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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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hatte.
    »Wichtig ist jedenfalls«, fuhr sie fort, »dass die Perücke zurückgegeben wurde – oder zumindest ist sie wieder bei mir, und ich glaube, dass war immer beabsichtigt. Obwohl es mir überlassen wurde, sie zu finden, war sie deutlich sichtbar versteckt, nicht einmal versteckt, sondern ihren Standort äußerst symbolisch verkündend.«
    »Ich verstehe nicht. Die Polizei hat den Fall doch noch gelöst?«
    »Einige Monate nach dem Einbruch und dem Diebstahl, an einem besonders angenehmen Tag, schlug Marie vor, dass wir nach Stellenbosch fahren und auf dem Rückweg Noras und Stephans Gräber in Paarl besuchen sollten. Auf dem Friedhof, direkt neben der ewigen Flamme, auf der Stephans Familie bestanden hatte – als wäre er eine Art Nationalheld, als wären seine Ideen es wert, durch die fortwährende Beleuchtung im Gedächtnis zu bleiben –, dort war die Perücke meines Vaters in ihrer Schachtel, mit seinem Namen in Gold auf den Deckel gemalt.«
    Clare beobachtete, wie Mark die Information aufnahm, und dann, als sie sah, dass ein Teil von ihm ihrer Geschichte keinen Glauben schenkte, ging sie aus dem Esszimmer und kam kurz darauf mit der zerbeulten schwarzen Blechschachtel zurück. Mark öffnete sie, nahm die Perücke heraus, stülpte sie sich auf die linke Hand und drehte das Haarteil, um es zu begutachten.
    »Ohne Zweifel, das ist sie«, sagte er. »Als Kind war ich besessen von dieser Perücke.«
    »Abgesehen von Fotos und Büchern und seiner Füllfedersammlung war sie das Einzige von meinem Vater, das mir wichtig war, als er starb. Ich hatte keine Ahnung, dass sie dir etwas bedeutete.« Sie schüttelte den Kopf. »Also: Die Perücke wird gestohlen, sie verschwindet für eine gewisse Zeit, die Polizei findet keine Hinweise, die Polizei ist unwillig, den Diebstahl eines Gegenstandes, der so offensichtlich ohne besonderen Wert ist, zu untersuchen, und als ich dann das Grab meiner ermordeten Schwester und ihres Mannes besuche, finde ich die Perücke dort, als wartete sie auf mich, als wäre sie dort als eine Botschaft und eine Erinnerung zurückgelassen worden. Tatsächlich nicht als ob , sondern mit voller Absicht, glaube ich, wurde die Perücke entwendet und von meinen Peinigern an diesen symbolträchtigen Ort gebracht, um so zu mir zu sprechen.«
    »Was, um alles in der Welt, willst du damit sagen, Mutter?«
    Clare versuchte ruhig zu bleiben, doch wie sehr ihr Sohn einem auf den Geist gehen konnte!
    »Du behauptest, dass die Diebe wussten , wer du warst und dass Nora deine Schwester war. Das heißt also, dass du absichtlich ins Visier genommen wurdest, statt zufälliges Opfer eines Verbrechens zu sein. Darüber hinaus weiß ich wirklich nicht, was du andeuten willst.«
    Clare seufzte dramatisch und bedeutete Mark, er solle ihr die Perücke wiedergeben. Sie steckte ein abstehendes Haar wieder an seinen Platz, verstaute die Perücke in ihrer Blechschachtel, stülpte den Deckel darauf und befestigte ihn. »Stimmt. An dem Einbruch war nichts Zufälliges und die Einbrecher waren auch keine gewöhnlichen Verbrecher – oder wenn doch, handelten sie im Auftrag von Leuten, die keine gewöhnlichen Verbrecher waren. Wer weiß, ob meine Peiniger, denn das sind sie für mich, diejenigen waren, die tatsächlich die schmutzige Arbeit erledigten, oder ob sie weiter nichts als die Marionetten derer waren, die mir mitteilen wollten, was sie über mich wussten, auf eine Art, die einen persönlich am meisten trifft und ängstigt, wenn sie letztlich auch recht trivial ist. Es ist eine Nummer von der Art, wie sie sich ein Bürokrat ausgedacht haben könnte, ein Beamter, der ein perverses Vergnügen an der Bedeutung und dem Wert einer Heftklammer oder Büroklammer oder eines Klebefilmabrollers findet.«
    »Ich verstehe immer noch nicht. Was, meinst du, wussten diese Peiniger, wie du sie nennst, über dich?«
    Clare holte tief Luft und breitete die Hände aus. »Hier gelangen wir zur tief hinabreichenden Wurzel, die sich an der Erde ihrer Geschichte festkrallt. Diese Information wird deine Meinung über deine Mutter verändern – sie wird, so befürchte ich, unsere Beziehung beschädigen, sie wird durch die Enthüllung gezeichnet und gestört und beunruhigt werden.«
    »Das klingt jetzt so, als wärst du der Verbrecher und nicht die Leute, die den Einbruch begangen haben.«
    »In der Tat«, sagte sie und ihre Stimme wurde heiser, ihr Kinn zitterte ungewollt, »genau das bin ich, eine Verbrecherin, und nicht auf die von der

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