Absolution - Roman
unkrautfrei, aber ohne Interesse für etwas anderes gehalten hatten. Mit Jacobus und einem seiner Cousins, einem Mann, dessen Namen ihr nicht mehr einfiel, hatte Clare die Beete mit Krockettoren und Strick abgesteckt, die Grasnarbe weggestochen und den mühevollen Prozess des Umgrabens und Anreicherns des harten Bodens begonnen. Zusammen hatten sie die Samen ausgewählt und Fruchtfolgen geplant sowie – hauptsächlich Clares Mann William zuliebe – eine mehrjährige Rabatte an der hinteren Hauswand. Sie hatten entschieden, dass die Beete von Hecken eingefasst sein sollten, wenn Hecken das richtige Wort war für die Pflanzenfülle, die sie schufen, mit Bromelien und Clivien, dazwischen Agapanthuspflanzen. Ein alter Euphorbiabaum beim Haus wurde entfernt und sie pflanzten einen Stinkbaum in die eine Gartenecke und einen Gelbholzbaum in die andere. Clare vermisste jetzt diesen einfachen Nutzgarten, nach alten Prinzipien organisiert, mit seinen sauberen, geraden Linien und klaren Grenzen.
Der Umzug diente als Entschuldigung, die Beziehung zu beenden. Wie sie selbst war auch Jacobus alt. Das neue Haus war sehr viel weiter weg von seinem Zuhause. Die Anfahrt wäre zu weit, zu umständlich, und als er den neuen Garten sah, viermal so groß wie der andere, schüttelte er den Kopf und entschuldigte sich, das sei eine zu große Aufgabe für ihn, und außerdem war der neue Garten schon fertig gestaltet: ein sanft geschwungener Vorzeigeraum für ausgewachsene Pflanzen, eine Trophäengalerie, gestaltet von den vorigen Eigentümern, mit Wasser als Gestaltungselement und zierlichen Steinwegen, einem seltsamen Wäldchen und einem Rasen, wie er ihn unter seiner Obhut zu finden nie gehofft hatte, gestand er. Er sah nicht, wo er in der neuen Gartenanlage seinen Platz finden könnte. Er war unsicher bei den steil ansteigenden Grasterrassen und Beeten, er pflegte lieber flachen Grund, wo man sicher treten konnte, und außerdem, wo der Berg nun so nah war und der Garten den halben Tag lang im Schatten liegen musste, wären die Wuchsbedingungen ganz anders als alles, worin er sich auskannte. Er traute es sich nicht zu, sich um den Garten zu kümmern. Clare zahlte ihm eine Abfindung, kaufte ihm neue Werkzeuge für seinen Garten in Mitchell’s Plain, den sie nie gesehen hatte, und sagte ihm, er müsse sie wieder besuchen, wenn sie sich eingelebt habe, und wusste, dass er ziemlich sicher nicht kommen würde.
Der Neue war ihr von ihrem Nachbarn, Mr Thacker, einem pensionierten Richter aus London, empfohlen worden.
»Bei einem solchen Garten brauchen Sie jemand, der fast jeden Tag kommt, um zu garantieren, dass nichts aus dem Ruder läuft«, riet Thacker. »Adam hat während der vergangenen vier Jahre meinen Garten betreut, doch das ist seine einzige Aufgabe und sie nimmt nicht den ganzen Tag in Anspruch. Er ist ein guter, ehrlicher Kerl. Ich werde ihn fragen. Er könnte Ihren vormittags betreuen und meinen nachmittags, wenn ich Tennis spiele. Ich spiele nämlich an jedem Wochentag Tennis im Constantia Club. Die zusätzliche Aufgabe würde Adam sicherlich guttun und da meine ich nicht nur das Geld, sondern damit er früher aus dem Bett kommt und vom Gin ferngehalten wird, wenn es denn Gin ist, was er trinkt. Ist aber recht ehrlich. Wenn Sie Pflanzen beim Gartenmarkt bestellen wollen, würde ich das natürlich an Ihrer Stelle selbst machen oder Ihre Sekretärin damit beauftragen. Sie neigen dazu, in die eigene Tasche zu wirtschaften. Aber das wissen Sie bestimmt als Einheimische.«
»Ich habe nie erlebt, dass jemand in die eigene Tasche gewirtschaftet hat«, sagte Clare in einem Anfall von blinder Wut.
»Sie haben es nur nicht mitbekommen, Sie haben es einfach nicht mitbekommen«, sagte der Richter, schüttelte den Kopf und drohte mit dem Finger. Er versprach, Adam zu fragen.
Als Clare ihn dann eine Woche später kennenlernte, wusste sie sofort, dass Adam kein Jacobus war.
»Wie ist Ihr anderer Name, Adam?«, fragte sie, als sie ihm den Garten zeigte, den er schon zu kennen schien.
»Ich heiße Adam«, sagte er so leise, dass Clare die Ohren spitzen musste.
Sie versuchte es noch einmal in der Sprache, von der sie annahm, es sei seine Muttersprache. »Ich heiße Adam«, antwortete er wieder, auf Englisch.
»Aber Ihr anderer Name, Ihr richtiger Name, wie lautet Ihr Vorname? Wie soll ich Sie anreden?«
»Adam ist mein eigener Name«, sagte er wieder, diesmal mit festerer Stimme.
Clare erinnerte sich an die Familienfotos, die Jacobus
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