Absolution - Roman
Montagmorgen eintraf, beobachtete sie seine Reaktion von ihrem Arbeitszimmer aus. Eine bessere Wirkung hätte sie sich nicht wünschen können. Er fuhr regelrecht zusammen, schritt kopfschüttelnd um die neuen Beete herum und ging zum Hintereingang. Kurz darauf kam Marie zum Arbeitszimmer und erklärte, dass Adam Clare persönlich sprechen wolle.
»Es ist nicht gut. Diese Pflanzen werden nicht gedeihen.« Er sah kummervoll aus und tat Clare leid, wenn ihr auch nicht leidtat, was sie getan hatte. »Hier kann man das nicht anbauen. Das wird nicht gedeihen. Und es sieht nicht gut aus.«
»Wir probieren es dieses Jahr aus«, sagte Clare und versuchte, entschlossen zu klingen, während Adams heftige Reaktion gleichzeitig einen Spalt des Zweifels bei ihr aufriss. »Wenn sie nicht gedeihen, verwandeln wir das Ganze nächstes Jahr zu Blumenbeeten oder wieder zurück zu Rasen. Aber jetzt machen wir es erst einmal, wie ich es will.«
»Es ist eine schlechte Sache.«
»Es ist keine schlechte Sache. Es ist nur anders. Sie werden schon sehen. Und wenn Sie recht haben, dann werde ich es sehen. Aber Sie müssen mich anbauen lassen, was ich will, Adam, sonst gibt es nur Ärger und am Ende würde ich Ihnen kündigen müssen. Das wäre nicht angenehm. Alle wären unglücklich. Und nun werde ich glücklich sein und Sie werden abwarten müssen, wie unglücklich diese neuen Beete Sie machen werden und wie viel unliebsame Überraschung sie in meinen Garten bringen werden. Geben Sie ihnen aber eine Chance. Warten Sie ab, ob sie sich gut entwickeln.«
CLARE
Die Protokolle der Wahrheitsfindungskommission sind jetzt alle zugänglich. Ich habe nur einige davon ausgedruckt und diese umfassen Hunderte – nein, Tausende – von Seiten, etliche Tonerpatronen. Ich lese die, von denen ich annehme, dass sie dich, Laura, irgendwie betreffen, deinen Fall, deine Aktivitäten. Ich lese die offiziellen Aussagen des ANC und anderer Organisationen noch einmal; ich suche deinen Namen, doch er taucht nur selten auf, oft falsch geschrieben – Lara, Lora, Laure , selbst Laurie , nur manchmal Laura. Welt, Wal, Wêreld, World , und im letzten Protokoll schließlich lese ich Wald und manchmal sogar in diesem Waldt und Weldt . Oft taucht dein Name überhaupt nicht auf und mir bleibt nichts anderes, als deine Verstrickung in die geschilderten Ereignisse zu mutmaßen: das Öffnen einer Briefbombe in einer Regierungsstelle, die Folgen eines Angriffs auf eine Raffinerie.
Deine Aktionen sind mir unverständlich. Kannst du das getan haben? Kann ich begreifen, warum du es getan hast? Ich suche noch einmal in deinen Notizbüchern nach Übereinstimmungen, im Archiv, das ich über dich zusammengetragen habe, doch ich bin überwältigt. Ich prüfe nach und vergleiche und beschließe, dass ich für die relevante Zeitspanne ein Porträt deiner Unternehmungen anzufertigen versuchen muss, ein Porträt und eine Karte. Hier bist du zu der Zeit gewesen, dort später , wieder zu Hause ein paar Tage danach . Letzten Endes ist es meist Spekulation. Ich spekuliere, wo du gewesen sein könntest, was du getan hast, was du gedacht hast, was dich dazu getrieben hat. Ich hoffe immer noch, dass deine ehemaligen Kollegen mich besuchen kommen, mir die Informationen weitergeben, die sie vielleicht haben, wenn es noch etwas gibt, was mir nicht mitgeteilt worden ist. Ich wäre höflich, ich würde es dankbar annehmen, ich würde nicht allzu viele schwierige Fragen stellen oder ein Pauschalurteil fällen, weder über dich noch über sie, wegen deiner mangelnden Kommunikation, wegen ihres Versagens, über dich und für dich zu sprechen, zu mir und zu anderen. Ich wäre gastfreundlich. Ich habe Gastfreundschaft studiert. Ich danke Ihnen , dass Sie mir erzählt haben, wo meine Tochter sich an jenem Tag aufgehalten hat, würde ich sagen, denn nun kann ich mir endlich exakt vorstellen, wie jener Tag , um welchen es sich neben all den anderen auch gehandelt haben mag, für dich gewesen ist. Das ist keine Geschichte, die sie bereitwillig erzählen, selbst unter vier Augen nicht, musst du wissen. Du schockierst sie. Eine Frau sollte nicht. Fülle die Lücke aus. Du hast alles getan, was man von einer Frau nicht erwartet, was sie nicht tun sollte. Du schockierst, weil du mit deinen Taten eher männlich als weiblich wirktest, in jeder anderen Hinsicht aber mehr weiblich als männlich. Weder das eine noch das andere.
Ich sitze in diesem neuen Garten, der nun nicht mehr neu für mich ist, aber einer,
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