Abschlussfahrt
Freundschaften!
Als wir wieder nach draußen kommen, reißt Marlon gerade beide Arme zur Siegerpose in die Luft.
»Na, wo sind deine Cojones jetzt?« Er grinst Diego an. »Ich sag dir, wo sie sind! In meinem Portmonee!«
»Oh, Mann!«, flucht Diego. »Konnte ja keiner ahnen, dass da ausgerechnet noch ein König drunter ist, verdammte Scheiße!«
Ich werfe den Jungs ihre Bierdosen zu und setze mich hin.
»Nächste Runde!«, quengelt Yvonne ungeduldig. »Ich will endlich wieder mitspielen, das macht Spaß!«
Die Chips werden wieder verteilt, Lars gibt. Diese Runde läuft wesentlich besser für mich. Für Yvonne auch. Sie nimmt einen nach dem anderen vom Tisch. Und das noch nicht mal mit besonders guten Karten. Sie hat sehr schnell kapiert, worum es beim Pokern geht. So schnell, dass schließlich nur noch wir beide übrig sind. Und ich verliere. Zum Glück können die Jungs mich deswegen nicht auszählen, denn sie haben ja schließlich selbst gegen Yvonne verloren.
»Reines Anfängerglück«, frotzelt Marlon in Richtung Yvonne. »Noch mal schaffst du das ganz sicher nicht.«
»Das werden wir ja sehen«, erwidert sie. »Wer gibt?«
»Seba ist dran«, sagt Diego.
Seba fängt an zu mischen, als Dressel mit einer Bierdose in der Hand zu uns an den Tisch kommt.
»Fangt ihr gerade neu an?«, fragt er. »Dann steige ich mit ein, wenn ihr nichts dagegen habt.«
»Klar, setz dich«, sagt Marlon. »Hier ist jeder willkommen, der etwas zu trinken und fünf Euro dabeihat.«
Dressel greift an seine Gesäßtasche.
»Shit!«, flucht er. »Augenblick, ich muss nur schnell meine Kohle holen.«
»Kein Problem«, sagt Marlon. »So viel Zeit muss sein.«
Dressel verschwindet, wir genehmigen uns in der Zwischenzeit eine Runde Wodka-O.
»Schon wieder leer«, stellt Diego fest, als der Karton bei ihm angekommen ist. »Ist in dem anderen noch was drin?«
Seba hebt den zweiten Karton kurz an und schüttelt.
»Nö, auch alle«, sagt er.
»Haben wir noch was?«, fragt Diego.
»Ja«, antworte ich. »Unter meinem Bett ist noch ein O-Saft und genug Wodka.«
»Dann gehe ich mal noch was mixen«, sagt Diego und steht auf.
Ein kurzer Blick zu Nele. Nein, sie bietet ihm nicht an mitzukommen. Zum Glück. Ein Bild mit Diegos Fingern in ihrem Mund schießt mir durch den Kopf. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Rein platonisch gesehen, natürlich.
Diego verschwindet und Dressel kommt zurück.
»Kann mir einer von euch bis nachher ’nen Fünfer leihen?«, fragt er. »Ich komm an mein Geld leider gerade nicht ran. Susi und Strolch blockieren das Zimmer.«
Na, herzlichen Glückwunsch. Das kann wohl länger dauern.
Susi und Strolch. Das größte Liebespaar der Weltgeschichte. Zumindest was die Weltgeschichte unserer Klasse betrifft. Die beiden heißen wirklich so. Susi und Strolch. Ohne Scheiß. Sie heißt Susen Klaucke und er Christian Strolch. Und sie hängen immer zusammen. Nein, nicht hängen, eher kleben. Die beiden haben ständig Körperkontakt. Wenn sie nicht gerade mit Fummeln oder Knutschen beschäftigt sind, halten sie allerwenigstens Händchen. Immer und überall. Gerüchte besagen, dass sie sogar Händchen haltend zusammen auf die Toilette gehen. Wobei ich mich da schon frage, wie das funktionieren soll. Abwechselnd? Erst sie und dann er? Wer reißt das Klopapier ab? Na ja, egal, nicht mein Problem. Jedenfalls gönnen sich siamesische Zwillinge gegenseitig mehr Privatsphäre als die zwei.
»Was, echt?«
Marlon wird hellhörig.
»Die ficken jetzt gerade bei euch im Zimmer?«
»Entweder das, oder er zieht ihr einen Zahn, so wie die schreit«, antwortet Dressel.
Marlon erhebt sich blitzartig von seinem Stuhl. Da ist es wieder, das fiese Marlon-Grinsen. Das heißt nichts Gutes. Zumindest nicht für Susi und Strolch.
»Los, alle mitkommen!«
»Mensch, lasst die zwei doch in Ruhe«, fiept Yvonne. »Die beiden haben sich eben ganz doll lieb, das ist doch was Schönes.«
Wir ignorieren ihre Bemerkung einfach und folgen Marlon bis zur Tür, hinter der sich Susi und Strolch gerade ganz doll lieb haben. Marlon gibt uns ein Zeichen, stehen zu bleiben, und legt seinen Zeigefinger auf die Lippen. Vorsichtig legt er sein Ohr an die Tür und lauscht. Ein sehr breites Grinsen in unsere Richtung. Seine Hand greift die Türklinke, er drückt sie ganz vorsichtig nach unten, es ist abgeschlossen.
Marlon kommt zu uns zurückgeschlichen.
»Okay, Folgendes«, flüstert er. »Ihr bleibt hier. Ich hole nur schnell meine Kamera. Aber
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