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Absolut WILD 3

Absolut WILD 3

Titel: Absolut WILD 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Courtenay
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ziemlich gut in Englisch. Er schreibt immer ganz langsam und vorsichtig, als würde er seinen Stift über ein Minenfeld führen. Ich reckte den Hals, so unauffällig ich konnte, um einen Blick auf sein Heft zu werfen. Vielleicht konnte ich ja ein paar Gedanken von ihm klauen.
    Auf der oberen Hälfte der Seite war eine tolle Zeichnung von einem galoppierenden Pferd. Die Mähne und der Schweif sahen aus, als würden sie im Wind flattern, und die Beine sahen irgendwie aus wie richtige Pferdebeine und nicht wie Salzstangen. Ich sah, wie Biro einen Pfeil von dem Bild zu ein paar Worten malte, die er darunter geschrieben hatte: So sieht ein Pferd aus .
    Ich war total baff. Es dauerte einen Moment, bis ich mich davon erholt hatte, wie großartig Biros Zeichnung war und wie pfiffig er die Aufgabe gelöst hatte. Dann begann ich eifrig, selbst ein Pferd zu zeichnen.
    »Warum hast du einen Hund gemalt?«, fragte Joe zehn Minuten später, als er sich meine Arbeit ansah. »Wir sollen doch was über Pferde schreiben.«
    »Ich wünschte, wir hätten diese Aufgabe erst in ein paar Wochen bekommen«, brummelte ich und radierte verärgert mein Hund-Pferd-Bild weg. »Wir gucken uns nämlich demnächst mit Papa Zirkuspferde an, und dann könnte ich sämtliche Fragen zu Pferden beantworten.«
    »Sind Pferde im Zirkus denn nicht verboten?«, fragte Cazza, die auf der anderen Seite neben Tori saß. Ihre Eltern sind Rechtsanwälte, und deshalb tut sie oft so, als hätte sie Ahnung von solchen gesetzlichen Dingen.
    »Nein«, sagte Tori. Sie blätterte um und schrieb zu meinem Entsetzen auf der nächsten Seite weiter. »Pferde sind domestizierte Tiere, und im Zirkus auftreten ist für sie ungefähr das Gleiche wie Springreiten. Es sind nicht die Pferde im Zirkus, um die wir uns Sorgen machen sollten, Caz, sondern die Wildtiere. Es ist einfach abscheulich, dass Wildtiere aus ihrem natürlichen Lebensraum herausgerissen und zu Kunststücken gezwungen werden, damit die Menschen ihren Spaß haben.«
    »Dann hat dein Vater also einen abscheulichen Job«, sagte Heather Cashman laut. »Er zwingt Tiere schließlich zu Sachen, damit die Leute ihren Spaß haben.«
    Cazza sah völlig überrascht aus – so als hätte sie vergessen, dass ihre frühere Freundin sprechen kann. Joe und Biro gingen in Deckung, als Tori und ich von unseren Plätzen aufsprangen.
    »Nimm das sofort zurück!«, sagte Tori, und aus ihren Augen schossen praktisch Flammen.
    Heather verschränkte die Arme vor der Brust. Sie freute sich offensichtlich, dass sie unsere – genauer gesagt Cazzas – Aufmerksamkeit gewonnen hatte. »Erklär mir den Unterschied zwischen Tieren im Film und Tieren im Zirkus, und ich nehme es zurück«, entgegnete sie selbstgefällig.
    »Ich … Das ist …«, stotterte ich empört, bevor es mir gelang, ein paar sinnvolle Sätze zu bilden: »Du hast doch überhaupt keine Ahnung! Unser Vater reißt keine Tiere irgendwo raus, und er zwingt Tiere auch nie dazu, etwas zu machen, das sie nicht machen wollen!«
    »Ha, das sagen die Zirkusbesitzer auch!«, warf Carrie Taylor ein, und Heather brach in schallendes Gelächter aus.
    »Noch fünf Minuten!«, rief Ms Hutson von vorn, als ich vor Wut die Hände zu Fäusten ballte. Ich hätte die zwei am liebsten …
    »Handel dir wegen Cash & Carrie bloß keinen Ärger ein, Taya«, raunte Tori mir zu. Wie üblich hatte sie die Fassung viel schneller wiedergewonnen als ich. »Sie sind doch nur sauer, weil Cazza sie nicht beachtet. Wir wissen, dass Papa unsere Tiere nicht ausbeutet, und das ist das Wichtigste.«
    Ich setzte mich wieder hin und nahm meinen Stift so fest in die Hand, dass ich ihn fast kaputtbrach. Cash & Carrie kicherten hämisch weiter, obwohl Cazza sie mit ihrem besten Laserblick ins Visier nahm.
    »Pferde!«, rief Tori mir in Erinnerung.
    Ich starrte angestrengt auf mein Heft und überlegte. Was ich geschrieben hatte, stimmte eigentlich. Pferde haben wirklich lange, flache Gesichter, aber irgendwie war ein Lineal nicht der passende Vergleich. War eine Tischplatte vielleicht besser? Oder vielleicht ein Kochlöffel? Aber wenn der Außerirdische noch nie ein Pferd gesehen hatte, dann hatte er wahrscheinlich auch noch nie einen Kochlöffel gesehen, oder?
    In meiner Verzweiflung strich ich alles durch, was ich geschrieben hatte, und krakelte unten auf die Seite: Ein Pferd sieht so aus, wie Biro es gemalt hat.
    Das musste reichen.

4
    Wunder über Wunder
    Joe kam am Donnerstagnachmittag zu uns. Er hatte uns

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