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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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zu Hause kann man keine zehn Meter gehen, ohne über eine Pizzeria zu stolpern, aber hier gibt es anscheinend keine einzige. Sehr seltsam. Haben am Ende etwa gar nicht die Italiener die Pizza erfunden? Aber wer dann? War das vielleicht nur die sehr clevere Geschäftsidee eines schwarzhaarigen Deutschen namens Karl-Heinz Pizzer? Die große Pizzaverschwörung. Wer weiß? Und vielleicht geht das sogar noch weiter. Die Lasagne wurde in Wirklichkeit vom Franzosen Jaques La Sagne erfunden. Und die Röhrchennudeln hat ein gewisser Toni aus Riga entwickelt. Oh Mann, ich drehe langsam durch vor Hunger.
    »Da drüben!«, sagt Henny. »Das sieht doch ganz gut aus, oder?«
    Sie zeigt auf etwas, was wie ein Café aussieht. »Los, da gehen wir jetzt rein«, sage ich ungeduldig, und zum Glück widerspricht mir niemand.
    Wir betreten den Laden, Pizzaduft schlägt uns entgegen. Ja, hier sind wir genau richtig.
    »Buongiorno«, begrüßt uns eine nett aussehende Frau hinter dem Tresen.
    Wir nicken ihr freundlich zu und setzen uns an einen Tisch in der Ecke. Die Stühle reichen nicht, also klauen wir uns noch drei vom Nachbartisch. Als wir alle sitzen, kommt ein Kellner und drückt jedem von uns eine Karte in die Hand. Dann sagt er irgendwas auf Italienisch, was natürlich keiner von uns versteht.
    »Ich glaube, er will wissen, was wir trinken wollen«, flüstert Yvonne.
    »Ein leckeres Bier«, sagt Marlon. »Und zwar groß.«
    Der Kellner sieht ihn fragend an.
    »Der Kerl versteht mich nicht«, grinst Marlon. »Jetzt passt mal auf. Aber nicht lachen!«
    Er legt sein allerfreundlichstes Gesicht auf und flötet in zuckersüßem Ton: »Ich hätte gerne ein Bier, du Trottel. Und zwar zackig. Sonst fick ich deine Schwester.«
    So viel zum Thema Botschafter unseres Landes. Lars verschwindet unter dem Tisch, weil er natürlich lachen muss. Die anderen haben sich ganz gut im Griff, und der Kellner hat zum Glück wirklich kein Wort verstanden, denn er schaut Marlon immer noch fragend an.
    Diego unterdrückt ein Kichern und wendet sich freundlich an ihn. »Una birra«, sagt er. »Grande.«
    »Ah, una birra, si!«, lächelt der Kellner und schreibt es auf seinen Notizblock.
    »Si«, grinst Marlon. »Für mich bitte auch, du Depp.«
    »Ja, ich auch«, meldet sich Seba.
    Ich nicke dem Kellner bestätigend zu, die Mädels bestellen der Einfachheit halber Cola, das versteht man in jedem Land.
    »Du bist so ein Arschloch, Marlon«, gluckst Henny, als der Kellner mit der Bestellung verschwunden ist.
    »Sonst fick ich deine Schwester!«, wiederholt Lars prustend. »Wie geil war das denn?!«
    »Das hätte auch schön nach hinten losgehen können«, sage ich. »Es soll Italiener geben, die Deutsch können.«
    »Ach, komm schon! No risk, no fun«, grinst Marlon dreckig zurück.
    Fünf Minuten später kommen unsere Getränke und wir geben die Essensbestellungen auf, ohne Schimpfwörter. Henny und Yvonne bestellen Salat, der Rest hält sich an Pizza.
    Marlon hebt sein Glas.
    »Was heißt noch mal Prost auf Italienisch?«, fragt er in die Runde.
    »Salute!«, antwortet Diego.
    »Ist das nicht Spanisch?«, fragt Yvonne.
    »Nein, auf Spanisch heißt es salud!«, erklärt Diego.
    »Na dann, salute!«, ruft Marlon und wir stoßen alle an.
    Das Bier ist schön kühl und schmeckt wirklich verdammt lecker, aber ich nehme trotzdem nur einen kleinen Schluck, mein Magen braucht echt erst etwas Festes, sonst dreht er durch.
    Als mein Glas halb leer ist, kommt der Kellner mit ein paar Tellern in der Hand auf unseren Tisch zu. Endlich Futter! Ich hätte es auch keine Minute länger ausgehalten. Einer der Teller landet vor meiner Nase. Ja, wie jetzt? Das soll alles sein? Ihr wollt mich wohl verarschen!
    Da liegt ein winzig kleines, rechteckiges Stück Pizza vor mir. Was soll das denn bitte schön sein? Eine Pizza ist rund und hat genauso groß zu sein wie der Teller! Das ist keine Pizza, das ist eine Zumutung! Wie soll denn davon jemand satt werden? Die große Pizzaverschwörung, ich hatte also Recht.
    »Was ist das denn?« Marlon betrachtet sein Stück ebenso skeptisch. »Da ist ja nicht mal ein Rand dran.«
    »So sieht das aus, wenn meine Mutter zu Hause Pizza macht«, stöhnt Adrian.
    »Das ist ja wohl totaler Nepp«, sagt Seba. »Die reinste Touristen-Abzocke.«
    »Schmeckt aber lecker«, sagt Diego, der sich bereits die Hälfte seiner Pizza in den Mund geschoben hat.
    Immerhin etwas. Wenn es denn stimmt. Ich beiße skeptisch ein Stück ab. Tatsache, echt lecker. Und

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