Absolut Sex: Wie Sie jeden Mann um den Verstand bringen (German Edition)
sind. Die »man« vor Leuten nicht sagt und die nur im Schlafzimmer oder im Porno zu hören sind. Dazu gehören sämtliche Umschreibungen der Genitalien, sexistische Diskriminierungen, sexuell aufgeladenen Begriffe wie nackt, atemlos, erregt, stoßen, saugen ebenso wie Bezeichnungen für Geschlechtsverkehr. Und auch bei den Worten blasen oder lecken denken die meisten Menschen nicht an Luftballons und die Rückseite von Briefmarken, sondern an vergnügliche Spielereien.
Diese Trennung von »öffentlicher« und »privater« Sprache werden vom Broca-Areal (nach dem Arzt Paul Broca benannt) und vom Wernicke-Zentrum (nach dem Arzt Carl Wernicke) überwacht (beide vorn links im Kopf hinter der Schläfe und zuständig für das Sprachvermögen). Vereinfacht gesagt, ist das Broca-Areal für das Aussprechen zuständig, das Wernicke-Zentrum für das Verstehen. Beide wiederum haben einen Big Boss: Er sitzt im rechten Schläfenlappen. Er gibt die Agenda vor, was schlimme Wörter sind, was normale, was zärtliche, peinliche oder poetische – aber vor allem bestimmt er, wie ein Mensch auf die sexuellen Begriffe reagieren soll. Ich nenne ihn: den Zensor.
Wir alle reflektieren über uns und entscheiden in einem permanenten inneren Monolog, was wir gern für ein Mensch sein wollen. Wir haben ein Modellbild im Kopf (wie gesagt: vorne rechts), wie wir wirken und handeln, denken und fühlen, um uns selbst zu gefallen. Und der Zensor ist der Hüter dieses Idealbildes.
Der Zensor zürnt lauter oder leiser, wenn wir mit schmutzigen Worten vom Idealbild abweichen. So kann es passieren, dass Menschen mit ausgeprägtem Wortzensor bei Verbalerotik erröten, ins Stottern kommen, rumdrucksen, es nicht hören können, weil es sie verunsichert und sie völlig abgetörnt sind. Sie werden verlegen, fangen an zu lachen oder sagen abgemilderte, diffuse Sachen wie »ich will dich tiefer küssen« anstatt »ich will dich schmecken/lecken«.
Dieser Sprachzensor schwächt Männer wie Frauen, über sinnliche Bedürfnisse zu reden, weil er sexuelle Begriffe auf den Index setzt – wir schämen uns vor uns selbst.
Die gute Nachricht: So manche schämen sich zwar weiterhin, dass schmutzige Worte sie erregen. Was aber nichts daran ändert, dass sie durch sie erregt werden!
Der Wortzensor ist ein Kaltstarter für die Lust: Mit »verbotenen« Worten konfrontiert, lenkt er die Gedanken auf Sex, das Gehirn wirft die Hormonmaschine an. Er ist in unserer übersexualisierten Gesellschaft einer der letzten Knöpfe, die auf Tabus noch reagieren.
Wobei Frauen beispielsweise mehr auf Komplimente bezüglich ihrer Person und ihres Körpers abfahren, Männer auf Reizworte und verbalisierte Bilderwelten. Die Gehirnautobahnen zwischen dem Sprachzentrum und dem Gefühlszentrum sind bei Frauen gut gepflastert; nehmen die Freunde Broca und Wernicke zärtliche oder bewundernde Worte wahr, dann leiten sie diese umgehend in die Gefühlszone weiter. Dort wird dann eine Menge zugewandter Emotionen produziert. Hören B & W dagegen erotische (nicht schmutzige, erotische Wörter), schicken sie einen Durchschlag ins limbische System, direkt ins Lustzentrum, wo der erotische Appetit, die angeregte Stimmung, das Verlangen entstehen.
Bei Männern funktioniert es etwas anders, obgleich auch sie – und wie! – auf Komplimente abfahren. Bei Männern sorgen sie aber eher für eine gelöste, zufriedene Grundstimmung, nicht unbedingt – wie eher bei Frauen – für eine erotisierte Stimmung. Teilen Sie ruhig weiter Komplimente und Nettigkeiten an ihn aus, das ist für ihn gesprochene Liebe.
Gesprochener Sex dagegen geht im Männerhirn einen tendenziell anderen Weg. Da ist es nicht das Kompliment über ihn (wie: du hast so einen geilen Schwanz), das ihn antörnt, sondern es sind die Begriffe des Sex, die etwas mit dem weiblichen Körper und dem Vorgang des Vögelns und Fummelns zu tun haben (wie: du hast so einen geilen Schwanz, und ich will, dass du ihn mir tief in meine nasse Schlampenmuschi schiebst). So ein Satz zündet bei den Herren, weil er mit Worten ein pornografisches Bild malt und es gleichzeitig mit fühlbaren Handlungen »unter-malt«.
Bei Frauen würde das Äquivalent – du hast so eine geile Schlampenfotze, und ich will, dass du sie auf meinen harten Schwanz drückst – im Zweifel dazu führen, dass sie in dem Satz nach möglichen Werturteilen über ihre Person suchen. Und meist auch finden; fällt so ein vulgärsprachlicher Satz zu früh, kann die ganze
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