Absolut WILD 3
Mama diese Bedingung gestellt hatte, aber er hatte sie zähneknirschend akzeptiert.
»Ach, da wird es keine Probleme geben«, sagte ich zuversichtlich. »Du wirst sehen, nächste Woche wird gedreht!«
Ich hatte schließlich gesehen, wie gut die Zusammenführung von Opi und Blondi funktioniert hatte. Der kleine Schimpanse tollte nun glücklich und zufrieden mit den anderen Schimpansen im Affenhaus herum und beachtete uns kaum noch, wenn wir an der Glasscheibe standen. Mama hatte zwar gesagt, es sei sehr schwierig, ein Bärenjunges wieder mit seiner Mutter zusammenzuführen, aber ich war Optimistin. Was konnte schon schiefgehen, wenn sich Fachleute wie Mama und Dr. Nik darum kümmerten?
»Ivana könnte was ?«, fragte ich entsetzt, als wir abends zu Hause in der Küche saßen.
»Boris fressen.« Mama war gerade mit der Fütterung unseres kleinen Knuddelbären fertig und kraulte ihn unterm Kinn.
Tori wurde ein bisschen blass um die Nase. »Meinst du wirklich fressen oder beißen?«
»Bären sind sehr unberechenbar«, erklärte Mama, während sie Boris’ Milchflasche in die Spülmaschine räumte. »Es kann alles passieren, und wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein.«
»Ihr könnt doch nicht zulassen, dass sie ihn frisst!«, rief ich. »Das ist … ekelhaft!«
Mama schüttelte den Kopf. »Auch das ist Natur, Taya.«
»Was kann man denn tun, um Boris’ Chancen zu verbessern?«, fragte Tori.
»Dr. Nik und ich haben uns den ganzen Tag damit beschäftigt«, sagte Mama. »Unserer Meinung nach ist das Radfahren entscheidend für den Erfolg der ganzen Aktion. Wir müssen darauf achten, dass sie viel Spaß mit ihrem Fahrrad gehabt hat und möglichst gut drauf ist, wenn wir Boris zu ihr lassen.«
»Ist das historische Fahrrad schon gekommen?«, fragte ich, nachdem mir klar geworden war, wie unsicher Ivanas Filmauftritt und der Ausgang der Familienzusammenführung eigentlich waren.
Mamas Anspannung war nicht zu übersehen. »Es kommt morgen früh. Wenn es ihr nicht gefällt …«
»Dann besteht die Gefahr, dass sie Boris frisst. Und dann muss sie ihr altes Fahrrad zurückbekommen und wir können die Filmszene vergessen«, sagte ich.
Bedrücktes Schweigen breitete sich in der Küche aus. Es wäre schrecklich, die vielen Nullen in den Wind schreiben zu müssen! Matt und Mama hatten große Pläne mit dem Geld.
Boris ließ sich auf Hasi plumpsen, die gemütlich in ihrem Korb lag, und drückte sie fast platt. Sein Bein war wieder in Ordnung, und es war mittlerweile seine Lieblingsbeschäftigung, sich auf einen zu setzen, sodass man nicht mehr vom Fleck kam. Ich fragte mich, ob er diesen Trick gelernt hatte, als Ivana sich auf ihn gesetzt hatte.
»Wie geht es Papa?«, fragte Tori, um das Thema zu wechseln. »War er heute hier?«
Wir hatten noch nicht herausbekommen, ob sich Mama und Papa auf ihrem Abendspaziergang durch den Park wieder vertragen hatten. Papa hatte sich nach dem Tee bei Matt aus dem Staub gemacht und etwas davon gebrummelt, dass wir uns bald sehen würden, aber er hatte nicht gerade vor Freude Purzelbäume geschlagen – zumindest nicht vor unseren Augen.
»Es geht ihm gut, Tori«, sagte Mama, »und ja, er war vorhin kurz hier.«
Tori und ich klatschten uns unauffällig ab, bevor Mama sich umdrehte und zu uns setzte.
» Queridas , es tut uns wirklich leid, dass ihr so oft mitansehen musstet, wie wir uns streiten«, sagte sie und ergriff unsere Hände. »Das war euch gegenüber sehr unfair.«
»Dann kommt Papa also zurück?«, fragte ich voller Hoffnung.
»Noch nicht«, sagte Mama nach einer kleinen Pause. »Aber bald, hoffe ich.«
An diesem Abend hatten Tori und ich wieder eine Menge zu besprechen, als wir in unseren Betten lagen.
»Was meinst du, warum es mit Mama und Papa noch nicht geklappt hat?«, sagte ich und kaute nachdenklich an meinem Daumennagel.
»Papa hat sich wahrscheinlich noch nicht getraut, sie zu küssen«, sagte Tori.
Ich stöhnte. »Papa ist so schlecht in so was! Ich meine, was ist so schwer daran, seine Frau zu küssen? Das machen Ehemänner doch ständig!«
»Mama ist manchmal ein bisschen unberechenbar«, entgegnete Tori.
Bei dem Wort »unberechenbar« musste ich an Ivana denken. »Sie wird ihn schon nicht fressen«, sagte ich aufgebracht. »Nicht wirklich jedenfalls.«
Dann hörten wir Boris’ Tatzen auf der Treppe. Er öffnete die Tür geschickt mit der Nase und kam in unser Zimmer. Intensiver Bärengeruch wehte uns entgegen. Ich stand auf und ging zu ihm und
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