Abschlussfahrt
Mädchenzimmer hier.«
»Na gut, okay.« Adrian streift seufzend sein Oberteil ab. »Hast ja Recht.«
Er schlüpft auch noch aus der Hose.
»Los, her mit dem Teil«, winkt ihm Marlon zu und kramt etwas aus seiner Hosentasche.
»Und damit du auch nicht in Versuchung kommst, wird das Ding jetzt besonders gründlich entsorgt«, sagt Marlon grinsend.
»Was hast du vor?«, fragt Lars.
»Meine Herren, die besten Plätze sind am Fenster«, antwortet Marlon und verlässt mit dem Schlafanzug unterm Arm das Zimmer.
Wir drängen alle ans Fenster. Der Hof ist mittlerweile menschenleer und nur das Licht an den Hauseingängen beleuchtet ihn schwach. Marlon erscheint auf der Bildfläche, er schleicht über den Hof und schaut sich immer wieder um. Jetzt geht er auf einen der metallenen Abfallbehälter zu, die neben den Tischen stehen. Er winkt uns zu und hält den Schlafanzug demonstrativ über den Mülleimer. Eine kleine Flamme flackert plötzlich aus seiner Faust. Sie nähert sich dem Schlafanzug.
»Das bringt er nicht«, flüstert Seba neben mir fassungslos.
»Und ob der das bringt«, entgegnet Lars. »Kennst ihn doch.«
Das sehe ich allerdings auch so. Marlon Meinicke zerstört durch Entzünden eines Kinderschlafanzugs die Jugendherberge. Das bringt er, keine Frage.
Eine Stichflamme lodert auf, der Hof ist plötzlich hell erleuchtet. Marlon verbrennt sich fast die Flossen, lässt das Teil schnell fallen und rennt zurück ins Haus. Im Mülleimer flackert es noch kurz, dann herrscht wieder Dunkelheit.
»So viel dazu«, sagt Marlon, als er wieder zurückkommt. »Wer kommt mit ins Bad?«
Wir sammeln alle unsere Kulturbeutel zusammen und folgen ihm.
Als wir zehn Minuten später zurück ins Zimmer kommen, liegt Diego auf seinem Bett.
»Hey, unser Spanier ist wieder da!«, begrüßt ihn Marlon freudig. »Wo hast du denn gesteckt?«
»Nirgends hat der gesteckt «, frotzelt Lars. »Der tut doch nur so.«
»Na los, erzähl schon«, drängt Seba. »Was lief denn mit der Französin?«
Diego verschränkt die Arme hinter dem Kopf. »Tja, das würdet ihr wohl gerne wissen.«
»Sag ich doch«, fühlt sich Lars bestätigt. »Überhaupt nichts ist da gelaufen.«
»Wenn du meinst«, entgegnet Diego und grinst. »Wie heißt es doch so schön: Der Gentleman genießt und schweigt.«
»Es sei denn, der Gentleman ist ein notgeiler Spanier mit dicken Cojones«, sagt Marlon. »Na los, raus damit, wir wollen Einzelheiten.«
»Sorry, Männer, keine Chance. Ich habe der Mademoiselle strengste Diskretion versprochen.«
»Quatsch«, erwidert Marlon. »Das hat die doch überhaupt nicht verstanden. Und an Versprechen in einer Fremdsprache muss man sich sowieso nicht halten. Könnte ja immer sein, man hat sich versprochen. Also los jetzt, lass dich nicht so feiern. Wo habt ihr’s gemacht? Wie lange hat es gedauert? Können Französinnen es besser französisch als Deutsche?«
Aber Diego bleibt eisern. »Von mir erfahrt ihr nichts. Nada. Wenn ihr wissen wollt, wie es mit einer Französin ist, hättet ihr euch eben selbst eine schnappen müssen. Waren ja genug da.«
»Morgen ist eine fällig«, sagt Lars. »Aber hundertpro.«
»Ich setze eine Million dagegen«, erwidert Diego.
»Ey, wenn du eine flachlegen kannst, was ich übrigens immer noch nicht glaube, dann kann ich das schon lange. Denkst wohl, du wärst der Coolste, nur weil du einen auf Latinlover machen kannst.«
»Okay«, sagt Diego ernst und streckt Lars seine Hand entgegen. »Wir wetten. Um eine Flasche Wodka.«
Lars zögert.
»Ja, wie jetzt?«, setzt Diego nach. »Große Klappe und nichts dahinter?«
»Wenn ich eine Französin abschleppe, kriege ich eine Flasche Wodka?«, vergewissert sich Lars.
»So ist es. Und wenn nicht, kriege ich eine.«
»Gut, gebongt«, willigt Lars ein. »Die Flasche ist mir sicher.«
»Schon möglich«, grinst Diego fies. »Vorausgesetzt, du treibst morgen irgendwo unterwegs eine Französin auf. Die hier reisen nämlich in ziemlich genau sieben Stunden ab Richtung Heimat.«
»Was?« Lars fährt hoch. »Aber … das hättest du vorher sagen müssen! Die Wette gilt nicht!«
Diego kugelt sich vor Lachen auf seinem Bett.
»Im Ernst jetzt!«, beschwert sich Lars. »Du kriegst von mir keine Flasche Wodka! Kannst du vergessen!«
»Tja, da hast du Pech gehabt«, grinst Marlon. »Wette ist Wette. Ihr habt ja nicht definiert, um welche Französinnen genau es geht.«
Lars’ Blick wandert auf Unterstützung hoffend zu mir und Seba,
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