Abschlussfahrt
ich.
»Okay!« Marlon grinst Signore Andreoli an. »Wir hätten gerne vierundachtzig Bier.«
»Quanto?«, fragt Signore Andreoli.
Marlon nimmt ihm den Kuli aus der Hand und schreibt 84 auf den Zettel.
»Ottanta-quattro birra?«
Signore Andreoli sieht uns mit großen Augen an.
»Haargenau«, bestätigt Marlon. »Ottanta-quattro.«
»Mamma mia!«
Er verschwindet wieder und kommt mit zwei Paletten zurück, die er auf der Theke abstellt. Dann räumt er die restlichen Dosen aus dem Kühlschrank und packt sie uns in Tüten.
Ich lege meinen Hunderter auf den Tresen. Signore Andreoli nimmt ihn, brabbelt irgendwas auf Italienisch und gibt mir einen Zwanziger raus.
»Guck mal«, sage ich zu Marlon. »Wir kriegen sogar vier Euro Rabatt. Grazie, Signore Andreoli!«
»Pornazzi!«, sagt er lachend und klopft uns beiden auf die Schultern.
Marlon nimmt die beiden Paletten, ich schnappe mir die Tüten. Signore Andreoli hält uns noch die Tür auf, dann sind wir draußen.
»Das sollte reichen«, sagt Marlon, als wir wieder in der Jugendherberge angekommen sind. »Das sind über zehn Dosen für jeden. Die Mädels trinken ja nicht so viel Bier. Außerdem haben wir noch vier Flaschen Wodka und O-Saft. Hat Lars heute in Viareggio besorgt.«
»Dann steht einer ordentlichen Party ja nichts mehr im Weg«, stelle ich zufrieden fest.
Vorfreude ist doch immer noch die schönste Freude. Allerdings sollte man sich nie zu früh freuen.
Wir gehen schwer beladen die Treppe hinunter, als uns plötzlich doch etwas im Weg steht: Wuttke. Aber er hat schließlich gesagt, Bier wäre erlaubt, also kein Grund zur Panik.
»Ich sehe, ihr wart tüchtig einkaufen«, sagt er und wirft einen Blick in meine Tüten.
»Ja«, antworte ich. »Für die Party.«
»Aber das wollt ihr doch wohl nicht alles allein trinken?« Wuttke schaut uns skeptisch an.
Marlon schüttelt den Kopf. »Nein, nein, keine Sorge. Wir sind zu sechst.«
»Zu sechst?«
Wuttke reißt ungläubig die Augen auf. »Das ist nicht euer Ernst, oder?«
»Doch«, erwidert Marlon. »Mehr gab’s leider nicht.«
»Also, so geht das natürlich nicht«, sagt Wuttke. »Ich sagte: in Maßen. Ihr werdet auf keinen Fall diese Unmengen an Bier nur zu sechst trinken, das könnt ihr gleich vergessen.«
Marlon und ich tauschen einen frustrierten Blick aus.
»Aber wisst ihr was?«, fährt Wuttke fort. »Ich hätte da eine Idee. Wie wäre es, wenn wir das Bier aus der Klassenkasse bezahlen und dafür dürfen dann alle mittrinken? Das wäre doch eine sehr gute Lösung, oder?«
Ja, super. Vierundachtzig geteilt durch circa zwanzig Biertrinker in der Klasse. Das wären dann vier Dosen für jeden. Klingt nach einer Riesenparty. Scheiße. Aber haben wir eine andere Wahl, als uns darauf einzulassen? Wohl kaum.
Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Okay, das hört sich wirklich gut an.«
»Ja«, seufzt Marlon. »Spitzenidee, Herr Wuttke.«
»Sehr gut.« Wuttke lächelt. »Freut mich, dass sie euch gefällt. So haben nämlich alle etwas davon, das ist doch viel besser. Was habt ihr dafür bezahlt?«
Er zückt sein Portmonee.
»Hundert«, sagt Marlon wie aus der Pistole geschossen, bevor ich antworten kann. »Signore Andreoli hat uns einen Freundschaftspreis gemacht.«
Mist, ich hasse so was. Ich bescheiße nicht gerne, gerade wenn es um Geld geht. Will ja schließlich selbst auch nicht beschissen werden. Aber ich kann jetzt wohl schlecht sagen, dass es nur achtzig gekostet hat, dann ist Marlon dran.
Wuttke zieht zwei Fünfziger aus seinem Portmonee und schiebt sie in meine Hosentasche.
»So, dann wäre das erledigt«, sagt er. »Kommt, ich helfe euch.«
Er nimmt Marlon eine Palette ab und geht vor uns die Treppe hinunter.
»Stellt alles da drauf«, sagt Wuttke und zeigt auf einen der Tische.
Wir stellen das Bier ab. Lars, Adrian und Diego kommen aus unserem Zimmer und sehen uns.
»Ja, wie geil ist das denn?!« Lars strahlt beim Anblick der vielen Dosen.
»Das ist aber für alle«, erklärt Wuttke. »Und das bleibt unangetastet hier stehen, bis ich den Startschuss gebe. Getrunken wird nämlich erst ab Mitternacht.«
Wir werfen uns einen genervten Blick zu. Ab Mitternacht. Dann stürzen sich alle völlig ausgetrocknet drauf und die vierundachtzig Dosen sind in einer halben Stunde leer. Toller Plan.
»Bierpyramide!«, ruft Lars plötzlich.
Er schnappt sich ein paar Dosen vom Tisch und reiht sie auf dem Boden nebeneinander auf.
Wir helfen alle mit und die Pyramide wächst stetig an.
Als wir
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