Absolut WILD 3
schon seit vor Weihnachten in unserem neuen Haus im Safari-Park besuchen wollen, und nun war er endlich da. Und er war außer sich vor Freude.
»Nicht zu glauben, dass ihr hier wohnt!«, rief er immer wieder begeistert und schwang sich seine Schultasche über die Schulter, als wir mit Mama, Opi und Dr. Nik das Haus verließen und in den Park gingen. »Aber wahrscheinlich musste es einfach so kommen, weil ihr Wild heißt und das hier Wild World ist, also im Prinzip eure Welt, nicht wahr? Ich meine, könnt ihr es glauben, dass ihr hier wohnt? Ihr habt so ein unfassbares Glück!«
»Das wissen wir, Joe«, sagte Tori geduldig.
» Unfassbar! «, rief Joe noch einmal.
Mama und Dr. Nik hatten Blondi und Opi die ganze Woche über auf die große Zusammenführung vorbereitet – und gleich würden wir Joe sogar noch glücklicher machen, als er schon war, denn wir würden alle dabei zusehen.
Opi fing an zu schnattern und streckte seine Ärmchen aus, sobald wir das Affenhaus betraten. Als Mama mit ihm in den kleinen Raum ging, der an das Gehege angeschlossen war, kam Blondi mit dem zerfransten Rest von ihrem Teil von Opis Decke in der Hand wie eine Rakete auf uns zugeschossen und schaute mit großen Augen durch die Scheibe.
Mama gab Opi einen Kuss auf den Kopf und legte ihn auf den Boden. Dann kam sie wieder heraus und schloss die Tür hinter sich. Dr. Nik öffnete von außen eine Klappe, durch die Blondi aus dem Gehege in den kleinen Raum gelangen konnte.
Nun ging alles so schnell, dass ich es fast nicht gesehen hätte. Blondi fegte durch die Klappe, schnappte sich Opi und rannte augenblicklich wieder zurück ins Gehege. Dabei kicherte sie die ganze Zeit ausgelassen, als wollte sie sagen: Ich hab ihn! Ich hab ihn!
»Ist das richtig, dass er mit dem Kopf nach unten hängt?«, fragte Joe.
Opi kreischte aufgeregt, weil Blondi ihn verkehrt herum hielt. Die beiden männlichen Schimpansen schauten neugierig herüber, als der Kleine seine Finger in Blondis behaarte Brust krallte und sich daran hochzog.
»Das ist das Allerniedlichste, was ich jemals gesehen habe!«, schluchzte ich und wischte mir mit dem Ärmel meines Schulpullovers die Augen, als Blondi Opi zum ersten Mal in die Arme schloss und liebevoll an sich drückte.
Mama und Dr. Nik hatten auch ziemlich feuchte Augen. Und Joe sah aus, als wollte er in den kleinen Raum laufen, sich durch die Klappe ins Gehege quetschen und mit Blondi und Opi mitkuscheln.
»Perfekt«, sagte Tori – und ein größerer Gefühlsausbruch war von ihr auch nicht zu erwarten. Echt Wahnsinn, wie unterschiedlich Zwillinge sein können, oder?
Als plötzlich die Tür des Affenhauses aufflog, zuckten wir alle zusammen. Matt, der Direktor von Wild World und Chef von Mama und Dr. Nik, kam hereingestürzt. Sein Gesicht war noch röter als sonst, und er war völlig außer Atem.
»Habe ich es verpasst?«, rief er keuchend.
»Leider ja, Matt«, sagte Mama bedauernd.
Matt stemmte schnaufend die Hand in die Seite und betrachtete die Schmuserei im Schimpansengehege. Blondi und Opi waren nun Nase an Nase. »Macht nichts«, stieß er hervor. »Die Hauptsache ist … dass es anscheinend geklappt hat und … die beiden glücklich sind. Ich nehme an … du wirst Opi noch eine Weile mit der Flasche füttern, Anita?«
Mama nickte.
»Was ist denn mit dir los, Matt?«, fragte Tori neugierig.
»Du siehst aus, als wärst du gerade einen Marathon gelaufen, Boss«, sagte Dr. Nik.
Matt fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. »Der Elektro-Buggy ist nach dem Mittagessen kaputtgegangen … Es dauert mindestens zwei Wochen, bis er repariert ist. Ich musste … mein altes Fahrrad aus dem Schuppen holen. Mir war gar nicht klar … wie viele Hügel wir hier haben.«
Ich schaute rasch zu Boden und biss mir auf die Lippen, um nicht loszukichern. Die Vorstellung, wie Matt mit seinem dicken Bauch auf dem Fahrrad durch den Safari-Park strampelte, war ziemlich komisch. Das Schnauben, das Tori in dem Moment von sich gab, verriet mir, dass sie den Gedanken genauso witzig fand wie ich. Joe zeigte überhaupt keine Reaktion, weil er Blondi und Opi immer noch völlig verklärt beobachtete und mal wieder nichts mitbekam.
»Das finde ich ganz ausgezeichnet, Matt«, sagte Mama. »Du bewegst dich viel zu wenig. Das Fahrradfahren wird dir richtig guttun.«
»Und nächstes Jahr sehen wir dich dann bei der Tour de France, Boss?«, fragte Dr. Nik.
Tori und ich brachen in lautes Gelächter aus und steckten
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