Absolution - Roman
die Blumen des Holländers hielt. Aber diese schwarzen Tulpen, die hat er wohl nie gesehen. Ich denke, sie werden eine nette Erinnerung sein.«
»Eine Gedenkpflanzung. Ja, ich glaube, das ist eine nette Art, sie so zu betrachten«, sagte Clare. »Passend für einen Gärtner, weil sie ständig Erneuerung brauchen.«
Als Clare nach drinnen ging, fand sie Mark in der Küche vor, der seinen Kaffee mit Milch trank und den Mail & Guardian las.
»Hattest du Zeit, darüber nachzudenken?«, fragte Clare. »Bist du zu einer Entscheidung gekommen oder kannst du nur Absolution aufgrund mangelnder Beweise bieten?«
»Keine Nettigkeiten heute Morgen, Mutter?«
»Du lässt mich nach meinem Geständnis schlafen gehen, ohne ein Urteil zu fällen. Ich habe nicht geschlafen. Ich konnte nicht schlafen, in Erwartung deiner Reaktion. Ich war schwimmen, um etwas mit meiner nervösen Energie und meiner ängstlichen Erwartung anzufangen. Lass mich nicht länger warten. Sage mir, ob das, was ich getan habe, eine Amnestie verdient, ob es wirklich politisch motiviert war oder ob du glaubst, ich habe es allein aus Boshaftigkeit getan. Nur darum bitte ich, um deine Meinung.«
Mark legte die Zeitung zusammen und faltete sie zur Hälfte, sodass das Impressum weiter zu sehen war. Die Titelgeschichte handelte von Korruption in Regierungskreisen, von Hinterzimmervereinbarungen, Vetternwirtschaft und Betrug in der Regierungspartei, von Bestechung der Polizei, Waffengeschäften und Drogenhandel und dem Mundtotmachen von Kritikern. Rauch und Feuer, dachte Clare, es gibt viel zu viel Rauch. Sie saß am Frühstückstisch Mark gegenüber und versuchte, seinen Blick auf sich zu ziehen, während er auf die Zeitung heruntersah, auf die Kaffeetasse in seinen blassen Händen und ihrem Blick auswich. Er trank seinen Kaffee schlürfend, atmete aus und ein und wieder so laut aus, dass es nur ein Seufzer genannt werden konnte. Er hatte sich auf Clares Spiel eingelassen; sie empfand es nun als unfair, dass er jetzt seine Rolle nicht zu Ende spielen wollte, die den Prozess zu seinem notwendigen Abschluss bringen würde.
»Du möchtest meine Meinung hören. Das ist nur das Urteil dieses einen Gerichts, wie du es dir vorzustellen beliebst. Ich behaupte nicht, dass ich die letzte Instanz bin oder dass ich in diesem Fall irgendeine besondere moralische Autorität besitze. Ich sollte mich vielleicht als befangen deklarieren, wegen meiner Beziehung zu dir, der Angeklagten, und zu den Opfern, obwohl ich an Letztere keine Erinnerung habe und bei mir kein starkes Gefühl für sie erkennen kann. Möglicherweise verspüre ich dennoch den leisen Wunsch, dass ich die Chance gehabt hätte, sie kennenzulernen, und dass auch sie die Chance gehabt hätten, sich zu ändern, zu beweisen, dass sie mehr oder weniger waren als die, für die du und andere sie hielten. Sich zu ändern ist nicht unmöglich, wie du selbst zugeben musst, Mutter. Das Verbrechen, das du begangen hast – den Aufenthaltsort zweier Menschen zu verraten, deren Leben damals in diesem Land einen symbolischen Wert hatte –, ist für mich nicht klar. Das soll heißen, es ist mir nicht klar, dass es eine eindeutige Verbindung zwischen dem, was du gesagt hast, und dem, was geschehen ist, gibt. Wir müssten beweisen, dass jemand – vielleicht der Mann, von dem du vermutetest, er sei ein MK -Kader – diese Information an jemand anderen weitergegeben hat, vielleicht an Mr Dlamini, den Mann, der für schuldig befunden und zum Tode verurteilt wurde, weil er die Morde ausgeführt hatte. Ohne die Möglichkeit, das festzustellen, kann ich zu keinem Urteil gelangen. Lass uns aber um dieses künstlichen Prozesses willen annehmen, dass du in irgendeiner Weise, direkt oder indirekt, verantwortlich gewesen bist, dann bleibt die Frage, ob deine Motivation politisch oder persönlich war – das eine wäre unter der Rubrik der Amnestie, die für kurze Zeit in diesem Land herrschte, entschuldbar, das andere einfach kriminell. Ich muss also entscheiden, ob du bewiesen hast, dass deine Motivation politisch war. Mein unmittelbares Gefühl sagt, dass du es nicht bewiesen hast. Du warst weder Mitglied des ANC noch der Kommunistischen Partei, ganz bestimmt nicht des MK «, schnaubte er. »Du konntest dich nicht einmal überwinden, Mitglied des Black Sash zu werden. Du hast von niemandem Befehle entgegengenommen, daher kann ich nicht erkennen, auf welche Weise dein Handeln politisch gewesen sein soll.«
»Ich war Mitglied der
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