Abschlussfahrt
nach vier Bissen komplett in meinem Mund verschwunden.
Der Salat der Mädels kommt, jeweils eine Riesenschüssel voll. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal neidisch auf eine Schüssel Salat sein könnte, aber eben gerade bin ich es. Verdammt, sehen diese Tomaten lecker aus. Und die Gurken erst. Ob ich mir auch so einen bestelle? Aber wenn ich mir jetzt einen Salat bestelle, fange ich mir jede Menge blöde Sprüche von den Jungs ein. Sich gesund zu ernähren, ist in unseren Kreisen etwa so angesehen wie Herpes. Also kein Salat. Aber dann auf jeden Fall noch so eine Hobbit-Pizza. Ich winke den Kellner zu uns heran.
»Ich hätte gerne noch mal das Gleiche«, sage ich und zeige auf meinen leeren Teller.
»Ja, ich auch«, sagt Seba.
»Für mich auch«, nickt Diego.
»Und noch eine Runde grande birra!«, streckt Marlon ihm sein leeres Glas entgegen und zeigt reihum auf unsere.
Der Kellner hat anscheinend verstanden, denn er nickt und verschwindet Richtung Tresen.
Zwei Stücke Pizza und drei große Bier später gibt mein Magen endlich Ruhe. Marlon scheint auch satt zu sein, denn er rülpst laut und ausgiebig.
»Oh Mann, das muss doch echt nicht sein«, stöhnt Nele.
»Marlon, du Sau!«, schimpft Yvonne. »Du bist echt widerlich!«
»Was denn?« Er rülpst noch mal. »In Japan ist das ein Zeichen höchster Wertschätzung für den Küchenchef.«
»Wir sind aber nicht in Japan«, motzt Yvonne. »Wir sind in Italien. Und hier ist das mit Sicherheit wie bei uns ein Zeichen höchster Peinlichkeit.«
»Mir ist aber nichts peinlich«, erwidert Marlon.
»Das ist ja das Problem«, seufzt Yvonne.
»Wollen wir dann mal zahlen?«, schlage ich vor.
»Gute Idee«, sagt Seba. »Wie viel Uhr ist es eigentlich?«
»Viertel nach zwei«, antwortet Adrian.
»Wir müssen unbedingt noch was zu saufen kaufen«, sagt Marlon. »Hat irgendjemand unterwegs einen Supermarkt oder so was Ähnliches gesehen?«
Allgemeines Kopfschütteln.
»Irgendwo finden wir schon was«, sage ich und gebe dem Kellner ein Zeichen, dass wir bezahlen wollen.
Er kommt und legt uns einen ellenlangen Kassenbon auf den Tisch, dessen Endbetrag uns erst mal schlucken lässt. Da steht dick und fett: einhundertsechsundachtzig Euro.
»Ach du Scheiße«, staunt Lars. »Haben wir den Laden etwa gekauft?«
Ich schnappe mir den Bon und betrachte ihn genauer.
»So ein Stück Minipizza kostet satte fünf Öcken«, stelle ich fest. »Und ein großes Bier vier.«
»Hab ich doch gleich gesagt, die reinste Touristen-Abzocke«, beschwert sich Seba.
Wir kramen alle unsere Portmonees heraus und rechnen zusammen, wer was bezahlen muss. So schnell ist man zweiundzwanzig Euro los. Sauerei. Dafür fällt das Trinkgeld dann auch mit insgesamt vier Euro dementsprechend mager aus.
»Arrivederci, ihr verfickten Blutsauger«, grüßt Marlon noch freundlich zum Abschied, dann sind wir draußen.
Die Suche nach einem Supermarkt gestaltet sich doch schwieriger, als wir dachten. Wir latschen kreuz und quer durch die Stadt, kein Supermarkt weit und breit. Zum Glück finden wir schließlich in einer schmalen Seitengasse einen Schnapsladen und decken uns dort mit vier Flaschen Wodka ein. Für mehr reicht unser Geld leider nicht mehr, aber der Abend sollte damit erst mal gerettet sein.
Die Zugfahrt verläuft relativ ereignislos, gegen fünf sind wir zurück in der Jugendherberge und alle verziehen sich auf die Zimmer.
Nachdem ich geduscht habe, lege ich mich auf mein Bett, stöpsle mir Kopfhörer in die Ohren und schalte ein bisschen ab. Normalerweise bin ich ja nicht der Typ, der gerne allein ist, aber wenn man plötzlich den ganzen Tag Leute um sich herum hat, ist es auch mal ganz erholsam, sich für eine Weile zurückzuziehen.
Nach dem Abendessen steht Wuttke auf und richtet sich an die gesamte Klasse: »Wer Lust hat, kommt in den Gemeinschaftsraum, wir veranstalten eine kleine Quizshow«, ruft er. »Es gibt auch etwas zu gewinnen! Der Rest kann sich gerne anderweitig beschäftigen. Aber bitte das Gelände nicht verlassen!«
»Eine Quizshow, genau!« Marlon tippt sich an die Stirn. »Da hab ich aber eindeutig die bessere Idee. Hey, Dressel!«
Dressel sitzt zwei Tische weiter.
»Brauchst du deine Pokerchips heute Abend?«
»Wir wollten später vielleicht ’ne Runde spielen.«
»Kannst du sie uns solange mal leihen?«
»Kein Problem! Komm gleich bei uns im Zimmer vorbei, dann geb ich sie dir!«
»Super, danke! So, das wäre geritzt. Wer hat Lust auf ein paar gepflegte Runden
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