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Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Titel: Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Courtenay
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    Bisher hatte ich gar nicht so genau gewusst, was Schicksalsglocken waren, und ich hatte auch noch nie eine schlagen gehört. Ich meine, es hatte hier und da schon mal ein bisschen Gebimmel gegeben, zum Beispiel als Papa krank geworden war und bei der Sache mit Cazza, aber das mit den Tigern war ein Mega-Schlag, der mir heftig in den Ohren hallte.

10
    Können Tiger lächeln?
    Nach den Herbstferien wieder in die Schule zu gehen war merkwürdig. Ich konnte einfach nicht begreifen, dass außerhalb unseres Hauses alles so war wie vorher, obwohl Tori und ich auf links gedreht waren wie ein Paar Socken. Warum stand die Welt nicht auf dem Kopf?
    Joe war mit seinem Vater auf Teneriffa gewesen und hatte die neuste Katastrophe nicht mitbekommen. Aber er merkte, dass etwas nicht stimmte. Er sah uns die ganze Zeit besorgt mit großen Augen an, wartete auf eine Erklärung und reckte immer wieder seine knochigen Daumen in die Höhe, um uns aufzumuntern. Das einzig Gute an diesem Tag war, dass Cazzas Freundin Heather Cashman vor den Toiletten »Alles in Ordnung?« zu mir gesagt hatte. Ich meine, vielleicht hatte sie Tori geglaubt, was sie im Bus über die Tiger erzählt hatte – und jetzt traute sie sich nicht, noch mal nachzuhaken, weil sie sich nicht völlig lächerlich machen wollte. Schließlich sind Tiger bei uns in der Gegend nicht gerade die gewöhnlichsten Haustiere.
    Nach Schulschluss kämpften wir uns alle durch das Tor zur Bushaltestelle. Daniel Dingle hatte inzwischen den Spaß daran verloren, jeden Tag am Tor herumzulungern, und tat es nur noch zweimal pro Woche. Das bedeutete, dass wir dreimal in der Woche ziemlich entspannt den muffigen, nach alten Socken riechenden Schulflur verließen und über den Parkplatz spazierten. Heute hatte sich noch dazu das Gerücht verbreitet, dass Daniel Dingle nachsitzen musste, weil er den Chemieraum in Brand gesetzt hatte. Er würde also nicht mit uns in den Bus steigen.
    An solchen Tagen fand ich die Schule fast erträglich – bis auf den ganzen Beton und die Graffiti und den Müll, der sich beinahe so hoch auf dem Boden häufte wie die Blätter, die von dem einzigen Baum vor dem Schulgebäude fielen.
    »Warum heißt eine Schule überhaupt Forrests, wenn es da nur einen einzigen Baum gibt?«, sagte Joe beim Einsteigen in den Bus.
    »Wahrscheinlich gab es hier mal einen Urwald«, meinte Tori. »Wo sich die Verwandten von Daniel Dingle von Ast zu Ast geschwungen haben.«
    So viel hatte sie den ganzen Tag noch nicht gesagt. Joe fühlte sich ermutigt. »Kann ich euch noch mal besuchen?«, fragte er. »Es kommt mir vor, als hätte ich die Tiger ewig nicht gesehen, und Papa hat diese Woche in London zu tun und kommt abends erst nach neun nach Hause. Außer natürlich, wenn ihr …« Er verstummte. Wahrscheinlich wollte er uns eine Gelegenheit geben, ihm zu erklären, warum wir schon den ganzen Tag so merkwürdig waren.
    »Na klar«, sagte Tori aber nur. Und Joe freute sich so sehr über die Einladung, dass er den Bogen wohl lieber nicht überspannen wollte.
    Wir schwiegen die ganze Fahrt über. Als sich der Bus unserer Haltestelle näherte, musste ich plötzlich daran denken, wie leer unser Haus sein würde, wenn die Tiger weg waren und Mama arbeiten ging. Es würde uns so gehen wie Joe.
    »Joe«, sagte ich beim Aussteigen. »Fühlst du dich manchmal allein?«
    »Ich war schon immer allein«, antwortete Joe. »Die meiste Zeit merke ich es gar nicht.«
    »Sag deinem Vater, er soll sich eine andere Arbeit suchen«, riet ihm Tori.
    »Ich hab ihm neulich vorgeschlagen, er soll auch Tiere pflegen«, entgegnete Joe. »Doch er hat gesagt, er ist gerne Buchhalter.«
    Als wir ins Haus kamen, warf Joe seine Jacke schwungvoll über das Treppengeländer. Er traf es mittlerweile auf Anhieb, weil er vor den Ferien mindestens zweimal in der Woche bei uns gewesen war.
    »Puh!«, rief er, als Pommes ihn zur Begrüßung ansprang. Der Tiger war jetzt so groß, dass er die Pfoten auf Joes Schultern legen konnte. »Du stinkst aus dem Maul, Pommes!«
    »Seine letzte Zahnbürste hat er vor ein paar Wochen aufgefressen«, bemerkte Tori.
    Joe hörte auf, Pommes zu kraulen. »Ihr putzt ihnen echt die Zähne?«
    Er war sogar noch leichtgläubiger als ich.
    »Das war ein Witz!«, sagten Tori und ich gleichzeitig.
    Papa saß in der Küche und starrte auf einen Stapel Kontoauszüge und andere Papiere, die auf dem Tisch ausgebreitet waren. Alles war voll von Kaffeeringen. Er bekam es kaum mit, dass wir mit Joe

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