Absolution - Roman
immer gezeigt hatte – seine ansehnliche Frau und die lächelnden Kinder, bei Zusammenkünften zu Weihnachten und zu Geburtstagen. Die waren in seinem eigenen Garten aufgenommen worden, daher wusste Clare gewissermaßen, dass es eine bescheidenere Version des Gartens bei ihrem alten Haus war, auch wenn sie nicht selbst dort gewesen war, um ihn zu sehen und die Frau und die Kinder kennenzulernen. Eine Einladung war nie ergangen und sie wollte sich nicht aufdrängen, hatte sie gemeint. Sie hatte nie gesagt: Ich würde gern irgendwann einmal deinen Garten sehen, Jacobus .
Es stellte sich heraus, dass Adams Bruder, der auch Gärtner gewesen war und jetzt nicht mehr lebte ( Er wurde schwer krank, er starb , sagte Adam), für die früheren Besitzer von Clares neuem Haus gearbeitet hatte, ein älteres Ehepaar, die ausgewandert waren, um in der Nähe ihrer Kinder in Vancouver zu leben. »Ich kenne diesen Garten gut«, versicherte ihr Adam. »Ich weiß, wie ich ihn pflegen muss. Sie werden schon sehen. Ich habe meinem Bruder geholfen, als er ihn für Mr und Mrs Mercer angelegt hat.«
»Ich möchte aber ein paar Dinge ändern«, erklärte Clare. »Hier möchte ich ein Gemüsebeet«, und sie zeigte auf einen Fleck mitten im Rasen hinterm Haus, der die meisten Sonnenstunden abzubekommen schien, »und einen Kräutergarten bei der Terrasse.«
Adam stützte die Hände in die Hüften, musterte den Garten und pfiff durch die Zähne. Er sah zur Sonne und zum Berg hinauf und kniete sich hin, um die Erde in einem der Staudenbeete zu prüfen. »Dieser Boden ist dafür nicht so gut geeignet«, sagte er kopfschüttelnd und eine Handvoll Erde zerkrümelnd.
»Aber wir könnten ja neue Erde herbringen. Wir könnten ein paar zusätzliche Hilfskräfte anheuern, um die neuen Beete anzulegen. Ich bin jetzt zu alt, um das mit Ihnen zu machen. Früher hätte ich es gemacht. Aber ich würde nicht erwarten, dass Sie es allein machen«, sagte sie, da sie vermutete, er sah mehr Arbeit auf sich zukommen, als ihm lieb war.
Er schüttelte wieder den Kopf, rieb die Erde zwischen den Fingern und prüfte sie auf seiner Zunge. »Diese Sachen werden hier nicht gedeihen«, sagte er. »Wir sollten den Garten so lassen, wie ihn mein Bruder geschaffen hat. Wir sollten ihn so behalten. Erst einmal.« Er sah lächelnd zu ihr hoch, eine Reihe gerader, leuchtender Zähne, und wischte sich die Fingerspitzen an den weiten Jeans ab. Ohne so recht den Grund dafür zu kennen, stellte Clare ihn auf der Stelle ein und dachte bei sich, dass sie ihn nach und nach von der Möglichkeit des Kräuter- und Gemüseanbaus überzeugen würde.
Danach kam Adam jeden Werktag früh um acht und Clare sah zu, wenn er die Beete jätete, Pflanzen zurückschnitt, den Rasen mähte – sie musste einen Rasenmäher anschaffen, der groß genug war, um ihren »Country Club«, wie sie ihn jetzt nannte, zu bewältigen –, wenn er den Garten goss, düngte und mit grimmiger Tatkraft bearbeitete. Nach einem Monat kam Adam mit bedauernder Miene zu ihr. »Es ist zu viel Arbeit, um sie nur vormittags zu schaffen. Sehen Sie, der Garten ist schon überwuchert.«
»Könnten Sie ganztags arbeiten?« Sie hatte von Freunden gehört, die Hausangestellte anderer Leute abwarben, war aber überrascht, dass es ihr selbst so leichtfiel.
»Der Richter hat mich sehr gut behandelt«, sagte er, mit dem Kopf zu Mr Thackers Grundstück deutend.
»Ich könnte Ihnen mehr zahlen, als sie jetzt von ihm und mir zusammen bekommen.«
»Nein, nein, darum geht es nicht.« Adam wandte den Blick ab und sie merkte, dass er kein Geschäft daraus machen wollte; er war nur ehrlich. »Wenn wir vielleicht noch eine Arbeitskraft haben könnten, nicht jeden Tag, nur an zwei oder drei Tagen in der Woche. Zehn Tage im Monat. Und ich könnte ihn anlernen, wie mich mein Bruder angelernt hat, und wenn es mehr zu tun gibt, könnte er vielleicht manchmal nachmittags kommen, wenn ich beim Richter bin.«
»Können Sie jemanden empfehlen?«, fragte Clare, die den Verdacht hatte, das es eigentlich darum ging, einem Verwandten oder Freund Arbeit zu verschaffen. Doch Adam schüttelte den Kopf.
»Die meisten Gärtner hier, die ich kenne, sind nicht so gut. Sie arbeiten nicht so hart wie ich. Vielleicht kennt der Richter einen«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Aber es wäre gut, weil ich diesen schönen Garten, den mein Bruder angelegt hat, nicht in einen Wald verwandelt sehen möchte. Es wäre gut, ab und zu noch eine Arbeitskraft
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