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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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geschafft, als wir im Sommer zelten waren. Das war allerdings über den ganzen Tag verteilt. Sechs Liter in circa fünf Stunden? Das wird zwar hart, ist aber durchaus machbar. Allerdings nur, wenn ich komplett auf Hartsprit verzichte. Aber da habe ich heute irgendwie sowieso nicht so richtig Lust drauf, heute ist eher ein Biertag. Okay, alles klar, ich mach’s. Achtzehn Dosen Bier an meinem achtzehnten Geburtstag. So entstehen Legenden.
    »Ja, und wo ist da jetzt das Problem?«, sage ich so cool wie möglich. »Wenn ihr dafür sorgt, dass ich noch fünfzehn Dosen abkriege, dann trink ich die natürlich auch.«
    »Okay!« Marlon springt auf. »Daran soll’s nicht scheitern. Lars, hol du mal Nachschub.«
    »Gebongt«, sagt Lars und geht raus.
    Marlon kramt seinen Edding unter dem Kopfkissen hervor.
    »Das Ganze muss natürlich ordentlich dokumentiert werden«, erklärt er und macht drei fette rote Striche an die Wand neben meinem Bett.
    »Mensch, das geht doch nie wieder ab!«, protestiert Yvonne sofort.
    »Mag sein«, erwidert Marlon. »Und wir fahren morgen nach Hause und kommen nie wieder hierher.«
    Mein Geburtstag hier wird deutliche Spuren hinterlassen. Achtzehn rote Striche an der Wand. Wenn ich es denn schaffe. Aber ich werde natürlich alles geben. Um zur Legende zu werden, muss man schließlich erst mal etwas Außergewöhnliches leisten.
    Lars kommt mit ein paar Dosen und Nele und Henny im Schlepptau zurück. Er drückt mir Nummer vier in die Hand und Nele küsst mich zur Begrüßung tief und lang. Ja, so lässt es sich leben, das wird ein guter Geburtstag.
    »Sagt mal«, wendet sich Yvonne an die Mädels, »ist unser Zimmer jetzt leer?«
    »Ja«, grinst Henny. »Wieso?«
    »Och, nur so.« Yvonne schwingt sich vom Bett. »Komm mit, Schatz.«
    Seba folgt ihr, die beiden verlassen selig lächelnd Hand in Hand das Zimmer.
    »Nehmt aber dein Bett!«, ruft Henny ihnen noch hinterher. »Ich will keinen einzigen Fleck auf meinem sehen, kapiert?«
    »Na endlich«, stöhnt Marlon. »Frisch Verliebte können einem echt auf den Sack gehen. Anwesende selbstverständlich ausgeschlossen. Aber ihr nervt wenigstens nicht so rum.«
    Damit meint er natürlich Nele und mich.
    »Wir wissen ja auch, was sich gehört«, fiept Nele in Yvonne-Tonlage. »Nicht wahr, Schatz?«
    Sie drückt mir einen lauten Schmatzer auf die Wange.
    »Na klar, Schatz«, steige ich mit ein und drücke sie überschwänglich an mich. »Du bist die Beste, Schatz.«
    »Nein, du bist der Beste, Schatz«, fiept sie noch schriller.
    »Nein, du, Schatz!«
    »Nein, du, Schatz!«
    »Nein, du …«
    »Okay, okay!«, brüllt Marlon dazwischen. »Sofort aufhören! Davon schrumpfen einem ja die Eier! Können wir uns jetzt vielleicht wieder den wirklich wichtigen Dingen im Leben zuwenden?«
    »Sehr gute Idee«, sagt Henny. »Wo ist der Wodka?«
    Diego mixt zwei Kartons Wodka-O zusammen, währenddessen mache ich mich an die Vernichtung von Nummer vier.
    Marlon zieht gerade den fünften Strich an der Wand, als Diego auf die Uhr sieht und feststellt, dass es schon neun ist und somit Zeit, sich draußen zumindest mal blicken zu lassen, bevor Wuttke uns sucht und hier drinnen beim feuchtfröhlichen Umtrunk erwischt.
    Auf dem Hof herrscht bereits reges Treiben, fast alle Tische sind besetzt. Wuttke und die Panzer sitzen zum Glück etwas abseits und somit außer Sichtweite der Pyramide. Wir zeigen ungefähr eine Viertelstunde Präsenz und achten darauf, dass Wuttke uns auch sieht. In der Zwischenzeit tauscht Lars fleißig und vom Rest der Klasse unbemerkt leere Bierdosen in volle um. Als er damit fertig ist und uns ein Zeichen gibt, verschwinden wir wieder alle nach und nach in unser Zimmer.
    Nummer sechs, sieben und acht müssen dran glauben. Ich liege ganz gut in der Zeit. Wenn ich dieses Tempo beibehalte, müsste ich so gegen halb zwei fertig sein. Im doppelten Sinne des Wortes, ich merke jetzt schon, wie ich langsam aber sicher betrunken werde.
    Ich öffne gerade Nummer neun, als Sascha zu uns hereinschaut.
    »Signore Andreoli gibt oben eine exklusive Abschiedsvorstellung für uns«, verkündet er. »Seid ihr dabei?«
    Oh Mann. Schon wieder Pornazzi? Gerade jetzt, wo es so gemütlich ist. Ohne mich, keine Lust.
    Die anderen stehen sofort auf.
    »Ich will auch mit«, sagt Henny.
    »Vergiss es«, sagt Marlon. »Keine Chance.«
    »Ach, komm! Wieso denn nicht?«
    »Weil sich kein Mann in Ruhe einen Pornazzi angucken kann, wenn eine Frau im Raum ist«, erklärt Marlon.

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