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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Fingernägel entgegen. »Glaubst du etwa, die wechseln täglich von allein die Farbe?«
    Sie steht auf, packt ihn am Ärmel und zieht ihn aus dem Abteil.
    »Aber so kann ich doch nicht durch den Zug laufen!«, versucht Diego sich zu wehren.
    »Ach, papperlapapp! Mann oder Memme? Jetzt stell dich nicht so an. Machst doch sonst immer einen auf großen spanischen Macho.«
    »Warte, wir kommen mit!«, ruft Henny ihr hinterher und schnappt Nele am Arm. »Oder willst du noch hierbleiben?«
    »Nein«, antwortet Nele. »Eine Pause kann nicht schaden. Der Wodka hat doch ganz schön reingehauen.«
    Für einen ganz kurzen Moment bin ich ein bisschen traurig, dass Nele schon geht. Mein Schoß wird sie vermissen und sich irgendwie leer anfühlen. Aber wie gesagt, nur für einen ganz, ganz kurzen Moment, eigentlich kaum erwähnenswert.
    »Okay, was jetzt?«, fragt Marlon und öffnet die Kühltasche. »Asbach-Cola?«
    Was denn, schon wieder eine Flasche? Marlons Schlagzahl ist echt unmenschlich. Na ja, bin ja selbst dran schuld. Das wusste ich schließlich schon vorher. Mit Marlon zu trinken ist Hochleistungskampfsport.
    »Was haltet ihr von einem Waffenstillstand für den Rest der Zugfahrt?«, schlage ich gähnend vor.
    »Hä?«, fragt Lars neben mir schläfrig.
    »Von wegen einschlafen, meine ich.«
    »Sehr gute Idee«, brummelt Seba.
    »Vergesst es«, grinst Marlon. »Keine Chance. Wer einschläft, hat verloren. Immer und überall und bis wir wieder zu Hause sind.«
    Mist, verfluchter. Aber ich hab’s ja geahnt. Bei Marlon gibt es keine Gnade, niemals.
    Ich schaue auf die Uhr. Noch ungefähr zwölf Stunden, bis wir in Lucca sind. Und so wie es aussieht, werde ich nicht ohne Edding im Gesicht dort ankommen. Na, das fängt ja gut an.

2
    »So, das müsste es sein«, sagt Wuttke und bleibt vor einem Haus stehen, das nicht größer ist als eine stinknormale Reihenhaushälfte.
    Was denn, hier? Das soll eine Jugendherberge sein? Nie im Leben.
    »Na, super. Und wo schlafen wir? «, fragt Marlon gehässig.
    »Jetzt wart’s doch erst mal ab«, sagt Wuttke und klingelt an der Eingangstür.
    Es dauert einen Moment, dann öffnet ein älterer Mann, Mitte fünfzig vielleicht, die Tür. Er begrüßt Wuttke auf Italienisch, Wuttke stammelt irgendetwas auf Italienisch zurück, dann dreht er sich zu uns um.
    »Hier sind wir richtig«, sagt er. »Das ist Signore Andreoli, der Herbergsvater. Er zeigt euch gleich die Zimmer. Frau Panzer, Sie gehen dann mit den Mädchen. Jungs, ihr haltet euch an mich.«
    Stimmt, die Panzer. Die habe ich ja noch gar nicht erwähnt. Wahrscheinlich, weil sie auch nicht erwähnenswert ist. Unsere weibliche Begleitperson, eine Referendarin. Keine Ahnung, warum sie dabei ist, wir hatten sie noch nie im Unterricht. Aber wahrscheinlich ist eine weibliche Begleitperson vorgeschrieben und außer ihr hatte keine Bock auf uns gehabt. Sie bestimmt auch nicht, aber als Referendarin kann man sich das wohl kaum aussuchen. Egal, jedenfalls ist die Panzer total nichtssagend und unauffällig. Gegen Henny und Co hat sie nicht den Hauch einer Chance. Die Mädels werden ihr schön auf der Nase herumtanzen.
    Wir betreten die sogenannte Jugendherberge. Drinnen sieht sie auch nicht viel größer aus, sehr seltsam. Der Herbergsvater zeigt auf eine Tür und brabbelt irgendwas auf Italienisch.
    »Das ist der Speisesaal«, übersetzt Wuttke. »Hier treffen wir uns dann auch in einer Stunde zu einem verspäteten Frühstück. Haben das alle gehört? In einer Stunde hier!«
    Wir folgen dem Herbergsvater. Er öffnet wieder eine Tür. Von dort aus führt eine Treppe nach unten, und als wir dort angekommen sind, stehen wir plötzlich im Freien, mitten auf einem Hof, der von zwei Gebäuden umrahmt ist. Okay, jetzt kapiere ich es. Diese Jugendherberge ist bei Weitem nicht so winzig, wie sie von der Straße aus gewirkt hat, weil sie in einen Hang hineingebaut wurde. Oben wohnt wahrscheinlich nur der Herbergsvater und hier unten ist jede Menge Platz für die Gäste. Nicht schlecht, so kommt man sich nicht in die Quere. Wobei es natürlich perfekt wäre, wenn Wuttke und die Panzer auch oben pennen würden.
    Signore Andreoli erklärt gerade wieder etwas auf Italienisch, während wir ungeduldig wartend den Hof bevölkern. Plötzlich öffnet sich eine der Türen und eine Schar Mädchen strömt heraus.
    »Aber hallo!« Diego stupst mich an. »Was ist das denn Feines? Sind die etwa extra für uns? Nette Geste. Italien fängt an, mir zu gefallen.«
    Die

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