Absolut Sex: Wie Sie jeden Mann um den Verstand bringen (German Edition)
runtergefahrenem Egoismus und abgelegtem Helden-Strebertum funktionieren. Und beides legen Männer frühestens nach der Adoleszenz (mittlerweile reicht die ja bis über siebenundzwanzig!) nach und nach ab oder nach ihrer »Phase der Unzurechnungsfähigkeit«, wie der wunderbare und leider verstorbene Dietrich Schwanitz in seinem Buch Männer die Suchphase der Herren nach sich selbst bis Mitte, Ende dreißig bezeichnet.
In einem Alter ab Mitte dreißig hat Mann hoffentlich genügend Erfahrung, sich in einer Beziehung zu offenbaren und sich nicht mehr in die Hose zu machen, wenn er sich angeblich »weiblich«, also offen, emotional, sorgend, verhält – auch sexuell. Vorher war er ein Meister des Verschleierns seiner Gefühle – und das seit seiner ersten unfreiwilligen Erektion mit 13, 14 oder 15 Jahren. Schauen Sie: Jungs masturbieren dauernd. Täglich. Mehrfach. Schon das Wort »Mitglied« macht ihn rappelig. Testosteron eben, ein Stoff, aus dem Lust gewoben wird und der aus kindlichen Körpern männliche formt und nebenbei das Gehirn in eine einzige Baustelle verwandelt. Und der Junge? Redet mit keinem drüber. Ist ihm peinlich. Er weiß auch nicht, ob das jetzt schlimm ist, dieser Trieb, oder normal, ob das so sein muss oder doch pervers ist. Er schweigt sich aus, und dieses Schweigen wird über Jahre bestens antrainiert.
Parallel bekommt er die Normen, wie ein Mann im Bett zu sein habe, eingehämmert: Vorspiel muss sein, weil Frauen angeblich seltener wollen als Männer (hört, hört!), nicht zu pervers darf es sein, und stehen muss er. Ja, ja, fasel, fasel. Er verbirgt Gefühle, Gelüste, versteckt sie hinter Zoten oder Übertreibungen, und gleichzeitig baut sich eine derartige Schamwand auf, die ihm lange Jahre verbietet, (mit Frauen) über seine Sinnlichkeit zu reden. Oder gar, igitt, Gefühle!
Und diesen Mann haben Sie jetzt da vor sich. Oder neben sich. Ganz gleich, wie alt er ist – auch er hat die Reise der Scham durchlaufen (wahrscheinlich allein) und selten die Leistungsnormen des Ideals Mann hinterfragt.
Da ist also erstens Scham gegenüber sich selbst und seinen Gelüsten. Zweitens ein Penis- und Liebestechnik-Glaube, der ihn dazu verleitet, dass es hauptsächlich auf seinen Ständer und seine Fingerschwurbeltechnik ankäme (oder auf Stellungsperfektion). Drittens eventuell ein Mann, der vielleicht noch nicht oder vielleicht gar nicht die Persönlichkeit dazu hat, sich emotional wie körperlich auf Sie einzulassen, genau hinzusehen und hinzufühlen, wer Sie sind und was Ihnen guttut – und stattdessen mit Scheuklappen liebt, Augen zu und durch, und hoffentlich komme ich nicht zu früh. Und viertens einer, der noch im Abgrenzungsprozess ist und alles, was weich oder unmännlich ist – wie sich hingeben, sich verführen lassen, genießen, Intimität zulassen –, strikt vermeidet.
Jetzt kommen Sie und wollen Dinge wissen. Reden. Wünsche erforschen. Phantasien entlocken. Sich ihm offenbaren. Seinen Körper erkunden, überall, nicht nur vorne mittig. Schlagen dies oder das vor, probieren alles Mögliche aus. Sie wollen ein Liebesleben, intim, persönlich, befriedigend, aufregend.
Missverstehen Sie mich nicht: Er will das auch! Nur ist er weder so geübt darin, sich mit seiner Sexualität zu beschäftigen, noch trainiert auf emotionale Offenheit, die wir Damen, polemisch gesagt, schon zu unserer Barbie aufgebaut haben. Während wir gepolt sind, unsere Schwächen zu verbergen und unsere Stärken hervorzuheben (jeder Schminkkurs lehrt uns nichts anderes), so ist er darauf geeicht, Schwächen gar nicht erst haben zu dürfen. Und so zu tun, als wüsste er alles, kann er alles. Und wer fragt, ist feige.
Was Ihnen mit diesem Mann passieren kann: Er sperrt sich, er versteht nicht, er redet nicht, er lässt Sie nicht an sich rummachen. Er quiekt, wenn Sie ihm an die Hoden gehen, obgleich das wirklich sehr schön ist, er findet Pomassagen irgendwie schwul, und bei der Frage, was Sie eigentlich mal für ihn tun können, antwortet er errötend: »Oooch … ist eigentlich so alles ganz prima, wie es ist.« Er fährt weiter seinen Stiefel und streichelt und bumst Sie so, wie er meint, dass es offiziell sein muss, hart, kräftig, ausdauernd, dominant. Ja, du mich auch, Schatz, so kommen wir nicht wirklich weiter.
Oder er wagt sich nach und nach aus seiner Deckung (bekanntermaßen wird Sex besser im Laufe einer Beziehung, es lohnt sich, dranzubleiben) und ist Schritt für Schritt fähig, angstfreier
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