Absolution - Roman
möglich von der Welt gestört ausleben zu können.
Auf die Nachrichten folgten die Seifenopern, und nachdem Clare herausgefunden hatte, dass Zinzi und Frikkie trotz der Proteste ihrer Familien heiraten würden, merkte Clare, wie sie einzunicken begann. Sie machte sich eine Tasse Kaffee und ließ in der Küche die Rollos herunter, damit Donald Thacker, dessen Küchenfenster offen standen und dessen Licht an war, sie nicht beobachten konnte. Er hatte sich angewöhnt, aus seinen Fenstern zu winken, wenn er Clare in den ihren sah. Das ging wirklich zu weit, so gegrüßt zu werden, wenn man seinen abendlichen Verrichtungen nachging.
Vom Koffein munter gemacht, beschloss sie, sich einen vor Ort produzierten Spionagethriller über einen Söldner anzusehen, der in jeden »gemäßigten Konflikt« in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verwickelt war – im Kongo, in Angola, Nicaragua etc. – und auf das Infiltrieren von Befreiungsbewegungen spezialisiert war, die verdächtigt wurden, kommunistische Unterstützung zu erhalten. Im Film trifft der Mann schließlich auf einen ebenbürtigen Gegner mit dem Anführer einer MK -Spezialeinheit, die 1983 die Bombenattentate in der Church Street plante. Im Verlauf des Films infiltriert der Söldner die Einheit, merkt aber mit der Zeit, dass er mit ebenden ANC -Agenten sympathisiert, die er zu unterwandern versucht und deren Bomben er zu sabotieren beauftragt ist, in der Hoffnung, dass sie sich selbst in die Luft sprengen statt das Hauptquartier der südafrikanischen Luftstreitkräfte.
Clare schlief ein, ehe sie erfahren konnte, was mit dem Söldner geschah – ob er überlief und dem ANC half oder weiter sabotierte. Sie konnte sich nicht an die Einzelheiten des realen Falls erinnern, aber ihr war so, als wären die Dinge nicht so verlaufen wie geplant. Sie nahm jedoch an, dass der Film Fiktion war, dass kein Söldner-Maulwurf, der für die Apartheid-Regierung arbeitete, verwickelt gewesen war, wenigstens nicht in diesem speziellen Fall.
Sie öffnete die Augen und fand das Testbild auf dem Fernsehschirm, über dessen Brummen das hartnäckige Summen der Gegensprechanlage zu hören war. Es war zehn Minuten nach Mitternacht.
»Wer ist da? Mark?«, rief sie, während sie auf den Videomonitor der Anlage schielte und das Flutlicht anschaltete, um das vordere Tor zu beleuchten.
»Ich habe deine Fernbedienung verloren, Mutter«, sagte er und lehnte sich aus dem Fenster seines Leihwagens. »Du brauchst nicht zu schreien. Es ist keine transatlantische Verbindung.«
»Bist du allein?«
»Ja, ich bin allein. Es ist völlig sicher um Himmels willen. Beeil dich einfach, ehe wirklich jemand vorbeikommt.«
Clare öffnete das Tor mit dem Drücker und beobachtete auf dem Monitor, wie Marks Wagen ruckhaft hereingefahren kam. Sie wartete, bis sich das Tor geschlossen hatte und sie sicher war, dass keiner ihm hinein gefolgt war, ehe sie die Haustür öffnete. Vielleicht war Maries Vorschlag für doppelte Eingangstore doch nicht so lächerlich. Man konnte sich vorstellen, wie jemand verfolgt oder wie ihm aufgelauert wurde. Es machte Clare verrückt, dass ihr eigenes Land sie auf diese verdammenswürdigen Gedanken bringen konnte, sie alles Vertrauen und allen Glauben an die beste Natur ihrer Mitbürger verlieren ließ.
»Warum bist du denn immer noch auf?« Er deutete auf Clares zerknitterte Tageskleidung, die mit Rotwein und einem Klecks Bratensoße befleckte Hemdbluse.
»Was hast du denn erwartet? Du hast nicht angerufen, du hast mir nicht mitgeteilt, wann ich mit dir rechnen kann.«
»Ich dachte, ich hätte dir gesagt …«, stotterte er, löste den Schlips, außer Atem und noch immer den Dokumentenkoffer in einer Hand, »… ich dachte, ich hätte erklärt, dass ich den ganzen Tag Termine mit Kunden hatte und heute Abend ein Dinner mit Kollegen.«
»Du bist aus dem Haus gestürmt, ohne ein Wort zu mir. Vielleicht hast du es gestern erwähnt.«
»Ich war heute Morgen abgelenkt und nicht in der besten Stimmung. Ich entschuldige mich ohne Einschränkungen. Ehrlich, Mutter, ich hatte heute den ganzen Tag lang ein schlechtes Gewissen deinetwegen, nach dem, was ich heute Morgen zu dir gesagt habe.« Er schritt vor der Wohnzimmertür hin und her, immer noch mit einer Hand an seinem Schlips zerrend, bis er sich löste und er ihn herunterreißen und auf einen Stuhl werfen konnte. Es sah ihm gar nicht ähnlich, etwas auf diese Weise fallen zu lassen, wo er sonst so pingelig war.
Sie nahm ihre
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