Absolute Hingabe
Nacht war mehr geschehen als nur befriedigender Sex. Es war ihr nicht bewusst geworden, dass das Spiegelspiel mehr über sie verriet, als sie ahnte. Cedric stand auf und trat vor den Spiegel, betrachtete sich selbst darin, und doch rückten seine Gedanken einige Stunden zurück. Kaum dass sie sich einmal überwunden hatte, war sie nicht mehr in der Lage gewesen, nicht hinzusehen, sich selbst nicht in lustvoller Begierde zu betrachten und zuzusehen, wie er ihr Verlangen schürte. War es das erste Mal, dass man ihre voyeuristische Ader geweckt hatte? Es war offensichtlich, dass noch kein Mann sie vor einem Spiegel geliebt hatte. Ebenso hatte es Cedric überrascht, wie schwer es ihr trotz ihres Selbstbewusstseins gefallen war, sich wahrhaftig zu betrachten, sich vor den eigenen Augen zu entblößen und sich selbst einen freien Blick auf ihre volle Weiblichkeit zu schenken. Tatsächlich spielte Cedric mit dem Gedanken, doch ihn reizte nicht nur die Idee eines Spiels mit ihr. Ob Ruben mit seiner Vermutung vielleicht doch richtig lag?
Er blickte über den Rand des Standspiegels hinüber zu dem Bett. Ein kaum wahrnehmbares Nicken bewegte seinen Kopf. Cedric würde wohl die Wahrheit auf seine Weise herausfinden müssen.
Kapitel 6
„ Sie ist noch hier? Bist du wahnsinnig, wenn Kelly herausbekommt …“
Ruben starrte ihn an, als wäre Cedric nicht bei Trost. Trotz seiner gesenkten Stimme, klang er fassungslos und gleichzeitig wütend. In Cedrics Mundwinkel zuckte ein gleichgültiges Lächeln, und er stellte Tassen, Teller und Frühstücksbrötchen auf ein Tablett.
„Kelly wird nichts erfahren. Wenn Emma dich wirklich hätte bloßstellen wollen, hätte sie auf deiner Hochzeitsfeier genug Gelegenheiten gehabt.“
„Könntest du bitte leiser sprechen.“
„Warum? Hast du Angst, dass deine kleine Ehegattin hinter dein schmutziges Geheimnis kommt? Ruben, ich sagte dir bereits, das wird nicht funktionieren.“
„Das musst du schon mir überlassen.“
„Nichts lieber als das, alter Freund. Aber wir beide sprechen uns noch.“
Diesmal warf Cedric seinem besten Freunden einen Blick zu, der ihm deutlich zu verstehen gab, dass er wütend auf Ruben war.
„Dann rede, was ist los?“
„Emma hat mir ein paar interessante Dinge über dich erzählt. Dir ist der Begriff Dummdom geläufig? Was hast du dir eigentlich gedacht? Du redest nicht mit ihr, bespielst sie auf Gutdünken und interessierst dich keinen Deut dafür, was sie bewegt?“
„Verdammt, Cedric, ich sagte schon, dass ich nicht wusste, dass sie Frischfleisch war. Du weißt, dass meine Neigung unter anderem dahin geht, dass ich eine Devote wie ein Lustobjekt benutze. Woher hätte ich wissen sollen, dass sie keine Erfahrung hat?“
Cedric schnaubte.
„Indem du mit ihr gesprochen hättest. Zwei Jahre, Ruben. Du hast ihr einen völlig falschen Eindruck von BDSM vermittelt.“
Ruben stieß geräuschvoll seinen Atem aus.
„Sie hat nichts gesagt!“
„Und du hast nichts gemerkt. Wann, verdammt, bist du so selbstgerecht und überheblich geworden? Hast du eine Ahnung, wer sie ist, wonach sie sich sehnt und was ihre Begierden sind? Hat es dich je interessiert, ob deine Spielchen für sie lustvoll und erfüllend waren? Kannst du dir sicher sein, dass du alle ihren Neigungen gerecht geworden bist?“
Sein Freund stand da wie ein Schuljunge, der von seinem Mentor getadelt wurde. Cedric hob das Tablett an, hielt einen Moment inne und fixierte Rubens Gesicht.
„Vielleicht ist es gut, wenn du dich aus der Szene zurückziehst und dich auf deine Ehe konzentrierst, bevor du noch mehr Schaden anrichtest.“
Ruben schloss die Augen, wandte sein Gesicht zur Seite, als hätte er eine Ohrfeige erhalten. Cedric sah seinem Freund an, dass die Worte gesessen hatten und an Rubens ausgeprägtem Ego kratzten. Und er hatte jede einzelne Silbe davon genau so gemeint. Cedric kehrte in sein Gästezimmer zurück und stellte das Frühstückstablett auf den kleinen Nachtschrank. Er setzte sich auf die Bettkante und betrachtete Emma still. Noch immer zeichnete sich auf diesem hübschen, entspannten Gesicht ein Lächeln ab. Ob es immer so war, wenn sie schlief, oder ob ein süßer Traum dafür verantwortlich war, wusste er nicht, aber der Anblick war zu schön, um ihn nicht zu genießen. Sanft strich er mit den Fingerspitzen über ihre Wange, folgte der Linie ihres Nackens, die Wirbelsäule entlang, bis das Bettlaken, das sie bedeckte, seinen Weg beendete. Mit einem Seufzen
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