Absender unbekannt
hängen, das Schwein. Ich wartete. Als er wieder dranging, war seine Stimme wieder die des gestressten Lokalredakteurs. „Patrick, ichmussschlussmachen.“
„Nein.“
„Doch. Hier, dieser Alec Hardiman wurde ‘75 wegen eines anderen Mordes verurteilt. Er sitzt lebenslänglich in Walpole. Mehr hab ich nicht. Mussschlussmachen.“
Er legte auf, und ich blickte auf die Namen auf meinem Blatt herunter: Jamal Cooper. Brett Hardiman. Alec Hardiman. Gerald Glynn. Ich zog in Erwägung, Angie anzurufen, doch war es schon spät; Jason die ganze Woche beim Nichtstun zu beobachten hatte sie bestimmt geschafft.
Eine Weile starrte ich das Telefon an, dann nahm ich meine Jacke und verließ die Wohnung.
Die Jacke brauchte ich gar nicht. Es war ein Uhr nachts, und die Feuchtigkeit legte sich auf meine Haut, bis sie die Poren verklebte und sich die Haut eklig schmierig anfühlte.
Oktober. Nun gut.
Gerry Glynn spülte Gläser an der Theke, als ich den Black Emerald betrat. Die Kneipe war leer, die drei Fernseher liefen, doch der Ton war abgestellt, aus der Jukebox drangen leise die Pogues mit ihrer Version von „Dirty Old Town“, die Barhocker standen auf der Theke, der Boden war gewischt, die bernsteinfarbenen Aschenbecher glänzten.
Gerry blickte ins Waschbecken. „Sorry“, sagte er, ohne hochzublicken. „Geschlossen.“
Auf dem Billardtisch im hinteren Bereich hob Patton den Kopf und sah mich an. Ich konnte seinen Kopf im Zigarettenqualm, der dort noch immer wie eine Wolke hing, nicht deutlich erkennen, doch wusste ich, was er sagen würde, wenn er sprechen könnte: „Hast du nicht gehört? Wir haben geschlossen.“
„Hi, Gerry.“
„Patrick“, sagte er verwirrt, aber erfreut. „Was führt dich her?“ Er trocknete sich die Hände ab und streckte mir seine Rechte entgegen. Ich schüttelte sie, er drückte meine fest und sah mir in die Augen, eine Gewohnheit der älteren Generation, die mich an meinen Vater erinnerte.
„Ich müsste dir ein, zwei Fragen stellen, Gerry, wenn du ein bisschen Zeit hast.“
Er legte den Kopf schief, und die sonst immer freundlichen Augen verloren ihre Sanftheit. Dann klärten sie sich wieder auf, er hievte seinen schweren Körper auf den Kühlschrank hinter sich und hob die Hände. „Klar. Willst du ein Bier oder so?“
„Ich will dir keine Umstände machen, Gerry.“ Ich ließ mich auf einem Barhocker gegenüber von ihm nieder.
Er öffnete die Tür des Kühlschranks unter ihm. Sein dicker Arm tauchte hinein, Eiswürfel klapperten. „Kein Problem. Weiß nur nicht, was ich jetzt in der Hand halte.“
Ich lächelte. „Solange es kein Busch ist.“
Er lachte. „Nein. Es ist ein…“ Er zog den in Eiswasser gebadeten Arm heraus, auf der Unterseite seines Armes hatten sich weiße Flecken gebildet. „… Lite.“
Ich grinste, als er es mir reichte. „Wie Sex im Segelboot“, zitierte ich.
Er lachte laut auf und sprudelte die Pointe hervor: „Verdammt nah am Wasser. Den Spruch find ich klasse.“ Er griff hinter sich und nahm, ohne hinzusehen, eine Flasche Wodka Stolichnaya aus dem Regal. Dann goss er sich einen Schluck in ein hohes Schnapsglas, stellte die Flasche zurück und hob sein Glas.
„Prost!“
„Prost!“ erwiderte ich und trank einen Schluck Lite. Das Bier schmeckte wirklich wie Wasser, aber immer noch besser als Busch. Klar, selbst ein Glas Benzin ist besser als ein Busch.
„Also, was wolltest du wissen?“ fragte Gerry. Er klopfte auf seinen dicken Bauch. „Neidisch auf meinen Körper?“
Ich lächelte. „Ein bisschen.“ Dann nahm ich noch einen Schluck Bier. „Gerry, was kannst du mir über einen Mann namens Alec Hardiman erzählen?“
Er hielt das Schnapsglas gegen das Neonlicht, so dass sich die klare Flüssigkeit im schimmernden Licht auflöste. Er drehte das Glas in der Hand und betrachtete es.
„Also“, sagte er ruhig, den Blick aufs Glas gerichtet, „woher könntest du wohl den Namen kennen, Patrick?“
„Er wurde mir genannt.“
„Du hast nach Mordfällen gesucht, bei denen ähnlich vorgegangen wurde wie bei Kara Rider.“ Gerry stellte das Glas ab und sah mich an. Er schien weder wütend noch gereizt zu sein, seine Stimme war gelassen und monoton, doch sein gedrungener Körper strahlte jetzt eine Ruhe aus, die noch eine Minute vorher nicht dagewesen war. „Auf deine Anregung hin, Gerry.“
In der Jukebox hinter mir hatten die Pogues den Waterboys mit „Dont’t Bang the Drum“ Platz gemacht. Die Fernseher über Gerrys Kopf waren auf drei verschiedene
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