Abschlussfahrt
aller Zeiten. Und zwischendurch immer wieder küssen und küssen und küssen. Ohne jeden Zweifel, das ist der absolut beste Tag der ganzen Abschlussfahrt.
Aber irgendwann hat auch der größte Spaß ein Ende. Es ist halb fünf, als Wuttke uns zur Abfahrt zusammentrommelt. Und nachdem wir Betzel wieder ausgegraben haben, geht es zurück Richtung Jugendherberge.
Beim Abendessen hauen wir alle richtig rein. Erstens, weil wir vom Strand total ausgehungert sind, und zweitens, weil wir eine gute Grundlage für den Abend brauchen.
So richtig fassen kann ich es eigentlich noch nicht, dass ich in ein paar Stunden achtzehn werde. Volljährig. Was heißt das überhaupt? Klar, der ganze rechtliche Kram, ich darf dann wählen und bin geschäftsfähig und was weiß ich noch alles. Aber sonst? Werde ich mich plötzlich anders fühlen? Erwachsener vielleicht? Hoffentlich nicht, das klingt verdammt langweilig. Aber wahrscheinlich wird überhaupt nichts passieren. Was sollte morgen schon großartig anders sein als heute? Ich werde genau derselbe sein, nur mit einem Riesenkater. Eins steht nämlich fest: Heute wird richtig gesoffen!
Als alle fertig mit essen sind, steht Wuttke auf und klatscht dreimal laut in die Hände.
»Hallo!«, ruft er. »Alle mal herhören, bitte!«
Der Geräuschpegel sinkt.
»Die meisten von euch werden es bestimmt wissen, Jonas hat morgen Geburtstag.«
Stellenweise branden Jubel und Applaus auf.
»Genau«, fährt Wuttke fort. »Und weil das auch noch ein ganz besonderer Geburtstag ist, nämlich sein achtzehnter …«
Jubel und Applaus werden lauter, einzelne Pfiffe mischen sich darunter.
»Ich habe bereits mit Signore Andreoli gesprochen«, brüllt Wuttke dagegen an. »Und da wir zurzeit die einzigen Gäste in der Jugendherberge sind, hat er nichts dagegen, wenn es heute Abend ein bisschen lauter wird und wir in Jonas’ achtzehnten Geburtstag reinfeiern!«
Tosender Applaus und Gejohle.
»Und ausnahmsweise erlaube ich zu diesem Anlass auch ein bisschen Alkohol!«
Unbeschreiblicher Jubel.
»Aber alles in Maßen!«, fügt Wuttke hinzu. »Und nur Bier! Habt ihr das verstanden? Kein Wodka, kein Tequila, kein Rum, kein Schnaps, nur Bier!«
Verstanden haben das alle. Ob sich auch nur einer daran hält, ist die andere Frage.
»Ich würde sagen, wir versammeln uns so gegen neun Uhr unten im Hof!«, ruft Wuttke. »Diego? Du sorgst doch bestimmt gerne für ein bisschen Musik?«
»Si, Señor!«, ruft Diego zurück. »Wird gemacht!«
»Prima!« Wuttke lächelt. »Dann also bis nachher um neun!«
»Ja, wie geil«, grinst Lars. »Wir dürfen sogar ganz offiziell saufen.«
»Das macht einiges wesentlich leichter«, sagt Marlon und wendet sich an mich. »Hast du die Kohle schon dabei?«
Ich nicke. In meiner linken Hosentasche knistert ein Hunderter.
»Sehr gut. Dann lass uns mal Bier holen.«
Keine zwei Minuten später stehen wir in Signore Andreolis Laden und drücken auf die Klingel am Tresen. Kurz darauf steht er vor uns.
»Ah, Pornazzi!«, grinst er uns an.
»Si, Pornazzi!«, erwidert Marlon.
»Birra?«
»Si«, sage ich. »Birra.«
Er dreht sich um und öffnet den Kühlschrank.
»Ähm.« Marlon schnippt mit dem Finger. »Hallo?«
Signore Andreoli dreht sich zu uns um.
»How much do you have?«, fragt Marlon.
Signore Andreoli sieht uns verständnislos an.
»Wie viel Birra ist da drin?«, fragt Marlon und zeigt auf den Kühlschrank. »How much?«
»Ah, si!« Signore Andreoli lächelt. »Uno momento!«
Er dreht sich wieder um und zählt vor sich hin brummelnd die Dosen.
»Trenta-sei«, sagt er, als er damit fertig ist.
Marlon sieht mich fragend an. »Wie viele sind das auf Deutsch?«
Ich zucke mit den Schultern.
Signore Andreoli nimmt sich einen Kuli vom Tresen, schreibt etwas auf einen Zettel und schiebt ihn uns entgegen.
»Sechsunddreißig«, liest Marlon laut vor. »Das ist viel zu wenig.«
»Allerdings«, seufze ich.
»Haben Sie noch mehr?«, wendet sich Marlon wieder an Signore Andreoli und zeigt auf das Hinterzimmer des Ladens. »More Birra? Irgendwo da hinten vielleicht? Im Lager?«
»Ah!«
Signore Andreoli hat uns anscheinend verstanden. »Di più?«
»Genau.« Marlon nickt. »Più. Alles, was du hast. Her damit.«
Signore Andreoli verschwindet kurz. Als er zurückkommt, schreibt er wieder etwas auf den Zettel.
»Achtundvierzig«, liest Marlon. »Das hört sich doch schon besser an. Achtundvierzig und sechsunddreißig sind?«
»Vierundachtzig«, antworte
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