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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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nur einen Millimeter nach unten bewegt, schleudere ich Nele vom Bett und verkrieche mich für den Rest meines Lebens unter der Decke.
    Nele scheint diese Gefahr allerdings entweder nicht bewusst zu sein oder nichts auszumachen. Sie steht auf. Ob das so eine gute Idee ist, auf einem ohnehin schon wackligen Hochbett aufzustehen? Der Drahtrost unter uns quietscht und knarrt besorgniserregend. Nele steht jetzt, das Gleichgewicht suchend, über mir, muss sich aber ziemlich bücken, da die Decke nicht sehr hoch ist. Ihre rechte Hand kramt in der Hosentasche. Sie zieht etwas heraus und wirft es mir mit einem Grinsen auf den Bauch, es gleitet links an mir herunter außer Sichtweite.
    Ich taste danach. Ach du Scheiße! Das ist ein Pariser! Aber … aber das geht doch nicht! Ich bin doch überhaupt nicht vorbereitet!
    Sie lässt Jeans und Slip nach unten rutschen, setzt sich wieder hin und streift beides über ihre Füße ab.
    »Komm, gib her«, sagt sie lächelnd und zeigt auf das eingepackte Kondom in meiner Hand. »Ich mach das.«
    Das ist anscheinend wirklich und wahrhaftig ihr Ernst. Ich glaube nicht, dass man ein Kondom braucht, wenn man nur so tun will. Verdammt, was mach ich denn jetzt? Das kommt viel zu überraschend. Ich kann ihr ja wohl schlecht sagen, dass …
    »Siehst du?«, sagt sie. »So einfach ist das.«
    Nein, ist es eben nicht. Im Gegenteil. Ich bin viel zu aufgeregt.
    Sie rutscht an mir hoch und wir küssen uns wieder. Ich sollte mich wohl einfach damit abfinden und versuchen, es zu genießen. Leichter gesagt, als getan. Wie soll man sich denn auf so etwas Wichtiges konzentrieren, wenn man ständig Schiss hat, dass jemand zur Tür reinkommt?
    Augen zu. Nicht auf die Tür achten. Niemand wird reinkommen. Alles wird gut. Zunge. Brüste. Haut. Streicheln. Atmen nicht vergessen.
    Ich spüre, wie sie an mir herunterrutscht und sich aufrichtet. Okay, das muss ich sehen. Augen auf. Sensationell. Wenn nur die Tür nicht im Hintergrund wäre. Nicht hingucken. Nicht dran denken. Niemand wird reinkommen.
    Sie greift zwischen meine Beine. Ihr Becken senkt sich. Sie stöhnt leise auf.
    Ja, wie jetzt? War’s das? Bin ich schon drin? Sieht ganz so aus. Nele fängt an, sich langsam rhythmisch auf und ab zu bewegen. Wenn jetzt die Tür aufgeht und Wuttke hereinkommt, sterbe ich. Nicht auf die Tür achten! Auf dir wird gerade Geschichte geschrieben! Genieße es gefälligst!
    Nele greift nach meinen Armen und führt meine Hände an ihre Brüste. Stimmt, irgendwas sollte ich wohl auch machen. Aber erstmal können vor Nervosität.
    Nele steigert den Rhythmus. Sehr gut. Je schneller das jetzt geht, desto größer sind die Chancen, nicht erwischt zu werden. Oh, Mann! Ich wollte doch nicht mehr an die Tür denken!
    Immerhin scheint bei Nele was zu passieren, sie stöhnt immer heftiger. Nicht so laut, verdammt! Wenn das jemand hört! Ich lege meine Hand auf ihren Mund. Nele wird noch mal schneller. Gleich ist es geschafft, zumindest von meiner Seite aus. Nele beißt in meinen Finger, ich komme, sie sackt heftig atmend auf mir zusammen.
    Ich ziehe schnell die Decke über uns. Ja, das ist viel besser. Wenn jetzt jemand reinplatzt, gibt es wenigstens nichts zu sehen. Ich atme tief durch.
    Das war es also. Das berühmte, sagenumwobene erste Mal. Ja, ich gebe es zu: Bis vor ein paar Minuten war ich noch Jungfrau. Was niemand, aber auch absolut niemand wusste. Wie auch? Schließlich habe ich es nie jemandem erzählt. Das ist nichts, womit man als Siebzehnjähriger unbedingt hausieren geht. Ich hatte immer das Gefühl, diesbezüglich der Letzte zu sein. Vielleicht war ich es ja auch. Aber egal, jetzt habe ich es hinter mir. Oh, das klingt jetzt eventuell so, als hätte es mir überhaupt keinen Spaß gemacht, ist aber nicht so. Es war schon okay. Aber ich hatte mir mein erstes Mal doch irgendwie anders vorgestellt. Romantischer. Mit einem Mädchen, in das ich unsterblich verliebt bin und mit dem ich nicht nur so tue. Und ohne diese blöde Tür natürlich. Das hat am meisten gestört. Es soll ja Leute geben, die darauf stehen, auf diese Gefahr, erwischt zu werden, und es darum mit Vorliebe an öffentlichen Orten machen. So jemand bin ich definitiv nicht, das weiß ich seit heute. Und ich bin keine Jungfrau mehr. Kurz vor meiner Volljährigkeit, gerade noch rechtzeitig quasi. Ein gutes Gefühl. Erleichternd, befreiend, befriedigend, einfach gut.
    »Bist du eigentlich immer so gründlich, wenn es darum geht, nur so zu tun?«, frage ich

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