Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos
Matt, aber es wäre großartig, wenn du uns irgendwie helfen könntest.«
7
Auf hundertachtzig
Es war schon dunkel, als wir aus dem Büro kamen. Außer über die Affen hatten Mama und Papa noch mit Matt über den Transport unserer Tiger in einen der Safari-Parks geredet, die ihr neues Zuhause werden sollten. Das ist das Nervige am Winter: Es wird so schnell dunkel, dass man nachmittags um fünf schon denkt, es wäre spät am Abend.
Tori und Cazza saßen draußen auf der Mauer, ließen die Beine baumeln und unterhielten sich.
»Ihr müsst ja ganz erfroren sein«, sagte Mama und fröstelte, obwohl sie eine dicke Jacke anhatte.
Tori und Cazza grinsten sich an, hüpften gleichzeitig von der Mauer und zuckten mit den Schultern, als wollten sie sagen: Und wenn schon!
Meine Panik wuchs.
»Kommt, wir gehen im Café einen Happen essen«, meinte Papa.
»Danke, Mr Wild«, sagte Cazza.
»Ja, super, vielen Dank!«, rief Joe voller Begeisterung.
Er sah so glücklich aus, als hätte er gerade einem Giraffenbaby die Flasche gegeben und nicht vierzig Minuten lang im Büro eines Tierpflegers auf Futterkisten gehockt.
Tori und Cazza liefen kichernd voraus. Joe nahm Hasis Leine und rannte hinter ihnen her.
Mama hakte sich bei mir unter, als ich allein zurückblieb. »Was ist denn los?«, fragte sie.
»Ach, eigentlich müsste ich meine Schwester doch blind verstehen, oder?«, sagte ich niedergeschlagen. »Wir kleben immerhin schon seit elf Jahren zusammen. Seit dem Brand verstehe ich sie allerdings überhaupt nicht mehr. Kein bisschen.«
»Und du magst ihre neue Freundin nicht besonders, stimmt’s?«
Es ist schrecklich, aber Mama kann fast genauso gut meine Gedanken lesen wie Tori. Das kommt wahrscheinlich daher, dass wir uns in vielem ähnlich sind.
»Sie ist okay«, gab ich zurück und beschloss, lieber für mich zu behalten, wie lange ich schon versuchte, mich mit Cazza anzufreunden. »Ich meine, sie kann einem manchmal Angst machen und muss öfter nachsitzen als alle, die ich kenne, aber sie ist cool.«
Mama machte ein besorgtes Gesicht. »Ich weiß nicht, ob ich will, dass Tori mit so einem Mädchen Freundschaft schließt«, sagte sie und sah Tori und Cazza nach, die ein Stück vor uns an den dunklen Bäumen vorbeiliefen.
»Nein, nein, sie ist wirklich in Ordnung!«, entgegnete ich hastig. Es lief so schon schlecht genug zwischen Tori und mir, und wenn Mama ihr jetzt noch verbot, sich mit Cazza zu treffen, weil ich etwas gegen diese gesagt hatte, war der Ofen ganz aus. »Es ist nur …« Es würde bestimmt ziemlich albern klingen, wenn ich zugab, dass ich beleidigt war, weil Tori mal mit jemand anderem redete als mit mir, und so behielt ich es lieber für mich. »Ach, ich weiß auch nicht«, sagte ich nur und hoffte, dass Mama keine weiteren Fragen stellte.
Als wir an dem neuen Schimpansengehege vorbeigingen, hörten wir lautes Gelächter. Ich vermutete, dass Tori und Cazza sich gegenseitig um die Betonpoller vor dem Café jagten – wie Tor und ich es eigentlich jedes Mal taten, wenn wir im Park waren.
»Wie lange dauert es, bis die restlichen Schimpansen hier sind, Mama?«, fragte ich und starrte in die dunklen Baumkronen. »Ich meine, das schwangere Schimpansenweibchen und die anderen?«
»Sie kommen am Freitag«, antwortete Mama.
»Cool.«
Ich war wirklich begeistert. Es war nur ein merkwürdiges Gefühl, dass ich mich ganz allein darauf freuen musste. Ohne Tori.
Am Freitagmorgen stand ich im Flur der McGuigans und zog meine Jacke so schnell an, wie es ging, ohne unhöflich zu erscheinen.
»Nochmals vielen Dank, dass Sie uns aufgenommen haben, Mr und Mrs McGuigan«, verabschiedete ich mich.
»Dann verbringt ihr also das Wochenende bei euren Großeltern?«, fragte Mr McGuigan freundlich und klimperte mit dem Schlüssel für seinen großen blauen Volvo. »Wie schön! Sie freuen sich bestimmt sehr, euch zu sehen. Wahrscheinlich haben sie nicht so oft das Vergnügen – Liverpool ist ja nicht gerade um die Ecke.«
»Es war toll, dich hier zu haben!«, sagte Zoe, während sie ihre hübsche Schuljacke anzog. »Ich bin echt froh, dass euer Haus abgebrannt ist, Taya!«
Am Mittwoch war es ganz okay bei den McGuigans gewesen, aber gestern Abend war es mir vorgekommen, als würde ich auf einem Drahtseil tanzen – auf Stacheldraht allerdings und mit nackten Füßen. Tori hatte bei Cazza geschlafen. Es war die erste Nacht meines Lebens ohne sie gewesen, und sie hatte mich nicht mal angerufen, um mir schöne
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