Abschlussfahrt
Zwischenzeit als sehr höflich. Nicht nur, dass er es mit Leichtigkeit schafft, die Strumpfhosenverpackung aufzureißen, er hilft der armen Frau auch noch völlig selbstlos beim Anziehen. Er streift den Strumpf über ihren Fuß und schiebt ihn an ihrem Schenkel entlang bis ganz nach oben. Moment mal, wie soll sie denn jetzt den anderen Fuß in das rechte Strumpfhosenbein kriegen? Oh. Okay. Nicht mehr nötig. Sein Kopf ist unter ihrem Rock verschwunden.
»Na also, geht doch.« Marlon grinst.
Also, wenn ich eine Frau wäre und mir ein wildfremder Kerl in einer leeren U-Bahn plötzlich und ohne jede Vorwarnung seinen Kopf zwischen die Beine stecken würde, dann könnte dieser offensichtlich perverse Drecksack aber was erleben. Doch der U-Bahn-Fahrerin scheint das nichts auszumachen. Im Gegenteil, es gefällt ihr offensichtlich sogar ziemlich gut, denn sie knöpft sich selig lächelnd die Bluse auf. Komisch, an ein Extrapaar Strumpfhosen hat sie gedacht, aber ihre Unterwäsche offensichtlich komplett zu Hause vergessen.
»Das sind Dinger, was?«, stellt Lars fest.
»Pornazzi!«, freut sich Signore Andreoli wieder.
»Die sind nie im Leben echt«, bemerkt Seba.
»Aber verdammt gute Arbeit«, entgegnet Marlon.
Okay, das reicht, ich muss raus hier. Auch wenn ich nachher wahrscheinlich als Weichei beschimpft werde, genug ist genug. Auf Dauer ist mir das echt zu abstoßend und öde.
Meine Hand tastet hinter dem Rücken nach der Türklinke und drückt sie nach unten.
Geschafft, ich bin raus. Ich wische mir das Testosteron von der Stirn und richte meinen zu eng gewordenen Schritt. Ganz so spurlos ging die Schwarzhaarige auch an mir nicht vorbei.
Als ich unten ankomme, sitzen die Mädels immer noch am Tisch. Yvonne sieht mich. Sie stupst Henny an und nickt in meine Richtung.
»Wo sind denn die anderen?«, will Henny wissen.
»Ja«, sagt Yvonne. »Was gab’s denn da oben so Spannendes, dass wir nicht mitkommen durften?«
»Oh, glaubt mir«, verdrehe ich theatralisch die Augen. »Das wollt ihr gar nicht wissen.«
»Oh, doch!«, sagt Henny bestimmt. »Und ob wir das wissen wollen!«
»Na gut«, flüstere ich und beuge mich über den Tisch. »Ich verrate es euch.«
Die Mädels rutschen mit den Stühlen etwas näher an mich heran und lehnen sich mir erwartungsvoll entgegen. Ich öffne verheißungsvoll meinen Mund, die drei hängen an meinen Lippen.
»Die Jungs dürfen aber nie erfahren, dass ihr es wisst«, ermahne ich die drei mit ernstem Blick. Sie nicken.
Nachdem ich noch verschwörerisch nach links und rechts geguckt habe, ziehe ich meine Augenbrauen nach oben und flüstere ganz leise: »Pornazzi.«
»Was?«, fiept Yvonnes Stimme grell, und Henny, Nele und ich zucken vor Schreck zusammen.
»Por-naz-zi«, wiederhole ich langsam. »Die Jungs ziehen sich oben Pornos rein.«
»Wie bitte?«, fiept Yvonne entrüstet.
»Signore Andreoli hat in seinem Wohnzimmer zum gemeinsamen Hardcoregucken geladen«, erläutere ich.
»Wie jetzt?«, fragt Nele. »Die hocken da bei dem Alten in der Bude und gucken sich mit ihm zusammen Pornos an?«
»Genau so ist es«, bestätige ich.
»Iiiiiih!«, quiekt Yvonne. »Ist ja eklig!«
Ich nicke. »Was glaubst du, warum ich so schnell wieder hier war.«
»Ach, komm, jetzt tu doch nicht so«, sagt Henny. »Ist doch nicht so wild. Jungs gucken alle ab und zu mal Pornos. Du bestimmt auch.«
»Das habe ich auch nie abgestritten«, sage ich. »Aber nicht im Rudel und mit älteren Männern zusammen.«
»Stimmt«, pflichtet Nele mir bei. »Das ist schon irgendwie abartig.«
»Pornos sind grundsätzlich abartig«, sagt Yvonne mit angeekeltem Gesicht. »Und ich kapier einfach nicht, wie sich eine Frau für so etwas Widerliches hergeben kann.«
»Hm. Könnte es vielleicht daran liegen, dass sie Geld dafür kriegt?«
Das habe ich nicht gesagt. Das war Henny. Ich werde mich hüten, als einziger Mann in einer Frauenrunde etwas zur Verteidigung der Berufswahl von Pornodarstellerinnen beizusteuern. Das steht Männern nicht zu, denn diese Filme werden immerhin fast ausschließlich für Männer produziert. Wenn Männer keine Pornos gucken würden, gäbe es wahrscheinlich gar keine. Von alleine würde sicher keine Frau darauf kommen, sich beim Sex filmen und für wildfremde Männer als Wichsvorlage vervielfältigen zu lassen. Aber, wie gesagt, ich halte mich da besser raus.
»Natürlich kriegt sie Geld dafür«, sagt Yvonne. »Aber das ist doch noch lange kein Grund, sich dermaßen erniedrigen
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