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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Um ehrlich zu sein, habe ich versucht, in Unkenntnis der Einzelheiten zu bleiben, um mir meine Meinung von ihr zu bewahren.«
    »Und welche Meinung ist das?«
    »Dass sie ein Mensch von völliger Unabhängigkeit war. Wie du.«
    Clare hatte ein Lächeln erwartet, doch Mark war so ernst, als bereitete er sich auf eine Gerichtssitzung vor; wenn es Humor oder Mitgefühl bei ihm gab, hielt ein anderer Teil von ihm den Käfig fest verschlossen, in dem sie eingesperrt waren. Sie wünschte, er wäre nicht so unmenschlich.
    »Keiner kann so schmeicheln wie ein Kind. Völlige Unabhängigkeit liegt, für mich jedenfalls, lange zurück – wenn ich sie denn je hatte. An deinen Vater habe ich zunächst die Kontrolle über die Manöver abgetreten, die täglich erforderlich waren, um das normale Leben zu bewältigen. Dein Vater stellte die Bediensteten ein und entließ sie, verwaltete das Haushaltsgeld, besorgte einen Koch, damit wir nicht verhungerten, und eine Kinderfrau, die sich um dich und deine Schwester kümmerte, wenn ich es nicht tat, weil ich zu sehr mit meiner Arbeit beschäftigt war. Dein Vater füllte alle häuslichen Rollen aus, die Gesellschaft, Kultur, Religion und Staat seit Jahrhunderten der Frau zugeschrieben haben. Das war aber nicht der Grund für das Scheitern unserer Ehe. Darüber möchte ich kein Missverständnis aufkommen lassen. Es gab viele andere Frauen und es würde mich nicht wundern, wenn er außer dir und Laura noch weitere Kinder hätte. Schau nicht so schockiert drein. Ich hoffe jetzt für ihn nur, dass er mit dieser neuen Mrs Wald glücklich ist.«
    »Aisyah.«
    »So heißt sie, hat man mir gesagt.«
    »Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich eine unkomplizierte Beziehung zu ihr hätte. Sie benimmt sich, als erwartete sie von Weißen, dass sie sie wie eine Dienstmagd behandeln, und dann benimmt sie sich tatsächlich wie eine: viel Milch und vier Zuckerstücke in ihren Kaffee. Sie mag mich überhaupt nicht, glaube ich, und kann Coleen oder die Kinder nicht ausstehen. Sie verwöhnt Dad Tag und Nacht – halb Dienstmagd, halb Geliebte. Ziemlich widerlich.«
    »Jetzt klingst du wie ein Reaktionär. Wenn deine Kollegen dich hören könnten …«
    »Du hast mich schon dazu gebracht, zu viel zu sagen. Ich mag es nicht, wenn du mich als Mittelsmann benutzt. Dad macht das auch.«
    »Es überrascht mich, dass er sich nach mir erkundigt.«
    »Er möchte wissen, ob es dir gut geht, das ist alles. Nach dem Raubüberfall war er sehr besorgt, wusste aber nicht, wie er helfen konnte.«
    »Er wusste immer genau, was zu tun war. Sein Einfühlungsvermögen war letztlich so gut ausgebildet, dass es ihm im Voraus sagte, was getan werden musste, ehe ich überhaupt daran gedacht hatte, die Bitte zu formulieren. Er war in dieser Hinsicht wirklich intuitiv – Marie hat dasselbe Talent. Bei anderen – den Männern, mit denen ich vor der Heirat mit deinem Vater bekannt war, Männern, die von mir abhingen und deren äußerste Gleichgültigkeit erstaunlich war – war Unabhängigkeit mein Pass und Freiheitsbrief. Wenn ich für mich selbst sorgen konnte, dann wusste ich, dass ich aus Situationen entkommen konnte, die unhaltbar wurden. Wenn ich Geld genug hatte, um zu essen und einen warmen und trockenen Ort zu finden, wo ich die Nacht verbringen konnte, ob das nun Schlaf bedeutete oder nicht, war das damals genug. Solch eine Einstellung ist möglich, wenn man jung und ungebunden ist, unbelastet durch Nachkommen oder die Verpflichtung legalisierter Verbindungen, durch das langsame Anhäufen von Dingen, denen Bedeutung zukommt, ausgestattet mit einem Gefühlswert, der nur dem Besitzer bekannt ist, Dingen, die bestimmen, was man tun, wohin man gehen und was man riskieren kann. Ich habe nie viel Wert auf Materielles oder Trödel gelegt. Obwohl sich so einiges angesammelt hat, waren eigentlich nur meine Bücher wichtig und die wenigen Dinge von meinen Eltern und Großeltern, die zu behalten ich mich entschlossen habe.«
    Clare bemerkte, dass Mark unter dem Tisch auf seine Uhr sah, als dächte er, sie könne das nicht sehen. Im selben Moment kam Adam aus der Garage um die Hausecke mit einem Rasentrimmer in der Hand. Clare war zumute, als drückte ihr der Berg auf den Rücken, als brennte ihr die Sonne Hautschichten vom Gesicht.
    »Man sagt ihm, er soll nicht mähen, und er findet eine andere Möglichkeit, Krach zu machen. Vermutlich sollte man die Fleißigen nicht tadeln«, sagte Clare und wandte sich wieder ihrem Sohn

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