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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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unangenehmen Ermittlungsarbeit am mitternächtlichen Mord an Fackelhalters von ihm getrennt lebender Gemahlin und Chenayas Vater steckte.
    Sei wieder meine Augen, meine Ohren!
    Diesmal setzte Walegrin die sorgsam gehegte Protektion durch Freistatts mächtigsten Regierungsbeamten aufs Spiel.
    Sie wird mich umbringen, argumentierte er, wozu es zwar wahrscheinlich wirklich kommen würde, was aber nicht der wahre Grund war, weshalb er sich von Landende fernhielt. Er wußte, daß ihm der Tod nichts ausmachen würde, wenn Chenaya ihn zuvor mit zu sich nach oben nahm. Fackelhalter hatte nicht auf seinem Verlangen beharrt, und Chenayas und Walegrins Wege hatten sich noch nicht gekreuzt, aber der Kommandant konnte mit keiner Frau reden, ohne an Chenaya zu denken. Er war einfach zu kribbelig.
    Thrusher wußte von der Sache mit Chenaya. Es gab wohl kaum einen Mann in Freistatt, der nichts über die legendäre Chenaya wußte. Anfangs hatte Thrusher seinen Freund nach Einzelheiten gefragt, aber nachdem er eine begeisterte Beschreibung seiner Erlebnis gehört hatte, derengleichen ihm versagt bleiben würde, hatte er das Interesse verloren. Er hatte keine Ahnung, wie sehr Chenaya Walegrin im Kopf herumging; er konnte sich nicht vorstellen, daß eine verzagte, magere Weberin ihn so sehr an Chenaya erinnern konnte.
    Sie leerten die Kanne und kehrten auf Streife zurück. Ihre Freundschaft war im Augenblick gespannt. Der Nachmittag war eine endlose Patrouille durch die Hafengegend, vorbei am Kai, dem Zoll und den Lagerhäusern. Das große schwarze Schiff hatte alle Laufplanken, außer einer eingezogen. Die beysibischen Händler waren momentan alle im Palast und schlossen private Geschäfte ab; im großen und ganzen blieben die Beysiber unter sich. Zu Schlägereien zwischen beysibischen Besuchern und Freistättern kam es selten.
    Das große schwarze Schiff würde vielleicht ein oder zwei Wochen im Hafen liegen, doch schon nach ein paar Tagen achtete kaum noch jemand darauf. Walegrin kehrte zu seinen eigentlichen Pflichten als Kommandant zurück. Einmal täglich begab er sich zum Karawanentor, um sich die neuen Rekruten anzusehen, sofern es den anderen Offizieren überhaupt gelungen war, welche anzuwerben. Walegrin erklärte den Rekruten, daß sie denselben Sold bekommen würden wie ein Soldat in der rankanischen Armee - fünf Goldkronen im Monat -, aber er sagte nie, daß sie zur rankanischen Armee gehörten.
    Es war kein großer Andrang, doch allmählich füllten sich die Reihen. Die dritte Wachschicht, die früher Zip und seine halbwilde Bande bestritten hatten, wurde wiedereingeführt und die beiden anderen neu organisiert.
    Thrusher übernahm die neue Einheit und Walegrin höchstpersönlich die Ausbildung eines hinter den Ohren noch recht feuchten jungen Leutnants namens Wedemir.
    Wedemir war stämmig und dunkel wie Thrusher, hatte jedoch ein rundes Gesicht mit breiter Stirn - unverleugbar ein Winder. Er gab sein Alter als zweiundzwanzig an. In diesem Alter war Walegrin von den unteren Rängen zum Offizier befördert worden. Walegrin fand den Mann jung für seine Jahre. Zumindest war Wedemir nicht mit dem Mißtrauen belastet, das Walegrin bis zu seinen Dreißigern mit sich herumgeschleppt hatte. Wedemirs Personalakte war untadelig. Während der schlimmsten Anarchie hatte er an den Barrikaden gekämpft und Dinge gesehen, von denen er seiner Familie sicher nichts erzählt hatte.
    »Mein Vater ist Lalo, der Maler«, sagte der Junge fast entschuldigend, als Walegrin mit ihm die Kaserne verließ, damit sie sich im Streifendienst besser kennenlernten.
    Walegrin wußte es. Er wußte auch, daß Wedemirs Mutter Gilla war; daß sein jüngerer Bruder bei den Tumulten während des falschen Pestalarms ums Leben gekommen war; daß seine Schwester für eine beysibische Familie im Palast arbeitete. All das und mehr wußte er aus Molin Fackelhalters Unterlagen. Im Augenblick galt sein Interesse jedoch mehr der Frau, die aus der Gerichtshalle kam und aufs Westtor zuging. Er führte Wedemir, der weiter von seiner Familie erzählte, Richtung Übungsplatz, wo Thrusher den neuesten Rekruten den Unterschied zwischen rechts und links erklärte.
    »Ich glaube, sie waren nicht sehr erfreut darüber, daß ich zur Armee gegangen bin. Nicht, daß sie je etwas direkt darüber sagen würden. Nun, meine Mutter vielleicht schon, aber mein Vater nicht.«
    Die Frau drehte sich um. Walegrin sah flüchtig ihr Profil, ehe Thrushers Rekruten dazwischenkamen, aber nicht

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