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Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos

Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos

Titel: Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Courtenay
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drückte, hatte ich mich schon oft gefragt, ob er vielleicht die Kronjuwelen des Königshauses mit sich herumtrug.
    »Entschuldige«, brummelte ich. »Ich wollte nicht so eklig sein.«
    »Ist schon okay.«
    Die gläserne Eingangstür ging auf. Papa kam hereingefegt und verstaute sein Handy in der Innentasche seiner Jacke.
    »Tut mir leid, Leute«, entschuldigte er sich. »Das Telefonat hat länger gedauert, als ich gedacht habe. Wartet ihr schon lange? Wo ist …«
    »Ich weiß nicht, wo Tori ist«, unterbrach ich ihn genervt. Allmählich ging mir diese Frage wirklich auf den Wecker. »Warum soll ich immer wissen, was meine blöde Schwester macht?«
    Wie aufs Stichwort kam Tori in diesem Moment durch die Tür. Sie war außer Atem, und ihr Gesicht war gerötet von der Kälte und, wie es aussah, auch vor Wut.
    »Danke, dass du nach der Schule auf deine blöde Schwester gewartet hast, Taya!«, giftete sie.
    Der kleine Teil von mir, der sich dafür schämte, dass ich nicht gewartet hatte, flammte auf wie ein frisch angezündetes Streichholz. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. War es wirklich so schlimm, dass ich nicht auf Tori gewartet hatte wie sonst immer?
    Ach was, ich erstickte die Flamme noch im Keim. »Was hast du denn?«, erwiderte ich. »Hat Cazza dich heute etwa nicht vor Daniel Dingle beschützt? Tja, jetzt weißt du, wie es ist, wenn man ganz allein dasteht!«
    Tori sah mich an, als wäre ich ein ekeliger schleimiger Wurm, und kehrte mir den Rücken zu. »Fahren wir nicht nach Liverpool?«, fragte sie Papa. »Warum sollten wir hierherkommen?«
    Papa fing an zu erklären, aber dann klingelte es in seiner Jackentasche. Er zog sein Handy heraus und schaute auf das Display.
    »Den Anruf muss ich annehmen«, sagte er. »Taya, erzähl du Tori, was passiert ist.«
    Tori drehte sich widerwillig zu mir um, als Papa mit dem Telefon am Ohr verschwand, und kniff die Lippen zusammen.
    Okay, dachte ich. Mal sehen, wie lange sie das aushält!
    Ich starrte sie an, ohne einen Ton zu sagen. Sie starrte zurück. Keine von uns blinzelte. Wir hielten beide die Luft an, und die Stille dehnte sich aus wie ein Gummiband, das zum Zerreißen gespannt ist und droht jemandem sehr, sehr schmerzhaft ins Gesicht zu schnappen.
    »Das muss ich mir nicht antun«, sagte Tori schließlich.
    »Nein«, entgegnete ich. »Wirklich nicht. Du kannst den nächsten Bus nehmen und wieder zu deiner neuen besten Freundin fahren. Von ein paar toten Schimpansen musst du dir nicht den Abend verderben lassen!«
    Kaum waren die Worte aus meinem Mund, wusste ich, dass sie viel zu hart waren, doch was man einmal gesagt hat, kann man nicht mehr zurücknehmen.
    Tori wurde blass. »Sie sind tot? Warum? Was ist passiert?«
    »Der Transportwagen hatte einen Unfall«, erklärte Joe.
    Tori plumpste auf den Stuhl neben ihm und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ich lauschte aufmerksam, konnte aber keine Schluchzer oder so etwas hören. Das war das Problem mit Tori: Sie weinte nie.
    Nach dem Brand hat sie geweint, rief mir meine innere Stimme in Erinnerung.
    Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. War das etwa der Grund, warum Tori so anders war? Wie ich meine Schwester kannte, hatte ihr Heulanfall sie bestimmt genauso verwirrt wie mich.
    Mein Mitgefühl war so groß, dass ich auf sie zuging und eine Hand auf ihre Schulter legte. Ich dachte, Tori würde sie abschütteln, aber das tat sie nicht.
    »Es tut mir leid, Taya«, sagte sie, ohne aufzusehen. »Es tut mir leid, dass ich dich links liegen gelassen habe, und es tut mir leid um die Schimpansen, doch am meisten tut mir leid, dass du mich jetzt hasst.«
    »Ich hasse dich nicht«, widersprach ich wahrheitsgetreu.
    Joe tat so, als wäre er nicht da, und steckte die Nase in sein Schachbuch, als Tori den Kopf hob und mich ansah. Ihre Lippen waren ganz weiß, denn sie presste sie fest zusammen, um nicht zu weinen.
    »Weinen ist okay«, sagte ich. »Ich habe geheult wie ein Schlosshund und Mama auch.«
    »Aber es ist völlig nutzlos!«, schimpfte sie. »Man kann nicht mehr richtig denken und sieht auch noch idiotisch aus!«
    »Bist du dir idiotisch vorgekommen, als du wegen des Feuers geweint hast?«, fragte ich.
    Tori wurde rot wie eine Tomate. »Erinnere mich bloß nicht daran!«
    »Doch, das muss ich, weil damit alles angefangen hat«, entgegnete ich. »Es war total okay, so zu reagieren, Tor. Du musst deine Gefühle rauslassen, sonst wirst du ranzig wie ein alter Käse. Das ist so, wie wenn Mama manchmal vergisst,

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