Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los
gerührt, seit ich patschnass in die Küche gekommen war. Er sah aus, als hätte er einen Schlag auf den Kopf bekommen.
»Papa?«
Er verschwand wie ein Geist aus der Küche in den Flur. Dann hörte ich, wie er in sein Arbeitszimmer ging und die Tür schloss.
Ich glaube, ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nicht so mies gefühlt. Ich wäre am liebsten zu meinen Schuhen in den Backofen gekrochen. Papa liebte seine Kameras wie ich die Tiger. Und die Kameras in der zweiten Schublade waren zwar nicht seine besten, aber wertvoll waren sie trotzdem. Es lief also darauf hinaus, dass uns mein perfekter Plan zur Rettung der Tiger und unserer Familie einiges Geld kosten würde, statt welches einzubringen. Kamerareparaturen waren teuer. Was für eine Katastrophe!
»Es ist trotzdem eine gute Idee«, sagte Joe voller Überzeugung.
»Aber Papa wird mir keine Kamera mehr geben!« Ich stöhnte. »Und wir bekommen nie wieder solche Aufnahmen wie gerade mit Hasi. Das war eine einmalige Gelegenheit! So etwas geschieht so schnell nicht noch mal! Warum passiert mir immer so was?«
Tori hatte mittlerweile aufgehört zu lachen und setzte sich zu mir. »Joe hat recht«, sagte sie. »Das mit den Filmtieren ist eine hervorragende Idee.«
»Das mit den Filmtieren?«, fragte Mama verdutzt.
»Ja, ich dachte, wenn wir Pommes und Mayo als Filmtiere anbieten, können wir sie behalten«, erklärte ich leise.
Mama sah mich mit ihren großen Rehaugen an. Dann fiel sie mir um den Hals, obwohl meine Sachen immer noch klatschnass waren. Ich wusste nicht so genau, was sie mit dieser Umarmung ausdrücken wollte, aber ich freute mich trotzdem darüber.
Die Küchentür flog auf. Papa stand da, und seine Augen strahlten wie Kometen. »Ich habe gerade mit Mungo gesprochen«, sagte er.
Mungo war ein alter Freund von Papa, der in der Werbung arbeitete. Er hatte Haare auf den Zehen und trug immer T-Shirts mit den Namen von steinalten Rockbands wie Status Klo.
»Er hat mir letzte Woche von dem Konzept für einen Werbespot erzählt, an dem er arbeitet. Für ein Katzenfutter, das Wow Miau heißt«, berichtete Papa aufgeregt. »Und jetzt hat er gesagt, er könnte sich gut vorstellen, anstatt von Katzen die Tiger für den Spot zu nehmen.«
»Was ist denn ein Konzept? Und Pommes und Mayo fressen doch gar kein Katzenfutter«, sagte ich. »Ich meine, sie sind zwar Katzen, aber …«
Papa lachte, legte die Hände um mein Gesicht und gab mir einen Kuss auf die Nase. »Wenn man für eine Firma einen Werbespot machen will, muss man die Leute zuerst davon überzeugen, dass man ihr Produkt besser verkaufen kann als jeder andere. Dazu legt man ein Konzept vor. Als du die Tiger gefilmt hast, hat mich das auf die Idee gebracht, Mungo vorzuschlagen, seinen Spot mit ihnen zu drehen.«
»Aber dieser Mann …«, begann Mama.
»Er wird nicht erfahren, bei wem die Tiger sind«, beruhigte Papa sie. »Und wie sollte er überhaupt darauf kommen, dass es die Tiger sind, die er gestohlen hat? Als er sie zuletzt gesehen hat, waren sie noch winzig. Er kennt ihre neuen Namen nicht. Und er weiß nichts über uns.«
»Werden Filmtiere denn gut behandelt? Ist das keine Tierquälerei?«, fragte Mama besorgt.
»Die Produktionsfirmen, die Filme und Werbespots mit Tieren drehen, werden streng kontrolliert, damit es den Tieren gut geht«, erklärte Papa. »Leute vom Tierschutz und Tierärzte sind die ganze Zeit am Set. Wenn Tiere verletzt oder gestresst sind oder sich nicht wohlfühlen, darf nicht mit ihnen gearbeitet werden. Es kann ihnen wirklich nichts passieren.«
Von Papa ging ein Leuchten aus, als wäre er eine Art menschliche Stehlampe.
»Ich habe Mungo ein paar Bilder von den Tigern gemailt, die ich letzte Woche gemacht habe. Er schreibt sein Konzept jetzt um und baut Pommes und Mayo ein«, sagte er, umarmte Mama und küsste ihren Hals. »Er war wirklich begeistert. Er meinte, die Änderungen sind keine große Arbeit. Morgen Nachmittag zeigt er dem Kunden das Ergebnis. Jetzt müssen wir einfach abwarten, ob den Leuten von Wow Miau die Idee gefällt. Und wenn sie mit unseren Tigern drehen wollen, bekommen wir Geld dafür.«
»Wie viel?«, fragte Tori. Sie behielt wirklich immer das Wesentliche im Auge.
»Mehr, als ich für die Fotos von ihren bengalischen Cousins bekommen habe«, entgegnete Papa.
»Nicht schlecht«, sagte Joe, was eine absolute Untertreibung war.
Pommes und Mayo und Hasi kamen neugierig in die Küche gelaufen, als wir alle zu jubeln begannen,
Weitere Kostenlose Bücher