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Absender unbekannt

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Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Patrick! Er ist hier. Er ist bei euch!“

34
    Bevor ich etwas sagen konnte, drückte mir Evandro ein Stilett unter das rechte Auge. Mit der Spitze stach er auf den Knochen und machte gleichzeitig die Tür hinter sich zu.
An dem Messer war schon Blut.
Er sah, dass ich es bemerkte, und lächelte traurig.
„Officer Dünn“, flüsterte er, „wird seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag leider nicht mehr erleben. Ganz schöne Niete, was?“ Er drückte mich nach hinten, indem er die Messerspitze härter gegen den Knochen unter dem Auge stieß. Ich wich rückwärts in den Flur aus.
„Patrick“, mahnte er mit der Hand an Dunns Dienstwaffe, „wenn du auch nur das kleinste Geräusch machst, reiß ich dir das Auge aus und erschieße deine Kollegin, bevor sie aus dem Schlafzimmer kommen kann! Verstanden?“
Ich nickte.
Im schwachen Licht der Kerzen aus dem Schlafzimmer erkannte ich, dass er Dunns Uniformhemd trug; es war schwarz vor Blut. „Warum musstest du ihn umbringen?“ flüsterte ich.
„Er hatte Gel im Haar“, erwiderte Evandro. In der Mitte des Flures, vor der Badezimmertür, legte er die Hand auf den Mund und bedeutete mir anzuhalten.
Ich gehorchte.
Er hatte sich den Spitzbart abrasiert, und das unter der Hutkrempe hervorlugende Haar war honigblond gefärbt. Er trug farbige Kontaktlinsen in einem verblichenen Grau, und ich nahm an, dass die kurzen Koteletten aus Kunsthaar waren, da er sie beim letzten Mal noch nicht gehabt hatte.
„Dreh dich um!“ flüsterte er. „Langsam!“
Im Schlafzimmer konnte ich Angie seufzen hören. „Wirklich, Phil, ich bin wirklich müde.“
Sie hatte das Walkie-talkie nicht gehört.
Ich drehte mich um; Evandro hielt die flache Seite des Stiletts an meine Wange gedrückt und ließ es an mir entlanggleiten, als ich den Kopf abwandte. Ich fühlte, wie die Messerspitze zuerst über meinen Nacken sprang und sich dann in den Hohlraum zwischen Wangenbein und Kieferknochen unter dem rechten Ohr bohrte. „Wenn du mich verarschen willst“, flüsterte er mir ins Ohr, „jage ich dir dieses Ding quer durch den Schädel. Mach kleine Schritte!“ „Phillip“, stöhnte Angie verärgert, „bitte!“
Es gab zwei Türen zum Schlafzimmer. Die eine führte in den Flur, die andere, zwei Meter dahinter in die Küche. Wir waren noch ein Meter zwanzig von der ersten Tür entfernt, als mir Evandro die Stilettspitze ins Fleisch bohrte, damit ich stehenblieb. „Psst!“ flüsterte er. „Psst!“
„Nein“, sagte Angie mit müder Stimme. „Nein, Phil, ich hasse dich nicht. Du bist ein netter Kerl.“
„Ich war da draußen nur vier Meter entfernt“, flüsterte Evandro. „Du redest mit deiner Kollegin und dem armen Officer Dünn darüber, wie ihr das Haus vor mir sichern wollt, und ich hocke in der Hecke von den Nachbarn. Ich konnte dich von da sogar riechen, Patrick.“ Ich vernahm ein leises Floppen, als die Messerspitze
die Haut an meinem Kiefer wie eine Stecknadel durchbohrte. Ich hatte keine Wahl. Wenn ich versuchte, Evandro mit dem Ellenbogen gegen die Brust zu schlagen, womit er sowieso als erstes rechnete, war es mehr als wahrscheinlich, dass er mir das Messer trotzdem in den Schädel rammte. Alle anderen Möglichkeiten – ihm die Faust in die Eier zu hauen, mit aller Wucht auf seinen Fuß treten, plötzlich nach links oder rechts ausweichen – besaßen ebenso geringe Erfolgschancen. Mit der einen Hand drückte er ein Messer, mit der anderen eine Pistole in mein Fleisch.
„Ruf doch einfach morgen früh wieder an“, schlug Angie Phil vor, „dann können wir weiterreden.“
„Oder auch nicht“, flüsterte Evandro. Er schubste mich vorwärts. Am Türrahmen angekommen, zog er die Pistole unvermittelt wieder zurück. Die Messerspitze grub sich in die Stelle an meinem Hinterkopf, wo die Wirbelsäule auf den Schädel trifft. Meinen Körper als Schutz vor sich haltend, drehte er sich auf der Türschwelle. Angie stand nicht mehr neben dem Bett, wo sie vorher gewesen war. Der Telefonhörer lag neben dem Telefon mitten auf dem Laken. Ich hörte, dass Evandros Atem schneller ging, während er den Kopf über meine Schulter reckte, um das Zimmer besser sehen zu können.
Auf dem Bettlaken befanden sich noch immer die Abdrücke unserer Körper. Angies Zigarette qualmte im Aschenbecher vor sich hin. Die Kerzen glühten wie die gelben Augen von Wildkatzen.
Evandro blickte zum Wandschrank hinüber und registrierte, dass sich hinter der Fülle von Kleidern gut ein Mensch verstecken konnte.
Wieder schob

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