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Abschiedskuss

Abschiedskuss

Titel: Abschiedskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hellberg
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und gebe mir keinerlei Mühe, die Enttäuschung in meiner Stimme zu verbergen.
    »Ich weiß bei diesem Kurs nicht, ob er … mir entspricht«, murmelt Jack und lässt den Kopf hängen. »Oxford passt irgendwie nicht zu mir. Meine Eltern wären natürlich sehr enttäuscht. Sie arbeiten bis zum Umfallen, damit ich hier sein kann. Das Darlehen reicht ja nicht mal, um die Hälfte der Studiengebühren zu begleichen. Sie haben eine Hypothek auf ihr kleines Haus aufgenommen und alles in meine Ausbildung investiert, was sie eigentlich für die Rente sparen müssten … ja, zum Teufel. Da ist keine Erbschaft im Hintergrund. Meine Mutter ist Krankenschwester. Aber wenn ich mehr verkaufen würde, einen Namen hätte … dann könnte ich ihnen das Geld zurückzahlen. Verstehst du?«
    Ich fluche insgeheim. Sein Zorn, seine innere Glut. Seine Abneigung, sich mit anderen abzugeben. Jetzt weiß ich den Grund. Geliebter, geliebter … Meine Hand will ihn berühren, sich unter den Wollpullover schieben und seine Haut spüren, aber ich unterdrücke den Impuls.
    Stattdessen tätschelt Jack mir die Wange. In der Bewegung liegt etwas Abwesendes, aber das scheint beabsichtigt. Auch ich bin nicht ganz anwesend. Er nimmt meine Handschuhe vom Tisch, steckt sie zerstreut in seine Tasche und ergreift meine Hand. Er drückt sie fest und lässt nicht los. Seine große, trockene Pranke umschließt meine Hand, so dass sie fast verschwindet.
    Wir lassen unsere Kaffeetassen auf dem Tisch stehen und wandern in Jerichos tiefhängenden eisigen Nebel hinaus. Langsam, ganz allmählich kehren wir wieder in die Gegenwart dieses trüben, kalten Dezembernachmittags und zueinander zurück. Mich überkommt eine Art Ruhe, in der ich, wie ich spüre, länger verweilen möchte. Langsam gehen wir die abschüssige Straße entlang, die zum Kanal und zu Jacks zugigem möbliertem Zimmer in dem schiefen, grauweißen Haus führt.
    Es ist sonst niemand zu Hause, und ich bin erleichtert, Rupert nicht begegnen zu müssen. Jacks Mitbewohner sind bereits weggefahren, um die Weihnachtsferien zu Hause zu verbringen. Aber obwohl wir das unordentliche Wohnzimmer und die recht gemütliche Küche für uns hätten, ziehen wir uns in stillem Einvernehmen oder einer gemeinsamen unausgesprochenen Sehnsucht sofort in Jacks Schlafzimmer zurück.
    Jack zieht die Gardinen zu und zündet zwei Kerzen an. Als er fragend auf den CD -Player deutet, schüttele ich den Kopf, umschlinge mit den Armen seine Taille und lehne meinen Kopf an sein Herz. So stehen wir eine Weile da, es ist wie ein Tanz, ein langsamer Walzer, und ich denke, dass es seltsam ist, dass es so viel Luft, so viel Raum zwischen zwei Menschen geben kann, obwohl sie so dicht beisammen sind.
    In intensiver Stille pellen wir uns Schicht um Schicht gegenseitig aus unseren Kleidern. Das Zimmer ist kühl, und unsere Nasenspitzen sind wie Glas, wenn sie sich berühren. Dann legen wir uns nebeneinander ins Bett, ziehen die Decke bis ans Kinn und eng um uns herum. Wir sorgen dafür, dass Beine und Füße vollständig bedeckt sind, und versuchen, alle Öffnungen aus dem Inneren unserer Betthöhle heraus zu schließen. Die eisige Bettwäsche wird durch die Berührung unserer Körper langsam warm. Ein schneidender Wind pfeift über Jerichos schadhafte Dachfirste hinweg.
    Ich bin in sexuellen Dingen fast gänzlich unerfahren, aber selbst ich begreife nach einer Weile, dass unser Unterfangen, trotz der eifrigen Münder und raschen Hände, die all das Schöne und Neue streicheln, fühlen und erkunden wollen, nicht sonderlich gut gelingt.
    Aber das macht mir nichts aus. Vielleicht weil es verrät, dass Jack auch nicht sonderlich avanciert ist. Das gibt mir ein Gefühl der Sicherheit, und mich überkommt eine Welle der Zärtlichkeit für ihn. Wir sind gewissermaßen auf demselben Niveau. Auch Jack begreift langsam, dass wir so nicht weiterkommen.
    Er zieht sich mit einem Seufzer zurück und lässt sich neben mich auf die Matratze fallen. Er schämt sich doch wohl nicht? Draußen ist der Nachmittag in den Abend übergegangen, und der Wind hat noch weiter aufgefrischt. Die Decke, ein altmodisches Federbett, liegt schwer und unnachgiebig auf uns. Ich spüre, dass Jacks Oberarme vor Anspannung zittern. Dann wende ich mich zu ihm um und schiebe meinen Arm unter seinen Nacken. Im ersten Augenblick wird er ganz starr, versteht nicht recht, was ich will, und wagt es nicht, sich zu entspannen. Er ist jetzt warm und verschwitzt, vielleicht will er nicht,

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