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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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passieren.«
    »Schlauer Junge. Warst du überhaupt draußen?«
    Er ließ das Kleid so fallen, dass seine Brustmuskeln zum Vorschein kamen. »Einmal hat gereicht«, sagte er. »Einmal rausgeschaut, und ich war wieder drin.«
    »Weises Kind.«
    »Ich vermute, du warst draußen und hast Schlachten geschlagen!« Seine Augen leuchteten.
    »Die Schlachten haben mich geschlagen.«
    Er sortierte sein Kleid. »Ich habe ein paar schreckliche Geschichten gehört …«
    »Ja?«
    »Oh ja. Ecoutez-moi . Die Hure im Süßwarenladen – das dürre Miststück – sagte zu mir: ›Und als mein Mann wieder aufstand, hielt er sich am Rücken, und ich sah, dass ein Messer darin steckte.‹«
    »Wessen Messer?«
    »Das eines dunklen Fremden. Wirklich, Liebling. Ich weiß, du liebst sie, aber sie sind so derb . Und ein anderer, den ich kenne, brauchte gerade siebenunddreißig Stiche am Hals.«
    »Genau wie eine Halskette.«
    »Oh! Sei halt nicht so gefühllos!«
    Der Hoplite erhob sich ein weiteres Mal. »Die Unschuldigen leiden anstelle der Schuldigen«, sagt er mit einem kleinen Seufzer. »Ich nehme an, dass ein Großteil der Sklaven, die in dieser Kloake wohnen, sich einfach nur danach sehnt, in Ruhe gelassen zu werden – ich meine, Individuen beider Tönung und Textur.«
    »Jep«, sagte ich.
    »Ich, zum Beispiel«, sagte der Hoplite. »Ein Perverser wie ich, mit der dicksten Akte für mein Alter bei der ganzen Sittenpolizei, möchte bloß vermeiden, dass unnötigerweise Dreck aufgewühlt wird.«
    Ich stand ebenfalls auf und sagte: »Ich liebe dich, Hoplite, wer tut das nicht, aber irgendwann muss ich dir wirklich mal sagen, dass du eine dumme Sau bist.«
    »Findest du?«, sagte er, es schien ihm ziemlich zu gefallen.
    »Oder, offen gesagt, ein Idiot.«
    »Oh, das gefällt mir nicht … Überhaupt nicht. Verstehst du, ich halte sehr viel von deinen Ansichten: auch wenn sie manchmal recht gnadenlos sind …«
    »Schön, wenn du das tust, Fabulous, dann darf ich dir sagen, dass die Welt meiner Ansicht nach unterteilt ist in diejenigen, die, wenn sie einen Autounfall sehen, etwas zu unternehmen versuchen, und in diejenigen, die nur danebenstehen und gaffen.«
    »Als du das eben gesagt hast, sahst du aus wie Johannes der Täufer.«
    »Den hast du nie kennengelernt.«
    Der Hoplite lächelte. »Aber dich, mein Lieber!«, sagte er. »Wir haben dich alle am Telefon kreischen gehört, und ist es nicht exakt das, was du tust – jede Menge Gaffer ranzubringen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Nein?«
    »Nein. Ich will Zeugen. Freunde, die das alles hier bezeugen, und Freunde, die den Negern zeigen, dass diese zwei Quadratmeilen nicht als Getto abgeschrieben werden.«
    »Und du meinst, Süßer, dass sich die Dinge dann bessern werden?«
    »Ja.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Wenn sie ein paar wenige normale, gesunde Gesichter hier in der Gegend sähen, würde das die Temperatur senken, die sie alle hochzutreiben versuchen. Wenn die Neger ein paar Hundert Kids der anderen Art sähen, solche, die sie verehren, und wenn die Teds ein paar Hundert der farbigen Krankenschwestern sähen, die sie im Krankenhaus wieder zusammenflicken müssen, dann würde das sicherlich etwas bewirken.«
    »Aber das sind gar keine besonders wichtigen Leute.«
    »Na schön, Hoplite, dann lass uns die auch dazuholen! Das hier ist ihre große Gelegenheit – die, auf die sie schon lange warten, um zu beweisen, dass sie mit ihren großen Worten darüber, was für eine Art von Land das hier ist, recht hatten! Sollen uns ein paar dieser öffentlichen Personen, die die Fernsehstudios heimsuchen, halt empfehlen, was zu tun ist! Sollen uns die linken und rechten Denker erzählen, wie sie hiermit umgehen würden! Nicht gemütlich von zu Hause, sondern hier! Sollen die Bischöfe und Priester doch einen rassenübergreifenden Gottesdienst unter freiem Himmel abhalten! Ist das nicht ihre große Chance? Und soll doch die Queen, in alle ihrer Glorie, durch die Straßen von Napoli reiten und sagen: ›Ihr alle seid meine Untertanen! Jeder Einzelne von euch gehört zu mir!‹«
    Der Hoplite schüttelte mitleidig den Kopf, winkte mir kurz zu und verschwand.
    Ich holte meine Taschenlampe aus einer Schublade, weil es immer gut ist, möglichst eine Waffe zu haben, für die es eine unschuldige Erklärung gibt, und ich steckte meinen Blutspendeausweis samt Plastikhülle ein (den ich besitze, seitdem ich angefangen habe, halbliterweise Blut zu spenden, nachdem Dr. F. mich geheilt hatte), weil er das Gesetz

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