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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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machen. Also sammelte ich so viele Fourpennys zusammen, wie ich konnte, und ging runter zu Big Jill, wo ich niemanden antraf, aber ich holte den Schlüssel aus dem Versteck in der Toilettenzisterne und zog mein Taschennotizbuch heraus und fing an, die Quasselstrippe in Betrieb zu nehmen. Denn ich war entschlossen, jeden Schleicher anzurufen, der mir einfiel, und allen zu erzählen, was hier los war.
    Wenn man zwanzig Nummern nacheinander anruft, zum Beispiel um eine Party zu organisieren, kriegt man bekanntermaßen schon im besten Fall nicht mehr als die Hälfte von ihnen an den Apparat. Und ich bekam nur ein Viertel dran – die, bei denen ich nicht an der Sekretärin oder gar dem Vermittlungs-Sternchen vorbeikam, nicht mitgerechnet. Ich kriegte V. Partners dran, der geduldig zuhörte und ein paar intelligente Kommentare abgab und sagte, es sei eine Schande und ich müsse, wenn möglich, ein paar Aufnahmen davon für die Ausstellung machen. Mannie war nicht zu Hause, aber Miriam kapierte sofort, wovon ich sprach, und sagte, sie würde Mannie rüberschicken, sobald sie mit ihm Kontakt aufgenommen hätte. Ich erreichte Dido im Mirabelle , und sie sagte, ich sei ein unartiger Junge, weil ich sie beim Abendessen unterbräche, aber sicherlich, sie würde ihrem Chefredakteur alles erzählen, was ich gesagt hatte, und eine Menge ihrer besten Freunde seien farbig. Im Dubious und Chez Nobody schien man mehr Interesse zu haben, man würde die Geschichte herumerzählen, hieß es.
    Inzwischen gingen mir die Pennys aus, und ich musste in einer Gipfelkonferenz mit der Vermittlung klären, ob ich alle Anrufe durchführen könnte, die mir zustünden, wenn ich große Münzen einwürfe. Ich zog eine Niete bei Call-me-Cobber, was vielleicht ganz gut war, und Zesty-Boys Sekretärin sagte, sie würde sicherstellen, dass er die Nachricht erhielte – ja, sie habe alles aufgeschrieben. Ich rief sogar Dr. A. R. Franklyn an, der aufmerksam zuhörte, und fragte, wie es meinem Dad gehe, und sagte, ich solle bitte gut auf mich aufpassen. Dann plünderte ich Big Jills Kleingeldvorrat, den sie in einem Gummi-Aschenbecher in der Form eines Büstenhalters aufbewahrt, und rief die Mrs.-Dale-Zeitung an, und fragte nach Mr. Drove. Ich kam durch, sehr zu jedermanns Erstaunen, und ich sagte ihm, er erinnere sich vielleicht nicht an mich, aber er sei ein Stück Scheiße, und ich würde ihn umbringen, wenn ich seine Fresse je wieder sähe – ob er nun seinen zusammengerollten Regenschirm dabeihätte oder nicht. Danach ging es mir besser, und nach drei gescheiterten Versuchen crashte ich in eine Session der Ex-Deb draußen in Chiswick, und obwohl sie am Hörer einen komplett wahnsinnigen Eindruck machte, sagte sie, sie käme sofort. Ich dachte sogar darüber nach, es bei Suze und Henley zu versuchen, zu Hause in Cookham und im Geschäft in London, ließ es aber lieber. Natürlich versuchte ich es bei Wiz, bekam aber nur das Klingelzeichen – noch nicht mal Wiz’ Dame.
    Aber selbst bei den Schleichern, die am schnellsten kapierten, hatte ich größte Schwierigkeiten, zu vermitteln, was hier passierte : Ich meine, das Ausmaß des Ganzen, wie ernst es war, und dass dies doch die Britischen Inseln sein sollten. Denn auch wenn die meisten inzwischen irgendwas darüber gehört hatten, schienen sie sich gleichsam verschworen zu haben, so zu tun, als passierte das, was in Napoli passierte, eigentlich gar nicht: oder, wenn doch, dann bedeutete es nichts.
    Danach düste ich nach oben in mein Penthouse, um den Dreck und das Blut abzuwaschen und mich einen Moment hinzulegen und einen Bissen zu mir zu nehmen. Und während ich das tat, klopfte es leise, und herein kam der Fabulous Hoplite. Er sah ein wenig mitgenommen aus und lächelte ziemlich aufgekratzt, und er trug ein Strandkleid und seine sardischen Slipper.
    »Meine Güte!«, sagte er. »In was für Zeiten leben wir!«
    »Setz dich, Hübscher. Das kannst du laut sagen.«
    »Man hat dich verletzt , mein Kind«, sagte er und versuchte, an meinen Stammesnarben herumzugrapschen.
    »Hände weg von den Ausstellungsstücken, Hop«, sagte ich zu ihm. »Wie ist es dir ergangen?«
    Der Hoplite stand auf, drehte sich im Kreis, sodass das Strandkleid so ein Royal-Ballet-Ding vorführte, setzte sich wieder hin und sagte: »Ach, ich kann mich nicht beklagen … Aber das alles gefällt mir nicht.«
    »Wem gefällt es schon?«
    » Irgendjemandem muss es ja gefallen«, sagte er, »sonst würde es ja nicht

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