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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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zu lassen. Diese Frauen werden doch ausgenutzt, wenn nicht sogar dazu gezwungen. Du willst mir doch nicht erzählen, dass die das freiwillig machen.«
    »Wieso nicht?«, erwidert Henny. »Wenn es ihnen Spaß macht.«
    Henny zwinkert Nele und mir unauffällig zu. Alles klar, verstanden. Es geht hier nicht um eine ernsthafte Diskussion, sondern einzig und allein darum, Yvonne auf die Palme zu bringen.
    »Spaß?«, fährt Yvonne ihre Stimme empört noch eine Oktave höher. »Du glaubst, denen macht das Spaß? Was soll daran denn Spaß sein?«
    »Na, der Sex natürlich. Oder macht dir Sex etwa keinen Spaß?«
    »Ja … doch, natürlich macht mir Sex Spaß. Aber … aber doch nicht so auf Befehl und vor laufender Kamera mit tausend Leuten drum rum und irgendeinem Typ, den ich wahrscheinlich noch nie vorher gesehen habe und vielleicht total eklig finde!«
    »Ach«, winkt Henny ab, »so schlimm ist das nicht. Die lernen sich bestimmt vorher schon mal kennen. Das muss ja auch alles erst mal durchgesprochen werden, die Choreografie, der ganze Ablauf und so. Und diese Pornotypen haben zumindest immer gute Bodys und sind topfit.«
    »Ja, aber …«, Yvonne schnappt fassungslos nach Luft, »aber wo bleibt denn da die Liebe?«
    »Wieso?«, fragt Henny. »Was hat Sex denn mit Liebe zu tun?«
    »Na, alles!«, überschlägt sich Yvonnes Stimme. »Sex und Liebe gehören zusammen! Sex ohne Liebe, das … das geht doch gar nicht!«
    Stimmt. Das sehe ich auch so. Nur etwas unaufgeregter und mit tieferer Stimme. Sex ohne Liebe würde bei mir wohl auch nicht funktionieren. Wohingegen Onanieren wohl am besten ohne Liebe klappt. Zumindest bei Jungs. So schließt sich der Kreis auch wieder zur Pornoindustrie. Keine Ahnung, wie das bei Mädchen mit dem Onanieren ist. Dass sie es machen, steht außer Frage. Warum auch nicht? Aber wen sie sich dabei vorstellen, keinen Plan. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass es wohl eher keine Pornodarsteller sind.
    »Ach so«, kontert Henny. »Du bist also der Meinung, dass nur Liebespaare Pornos drehen dürfen? Am Ende müssen sie vielleicht sogar noch verheiratet sein, oder wie?«
    »Nein, es sollen überhaupt keine Pornos gedreht werden!« Yvonne haut auf den Tisch.
    Ich sehe die Jungs die Treppe herunterkommen.
    »Okay«, zische ich den Mädels zu. »Schluss jetzt. Anderes Thema. Wie gesagt, ihr wisst von nichts.«
    Marlon und Lars kommen auf unseren Tisch zu. Marlon transportiert irgendetwas in seinem T-Shirt. Als er bei uns angekommen ist, purzeln fünf Dosen Bier auf den Tisch, San Miguel.
    »Hab ich Dressel abgeschwatzt. Greift zu.«
    Was wir natürlich gerne tun. Die Dosen öffnen sich zischend, wir stoßen an.
    »Wo wart ihr denn?«, fragt Henny. »Aus Jonas war nichts rauszukriegen.«
    »Guter Mann.« Marlon zwinkert mir zu. »Wieso bist du eigentlich so schnell abgehauen?«
    Weil ich keinen Bock mehr auf Pornazzi hatte. Aber das würde er wohl kaum verstehen.
    »Ich musste plötzlich mal ganz dringend aufs Klo.« Ich grinse ihn an.
    »Verstehe«, grinst er zurück.
    Na also, funktioniert doch. Er denkt, ich hätte mir einen runtergeholt, und ich habe meine Ruhe.
    »Ach, kommt!«, quengelt Henny. »Jetzt sagt schon. Was habt ihr da oben gemacht?«
    »Na gut«, seufzt Marlon. »Aber so spannend ist die Sache gar nicht. Ihr werdet bestimmt total enttäuscht sein.«
    »Das lass mal unsere Sorge sein«, erwidert Henny. »Los, raus damit.«
    »Wir haben nur gepokert«, sagt Marlon. »Dressel hat seinen Pokerkoffer dabei und wir haben eine Runde gezockt. Stimmt’s, Jungs?«
    Wir nicken alle bestätigend, wobei ich mich beherrschen muss, ernst dabei zu bleiben.
    »Soso, ihr habt also nur gepokert«, sagt Henny. »Und warum durften wir dann nicht dabei sein?«
    »Na, das ist ja wohl klar«, antwortet Marlon. »Weil Frauen nicht pokern können.«
    »Was ist denn das für ein Bullshit!«, protestiert Henny. »Wieso sollten Frauen denn nicht pokern können?«
    »Weil ihr viel zu gefühlsbetont seid«, entgegnet Marlon. »Beim Pokern muss man cool sein. Frauen sind nicht cool.«
    »Es gibt aber auch Frauen, die pokern!«, wirft Yvonne ein.
    »Ja, aber die verlieren immer.«
    »Tun sie gar nicht!«, erwidert Yvonne. »Außerdem können Frauen viel besser lügen als Männer. Und darum geht es ja wohl beim Pokern, ums Lügen.«
    »Es geht nicht ums Lügen, sondern ums Bluffen«, sagt Marlon. »Und dazu muss man eben cool sein. Man darf sich nie anmerken lassen, ob man gute oder schlechte Karten hat. Und

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