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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Texas Holdem?«
    Oh ja, Pokern, sehr geile Idee! Ich bin zwar nicht der allerbeste Pokerspieler, aber Verlust und Gewinn halten sich bei mir meistens die Waage und es macht einfach Spaß.
    »Ich bin dabei«, sage ich.
    »Ich auch«, sagt Seba.
    »Sowieso«, nickt Lars.
    »Um Geld?«, fragt Adrian zögerlich.
    »Nein, um Gummibärchen.« Marlon verdreht die Augen. »Natürlich um Geld. Fünf Öcken Einsatz pro Runde. Der Gewinner kriegt den ganzen Pott.«
    »Nee, dann lass mal«, winkt Adrian ab. »Ich hab erst einmal gespielt, ich verlier sowieso.«
    »Kein Problem. Es wird niemand zu seinem Glück gezwungen«, sagt Marlon. »Was ist mit dir, Diego?«
    »Lasst uns das Ganze vereinfachen«, grinst Diego. »Ihr gebt mir eure Kohle gleich und ich erspare euch die Demütigung einer schmerzhaften Niederlage.«
    »Abwarten«, gibt Marlon zurück. »Wer beim Pokern so mit seinen Cojones in der Luft herumwedelt, geht meistens mit einem leeren Sack nach Hause.«
    Wir lachen.
    »Okay«, sagt Marlon. »Dann legt mal ein bisschen Kohle für Schoppen auf den Tisch. Pokern ohne Bier ist nämlich strafbar. Am besten, wir holen gleich ’ne ganze Palette. Jonas, kommst du mit?«
    Ich nicke.
    Die Jungs legen alle ein paar Euro auf den Tisch, ich sammle sie ein. Marlon und ich stehen auf.
    »Wir treffen uns dann unten«, sagt Marlon zu den anderen. »Wäre klasse, wenn ihr Wuttke gleich ein bisschen ablenken könntet. Er muss ja nicht unbedingt sehen, was wir hier vorbeischleppen.«
    Marlon und ich verlassen den Speisesaal, wobei wir erst rechts antäuschen, dann aber nach links abhauen. Wir öffnen die Haustür, dann stehen wir draußen.
    Marlon schaut sich um. »Wo ist denn der Laden? Sascha hat doch gesagt, direkt neben dem Eingang.«
    »Da?« Ich zeige auf eine Treppe, die hinunter zu einer Tür führt. Wir gehen hin und Marlon drückt die Türklinke. Es ist offen. Wir gehen hinein und bleiben vor einer schmalen Verkaufstheke stehen.
    »Ist kein Schwein zu sehen«, stellt Marlon fest. »Selbstbedienung?«
    »Lieber nicht.«
    Ich schaue mich um und entdecke auf dem Tresen eine mit Klebeband befestigte elektrische Klingel. »Guck mal, da. Soll ich?«
    Marlon nickt und ich drücke auf den Knopf. Ein elektrisches Summen ist leise aus einiger Entfernung zu hören.
    Wir warten einen Moment, aber nichts passiert.
    »Mach noch mal«, fordert mich Marlon auf und ich drücke erneut die Klingel, diesmal etwas länger.
    Wieder einen Moment Stille, dann hören wir Schritte. Jemand kommt eine Treppe herunter. Kurz darauf steht Signore Andreoli vor uns und lächelt uns an.
    »Ah, mio amici! Pornazzi!« Er zwinkert uns zu.
    »Äh … si … pornazzi.« Ich zwinkere zurück.
    Dann sagt er etwas, was ich nicht verstehe, aber ich nehme an, er möchte wissen, was wir kaufen wollen. Marlon sieht das anscheinend genauso.
    »Birra«, sagt er. »Wir hätten gerne Birra.«
    »Ah, si!«, grinst Signore Andreoli, öffnet einen Kühlschrank hinter sich, holt zwei Dosen San Miguel heraus und stellt sie vor uns auf den Tresen.
    »No.« Marlon schüttelt den Kopf. »Mehr davon. Viel mehr. Mucho birra.«
    »Ich glaube, das war jetzt aber Spanisch«, flüstere ich Marlon zu.
    »Na und?«, flüstert Marlon zurück. »Das Bier ist doch auch spanisch. Vielleicht kann er ja Spanisch.«
    Verstanden hat er uns anscheinend, denn er öffnet erneut den Kühlschrank und greift mit zwei Händen so viele Dosen, wie er kann, und stellt sie zu den ersten beiden. Er sieht uns fragend an.
    »Noch mehr«, sagt Marlon. »Mucho, mucho! Gib uns am besten gleich die ganze Palette!«
    Er zeigt auf den Kühlschrank und formt mit Armen und Händen ein Rechteck vor seiner Brust.
    Signore Andreoli kriegt große Augen, holt mit zweifelndem Blick die Palette aus dem Kühlschrank und stellt sie neben die Dosen.
    Marlon füllt die Palette mit den einzelnen Dosen auf und zählt sie dabei. »Genau vierundzwanzig«, sagt er. »Fünf schulden wir Dressel noch, der Rest müsste für heute Abend reichen. Bezahl den Mann.«
    »Was hat Sascha gesagt?«, frage ich. »Ein Euro pro Stück?«
    »Genau«, antwortet Marlon.
    Ich zähle vierundzwanzig Euro ab und lege sie vor Signore Andreoli auf den Tresen.
    »Grazie«, sagt er und steckt das Geld in seine Hosentasche.
    »Okay«, sagt Marlon und schnappt sich die Palette. »Arrivederci.«
    »Halt, warte!«, sage ich. »Brauchen wir nicht noch was für den Wodka zum Mixen?«
    Marlon stellt die Palette wieder ab.
    Signore Andreoli sieht uns abwartend an.

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