Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abschiedskuss

Abschiedskuss

Titel: Abschiedskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hellberg
Vom Netzwerk:
dass ich das merke? Aber ich will ihm zeigen, dass alles an ihm okay ist, dass ich ihn umarmen und, so wie er ist, an mir spüren will. Nur reden mag ich nicht. Die Stille um uns herum erscheint mir wie ein heiliger Zufluchtsort.
    Ich streiche ihm mit der Hand durch sein wirres Haar, über sein raues Kinn und den Hals. Er schluckt und wagt es endlich, sich in meinen Arm und gegen meine Brust sinken zu lassen. Ich spiele mit dem dunklen Haar auf seinem Körper, das sich verglichen mit dem Haar auf seinem Kopf so weich anfühlt. Es fasziniert mich, dass er so behaart ist, und ich finde es unerhört aufregend, meine Finger über seinen Leib wandern zu lassen. Er riecht so gut.
    Die Fenster unseres kleinen Nestes klappern, und es pfeift durch den Schornstein. Ich folge einem Muster in seinem Pelz, wandere nach unten, umkreise den Nabel und kitzele ihn vorsichtig. Er lacht, und in der Dunkelheit sehe ich ein Glitzern in seinen Augen. Er drückt seine Nase an meinen Hals und knabbert dann vorsichtig mit den Lippen an meiner Brust. Immer wieder und wieder, bis die ganze Brustwarze in seinem Mund verschwindet. Er beißt ganz leicht zu, aber ausreichend fest, dass es zwischen meinen Beinen pulsiert. Ich zucke und lache ebenfalls. Es ist ein glückliches und erstauntes Lachen, denn jetzt wächst er an meiner Seite, glatt und lang und leicht federnd. Dass man so daliegen und zusammen lachen kann. Dass zwei Menschen einfach so daliegen können. Das finde ich unerhört. Dann rollt er sich wieder über mich, dieses Mal weich und geschmeidig. Er ist jetzt mutig. Er weiß, dass ich ihn will. Ich stöhne, als er in mich eindringt, und er stöhnt ebenfalls, denn ich umschließe ihn ganz fest, jetzt wo er so groß ist.
    Draußen hat der tosende Sturm mehrere Dachpfannen losgerissen. Die Bäume biegen sich im Wind, und die Kähne auf den Kanälen schaukeln mit unheilvollem Knarren gegeneinander. Bald wird sich alles entladen. Die wenigen Seelen, die immer noch draußen auf den Straßen unterwegs sind, eilen in Pubs und Lebensmittelläden, um vor dem ungemütlichen Eisregen Schutz zu suchen, der schon seit Stunden in der Luft gehangen hat und jeden Augenblick über den Gassen niedergehen, sie zum Schäumen bringen wird.
    Aber davon wissen wir nichts, und es kümmert uns auch nicht. Wir befinden uns hier eng umschlungen in Sicherheit. Jack bewegt sich weich und langsam. Trotz der Dunkelheit sehe ich, während er sich über mir auftürmt, dass ihm sein langes Haar in die Augen hängt. Er schiebt es nicht beiseite. Er sieht wild aus. Wild und froh und frei. Es ist, als wolle er sich jetzt Zeit lassen und erkunden, wie es sich für mich und ihn aus verschiedenen Perspektiven anfühlt. Er will herausfinden, ob er nicht neue Stellen in mir finden und neue keuchende Bestätigungen dafür erhalten kann, dass es schön ist. Er erhält sie.
    Ich nähere mich dem Ende früher als Jack, aber als er merkt, dass ich auf dem Weg bin, wächst seine Lust und er öffnet einen Riegel. Mit einer großartigen, gegenseitigen Kraftanstrengung werden wir in einen gemeinsamen Höhepunkt geschleudert, ein dunkelrotes, rhythmisches Chaos aus jammernden Lauten und zwei feucht glänzenden, miteinander verschmelzenden Körpern, die anschließend bleischwer unter verknoteten Laken ineinander ruhen, während der Sturm weiterzieht.

34. Kapitel
    »Sie kannten meine Mutter.«
    Chesterfield antwortet nicht. Wir sind allein in seinem Büro. Ich mag mich nicht setzen. Ich beginne noch einmal. Ich will nicht, dass das Ganze in ein Streitgespräch ausartet.
    »Ich selbst habe sie nicht gekannt«, sage ich zögernd.
    Chesterfield fährt sich mit der Hand über Mund und Kinn. Er hat sich heute noch nicht rasiert.
    »Wir sind uns so ähnlich«, fahre ich fort und deute auf das kleine Gemälde. »Ich war sehr schockiert, als ich das Bild dort sah. Sie müssen das verstehen. Sie haben es gemalt, nicht wahr? Sie haben sie gemocht?«
    Sein Blick wirkt verschwommen, unfokussiert.
    »Ich …«, beginnt er, aber seine Stimme trägt nicht.
    Stattdessen beugt er sich über sein Schreibzeug und seine Ordner und nimmt ihr Bild von der Pinnwand. Er betrachtet es mit unergründlicher Miene und reicht es mir dann. Das Bild ist auf ein Stück Holz gemalt und findet in meiner Handfläche Platz.
    »Gemocht ist nicht unbedingt das Wort, das ich wählen würde. Ich … ich … diese Sache erfüllt mich mit Verzweiflung«, murmelt er. »Sie müssen mir glauben. Ich verstehe nicht … Maja, bitte

Weitere Kostenlose Bücher