die Hände und warf Dayrne einen gequälten Blick zu. »Nein! Nein!« protestierte er. »Das hätte ich nicht gewagt! Sie verriet mir nichts, als sie die Stadt verließ!«
    Dayrne packte den Priester am Ärmel. »Warum hat sie ihn Euch dann gezeigt?«
    Verärgert schlug Chenaya auf Dayrnes Hand, und er ließ den Priester los. Sie stellte sich zwischen die beiden. Dann entspannte sich ihr Gesicht und sie schob den Priester zurück zu einer Marmorbank und bedeutete ihm, sich zu setzen.
    Rashan faltete die Hände im Schoß, um ihrem Zittern Herr zu werden. »Beide Steine besitzen einen Teil der Macht Savankalas«, erklärte der Priester rasch. »Savankala selbst schenkte sie dem rankanischen Volk vor Generationen, als das Reich jung war, als Zeichen Seiner persönlichen Gunst.«
    »Sie enthalten einen Zauber?« knurrte Dayrne. Er wandte sich wieder Chenaya zu. »Also lastet ein Fluch auf dir?«
    Sie schüttelte den Kopf heftig.
    »Vielleicht wird das helfen«, Daphne schlenderte ins Zimmer, sie trug eine flache, braune Kiste, die, wenn man den Deckel öffnete, eine dünne Tafel aus weichem Wachstalg offenbarte und einen feinen Knochengriffel. Sie bot dies Chenaya an und lächelte ihr zu. Die beiden Frauen umarmten einander kurz. »Nur weil sie nicht sprechen kann, heißt das noch lange nicht, daß wir keine Antworten bekommen können. Mir persönlich gefällt sie besser, so wie sie jetzt ist.«
    Chenaya ignorierte Daphne, nahm die Wachstafel und fing an, mit der Griffelspitze in die weiche Oberfläche zu schreiben. Kurz darauf zeigte sie Rashan die Schachtel. Es waren keine Worte, sondern eine Zeichnung, die ein Sonnenrad darstellte.
    Daphne zog eine Braue hoch. »Sie ist nicht Lalo«, bemerkte sie.
    Der Priester betrachtete das Wachs. »Das heilige Sonnenrad in Ranke«, sagte er mit schiefem Blick.
    Chenaya schüttelte den Kopf und zeichnete das Symbol für Freistatt unter das Sonnenrad. Dann holte sie den Beutel hervor. Ohne den Brillanten herauszuholen, schob sie ihn in die Mitte ihrer Zeichnung.
    Rashans Gesicht wurde noch eine Spur bleicher. »Er soll in unserem Sonnenrad angebracht werden?« stieß er hervor, als er plötzlich verstand. »Er ist gestohlen! Gott würde mich erschlagen und den Tempel vernichten!«
    Chenaya schüttelte energisch den Kopf und schrieb auf die Tafel: Habe seine Erlaubnis.
    Der Ausdruck im Gesicht des Priesters änderte sich allmählich. Ein seltsames Licht schimmerte nun in seinen Augen, und er erhob sich. »Ihr habt es also akzeptiert. Ihr habt wieder mit ihm gesprochen!« Er streckte die Hände vor und legte sie auf Chenayas Schultern. »Ihr seid wahrhaftig die Tochter des Sonnengottes!«
    Dayrne betrachtete Chenayas Gesicht, das sich gereizt verzog. Sie stieß die Hände des Priesters zurück. Das war ein alter Streit zwischen Rashan und Cheyne. Daß Chenaya in der Gunst des Leuchtenden Vaters stand, war kein Geheimnis, aber der Priester war seit einiger Zeit geradezu fanatisch davon überzeugt, daß sie tatsächlich die wahre Tochter des Sonnengottes war. Rashan hatte sogar versucht, Dayrne davon zu überzeugen, was ihm mit Hilfe eines seltsamen Gemäldes, das in Chenayas Zimmer hing, fast gelungen wäre.
    Chenaya rieb mit der Handfläche über das Wachs, und löschte alles, so daß die Tafel neu beschrieben werden konnte. Rasch, aber exakt ritzte sie zwei kleinere Sonnenräder nebeneinander ins Wachs. Unter eines setzte sie das Symbol für Freistatt. Unter das andere das Symbol Rankes. Dann schrieb sie Savankalas Wille.
    Rashans Gesicht veränderte sich. Die Besorgnis wich Entschlossenheit und Erregung. »Einer in Ranke und einer in Freistatt«, rief er aus. »Dann müssen wir es sogleich tun.« Er wirbelte zu Dayrne herum und gestikulierte aufgeregt mit den Händen. »Das erklärt, warum der Himmel in letzter Zeit so grau war«,

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