Absender unbekannt
Stellung: mit dem Blick auf die Hände, die danach herunterfielen, ein Knie auf dem Boden, der Gesichtsausdruck verwirrt, verängstigt, einsam und allein.
„Ist er tot?“
Ich ging wieder in den Flur, nachdem ich in Angies Schlafzimmer eine Kerze ausgetreten hatte, die ihren Fußboden in Brand setzten wollte. „O ja. Wie geht’s dir?“
Auf ihrer Haut glänzten dicke Schweißperlen. „Ich bin ziemlich am Ende, Patrick.“
Ihre Stimme gefiel mir nicht. Sie war höher und schneidender als sonst.
„Wo hat er dich getroffen?“
Sie hob den Arm, so dass ich ein dunkelrotes Loch zwischen Hüfte und Brustkorb erkennen konnte, das zu atmen schien.
„Wie sieht es aus?“ Sie lehnte den Kopf gegen den Türrahmen. „Nicht schlimm“, log ich. „Ich hol mal eben ein Handtuch.“ „Ich habe nur seinen Körper gesehen“, sagte sie, „seinen Umriss.“ „Was?“ Im Badezimmer zog ich ein Handtuch vom Halter und kam damit zurück in den Flur. „Von wem?“
„Von dem Arsch, der auf mich geschossen hat. Als ich zurückgefeuert habe, konnte ich ihn sehen. Er ist klein, aber kräftig. Verstehst du?“
Ich drückte ihr das Handtuch in die Seite. „Okay, klein, aber kräftig. Verstanden.“
Sie schloss die Augen. „Ist schwer“, sagte sie.
„Was? Mach die Augen auf, Ange. Los!“
Sie öffnete sie wieder und lächelte müde. „Pistole“, wiederholte sie, „schwer.“
Ich nahm sie ihr aus der Hand. „Jetzt nicht mehr, Ange. Du musst so lange wach bleiben, bis ich…“
Es gab einen lauten Knall an der Haustür. Ich wirbelte
herum und zielte auf Phil und zwei Notärzte, die ins Haus stürmten. Ich senkte die Waffe wieder. Phil kniete sich neben Angie in den Flur.
„O Gott!“ rief er. „Schatz?“ Er strich ihr das nasse Haar aus der Stirn.
Einer der Notärzte rief: „Machen Sie Platz! Bitte!“
Ich trat einen Schritt zurück.
„Schatz?“ rief Phil.
Sie öffnete kurz die Augen. „Hi“, grüsste sie ihn.
„Machen Sie Platz, Sir!“ sagte der Arzt. „Machen Sie jetzt Platz!“ Phil ließ sich auf die Unterschenkel fallen und rutschte einen Meter zur Seite.
„Miss“, sagte ein Arzt zu Angie, „merken Sie, wenn ich hier drücke?“ Draußen kamen kreischend Streifenwagen zum Halten und tauchten die Fenster in flammendes Licht.
„Solche Angst“, murmelte Angie.
Der zweite Notarzt klappte im Flur eine Bahre aus und zog einen Metallstab am Kopfende heraus.
Plötzlich gab es einen Knall. Ich blickte herüber und sah, dass Angie mit den Fersen gegen den Boden hämmerte.
„Sie bekommt einen Schock“, sagte der Notarzt. Er packte sie an den Schultern. „Nehmen Sie ihre Beine!“ rief er. „Los, Mann, nehmen Sie ihre Beine!“
Ich packte Angies Beine, und Phil jammerte: „O Gott! Tu doch was, tu was, tu was!“
Ihre Beine traten mir in die Achselhöhlen, und ich klemmte sie zwischen Oberkörper und Armen ein und hielt sie fest, während sie die Augen verdrehte, bis nur noch das Weiße zu sehen war, mit dem Kopf vom Türpfosten abrutschte und auf den Boden schlug. „Los!“ sagte der erste Arzt, und der zweite reichte ihm eine Spritze, die dieser in Angies Brust setzte.
„Was macht ihr da?“ rief Phil. „Mein Gott, was macht ihr da mit ihr?“ Ein letztes Mal zuckte sie in meinen Armen, dann glitt sie sanft auf den Boden zurück.
„Jetzt heben wir sie hoch“, sagte der Arzt zu mir. „Vorsichtig, aber schnell! Bei drei! Eins…“
In der Haustür erschienen vier Bullen, die Hände an ihren Waffen. „Zwei!“ zählte der Notarzt. „Gehen Sie verdammt noch mal aus der Tür! Wir kommen mit einer Verletzten raus!“
Der zweite Arzt holte eine Sauerstoffmaske aus seiner Tasche und hielt sie zum Einsatz bereit.
Die Bullen zogen sich auf die Veranda zurück.
„Drei!“
Wir hoben Angie hoch, doch fühlte sich ihr Körper in meinen Armen viel zu leicht an, als hätte sie sich nie bewegt, als sei sie nie gesprungen oder hätte nie getanzt.
Wir legten sie auf die Bahre, und der zweite Arzt setzte ihr die Sauerstoffmaske aufs Gesicht und rief: „Wir kommen raus!“ Dann trugen sie sie durch den Flur auf die Veranda.
Phil und ich folgten, doch als wir auf die vereiste Veranda traten, hörten wir das Geräusch von mindestens zwanzig gespannten Waffen, die auf uns gerichtet waren.
„Waffen weg und auf die Knie!“
Ich wusste, dass mit nervösen Polizisten schlecht diskutieren ist. Deshalb legte ich meine und Dunns Pistole auf den Boden der Veranda und kniete mich mit erhobenen Händen daneben. Phil machte sich zu viel
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