Absolutes Vertrauen - Die Kraft, das Leben glücklich zu gestalten
erste E-Mail von Yolanda Navarro, in der sie mir erzählte, dass man bei ihr Knochenkrebs festgestellt hatte. In dieser Nachricht fügte sie außerdem hinzu: »Ich schreibe dir, um dir zu sagen, dass ich jetzt verstehe, warum ich etwas über Liebe und Vertrauen lernen muss.«
Vom ersten Gespräch an war mir klar, dass Yolanda für mich zu einer großen Meisterin werden würde. Von ihr habe ich gelernt und lerne noch immer, dass das Leben eine ständige Herausforderung darstellt. Dass es, wie ich selbst immer sage, darauf ankommt, sich jeden Tag immer und immer wieder aufs Neue anzustrengen, dass von allen Lernprozessen das am wichtigsten ist, was wir von uns selbst lernen, von unseren eigenen Stärken, Schwächen und Ängsten. Herausforderungen stärken unser Selbstbewusstsein, weil sie uns aus unserer bequemen Ecke hervorlocken, weg von dem, was wir als einfach und sicher empfinden. Yolanda weiß das genau: Sie trainiert ihr Selbstbewusstsein jeden Tag, als wäre es ein Muskel, wenn sie sich ihren Ängsten stellt. Das Bogenschießen hat sie weiser gemacht. »Durch die Pfeile, die danebengehen, sammeln wir Erfahrung, und die Pfeile, die ins Ziel treffen, machen uns glücklich. Beides ist notwendig. Manchmal ist es hart, da wir viel Zeit darauf verwenden müssen, aus unseren Fehlern zu lernen, wenn wir aber durchhalten, macht uns das stark und wir blühen auf.«
Yolanda ruft mir die Bedeutung und die Wichtigkeit des Schmerzes wieder ins Gedächtnis, sie hat mir versichert, dass graue Tage nötig sind, um den Sonnenschein wieder zu schätzen, und dass Regen uns Wachstum, Fülle und Gesundheit bringt. Durch sie entdeckte ich die Bedeutung des »Ich bin ich« ganz neu. Vor kurzem schrieb sie in einer E-Mail: »Natürlich habe ich Probleme mit den Knochen und Gelenken … aber ich bin doch nicht nur mein Skelett. Der Wille, Herausforderungen anzunehmen, macht mich glücklich.« Noch mehr als der Umgang mit den körperlichen Schmerzen war für Yolanda dabei das vielleicht Schwierigste, ihre Gedanken zu kontrollieren, dieses mächtige Werkzeug, dieses Vollblutpferd, das heftig ausschlagen kann, wenn man es erschreckt.
Yolanda erzählte mir, dass sie eines Tages zur Chemotherapie im Krankenhaus war und die Unterhaltungen anderer Patienten mitbekam, in denen es verständlicherweise vor allem um Angst ging. Jemand sagte: »Man kann den Kopf nicht ausschalten«, woraufhin Yolanda erwiderte: »Das stimmt, aber man kann ihn mit guten Gedanken anfüllen, mit Dingen, die uns weiterhelfen.« Sie berichtete jedoch auch, dass gerade die Behandlungen, die María, ihre Onkologin, anordnete, sie durch die Hölle gehen ließen. Daher weiß sie, dass mehr nötig ist als nur das, was die Schulmedizin verschreibt: »Deshalb helfen mir meine Gedanken, Visualisierungen, die Konzentration auf das Hier und Jetzt, die Atmung, das Glücksgefühl, das die Schönheit alltäglicher Dinge in mir auslöst, mein Hund, meinen Körper zu verwöhnen, Leinsamen, und vor allem die Liebe der Menschen um mich herum. Ohne ihre Zuneigung könnte ich nicht einen Schritt machen, und ohne die Liebe, die ich für sie empfinde, hätte es überhaupt keinen Sinn weiterzuleben, wenn man leidet.« Yolanda vertraut nicht einfach darauf, dass ihre Heilung mit der Chemotherapie abgeschlossen sein wird, sondern ist sich dessen bewusst, dass es auch ihrer eigenen Willenskraft und Gottes Beistand bedarf.
Sie vermeidet es zu klagen und benutzt Sprache nur, um ihre Gedanken auszudrücken: »Wenn ich mit meinem Mann alleine bin, kann ich auch weinen, und ich habe den Himmel mit lauter Stimme angefleht, um keine Angst mehr zu haben, um die Hoffnung nicht zu verlieren … Und dann hast du mir aus Argentinien tröstende Worte darüber geschickt, dass Gott mich nicht verlässt, dass er die Dinge eben auf seine Weise tut und mein Leben voller Liebe ist. Das war unglaublich. Jetzt sitzt Antonio neben mir und spielt Gitarre, und ich bin voller Zuversicht. Ich habe keine Angst mehr. Die Liebe, die ich brauche, um meine Seele zu nähren, wird mir tonnenweise zuteil, all die Engel des Himmels schicken sie mir, und Zufälle sind Spuren, die Gott, der mich begleitet, für mich hinterlässt. Ich freue mich so, dass Gott bei uns ist.« Ich habe sie gefragt, was sie denn tut, wenn sie Angst hat, und sie antwortete schlicht: »Ich lerne langsam, dass ich die Angst besiegen kann, wenn ich an all die Möglichkeiten denke, die vor mir liegen. Wenn auch nur eine davon meine Rettung beinhaltet,
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