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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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wahr?«
    »Eine
Dame möchte Sie sprechen, Kadir«
    »Was
für eine Dame? Bitte stellen Sie jetzt nichts durch, ich bin gerade dabei…«
    »Was
immer es ist, lassen Sie es fallen! Die Dame ist Madlen Erdmann. Und sie steht
hier vor mir an der Rezeption«, wisperte Seda auf Türkisch.
    Kadir
war kaum aufgestanden, um Madlen Erdmann am Empfang abzuholen, als die Tür auch
schon schwungvoll aufgerissen wurde und eine junge Frau mit trommelnden
Absätzen ins Zimmer marschierte. Sie trug eine bodenlange grobmaschige
Strickweste, die sich hinter ihr aufplusterte wie zwei Vogelschwingen, und eine
Mütze von gleicher Machart. Erst kurz vor Kadirs Schreibtisch zügelte sie ihren
energischen Lauf, und Kadir vermutete, dass man sich diese Gangart angewöhnte,
wenn man auf einem Set herumlief und Anweisungen traf oder Kandidaten der Show
zur Schnecke machte.
    »Herr
Bülbül, oder darf ich Kadir sagen? Sie können sich nicht vorstellen, wie
dankbar ich bin, dass Sie mich empfangen!«
    Kadir
ergriff Madlens schmale Hand und war erstaunt von ihrem eisernen, zupackenden Griff.
Große braune Augen blickten ihn mit einer Mischung aus Scheu und stiller Freude
an, aber Kadir war überzeugt, dass sie weder das eine noch das andere fühlte.
Und dankbar ist sie auch nicht, dachte er. Nicht einmal die ToTos hätten sie
daran hindern können mein Büro zu stürmen.
    Madlen
zog die Mütze vom Kopf und schüttelte ihre cognacfarbene Mähne. Achtlos warf
sie die Mütze auf Kadirs Schreibtisch, ließ sich rückwärts in den Besucherstuhl
fallen und schlug die in Designerjeans und hohen Reiterstiefeln steckenden
Beine übereinander. Kadir wurde es bei diesem Anblick warm, aber nur weil er
sich fragte, weshalb die junge Frau bei den fast sommerlichen Außentemperaturen
in einer Aufmachung herumstiefelte, die für den Weihnachtsmarkt im verschneiten
Nürnberg geeignet gewesen wäre.
    »Mir
ist eigentlich immer kalt«, antwortete Madlen, die es gewohnt war, anderer
Leute Mienenspiel zu deuten, auf Kadirs unausgesprochene Frage. »Es wird Zeit,
dass Rocco seine aktive Karriere beendet. Schon lange träume ich davon, dass
wir uns in Los Angeles niederlassen, Dauersonnenschein, Hollywood, ein Haus mit
Pool, den man wirklich benutzen kann. Wir haben auch einen in Bütte, aber ich
bitte Sie, wann ist es in Westfalen schon mal richtig hochsommerlich? Das
Problem ist nur, dass Rocco ein Bütter Urgestein ist, alle Freunde sind noch
aus der Schulzeit, und er ist mehr als bodenständig.«
    Kadir
lehnte sich zurück und zog die Augenbrauen hoch.
    »Warum
ich Ihnen das erzähle?«, fragte Madlen amüsiert. »Weil es wichtig ist. Sehen
Sie, ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Es geht um den
jüngsten Anschlag auf meinen Mann und das, was dahintersteckt. Oder was ich
glaube, das dahintersteckt. Anders als mein Mann nehme ich diesen Stalker nämlich
sehr ernst. Mehr als ernst. Ich fürchte mich zu Tode, um genau zu sein. Diese
beiden Bodyguards, die der Verein engagiert hat, sind ein Witz, die haben das
Gehirn einer Eintagsfliege. Mag sein, dass sie durch ihre bloße Anwesenheit
schon Schlimmeres verhindert haben, ohne dass wir es wissen, aber eigentlich
ist das nicht der Punkt.«
    »Sondern?«
    »Der
Punkt ist, dass ich glaube, dass die Anschläge nicht in erster Linie Rocco
gelten sondern mir. Sie werden sich doch sicherlich auch schon gefragt haben,
warum irgendjemand dem beliebtesten Spieler der Mannschaft etwas antun will,
oder?«
    Kadir
nickte.
    »Vielleicht
hat er eine glühende Verehrerin oder einen Fan versehentlich zutiefst verletzt
und so Liebe in Hass verwandelt?«
    »Das
wäre denkbar, aber ich glaube es nicht«
    Madlen
schüttelte den Kopf.
    »Ich
habe in stundenlanger Kleinarbeit jede Mail und jeden Brief gelesen, den er im
letzten Jahr bekommen hat. Sicherlich, da gab es naive Liebesbezeugungen,
manchmal sogar von Tränen zerflossene Tinte, meist von jungen Mädchen, die aber
nie, mit keiner Silbe, zum Ausdruck brachten, dass Rocco sich zum Beispiel von
mir trennen und ihnen zuwenden sollte. Niemals. Wir sind als Paar quasi
sakrosankt, gerade in Bütte und Umgebung. Meistens werde ich in die Heldenverehrung
dieser Mädchen einfach miteinbezogen, und sie wünschen sich nicht Rocco per se,
sondern eine Beziehung wie Rocco und ich sie haben. Sie spiegeln sich in uns.
Und die männlichen Fans? Die interessieren sich für den Stürmer, für seine
Verletzungen, sein Spiel. Punkt. Ich spiele überhaupt keine

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