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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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nach ihm Ausschau zu halten, und sagte, er solle nach ihr Ausschau halten, und wenn sie beide das täten, würden sie einander eines Tages finden. Sie sagte ihm, er solle zu ihrer Mutter gehen, er solle sich an sie wenden, wenn er jemals etwas brauche. Meine Mutter ist ein guter Mensch , versprach sie. Meine Mutter lässt dich nicht im Stich .
    Der Junge sah sie mit einem Mann in einem Auto wegfahren, doch er wusste nicht, wer der Mann war, und sah sein Gesicht auch nie. Er wusste nur, dass Laura und der Mann etwas Wichtiges tun mussten und dass es zu gefährlich für ihn war. Er sah Laura nie wieder. Wenn sie hätte wiederkommen sollen, wäre das inzwischen geschehen.
    Sie ließ den Lkw zurück, der das Erbe des Jungen darstellte, und in den folgenden Tagen beobachtete er Timothy und Lionel und andere Männer dabei, wie sie Gräber für all die Leichen, einschließlich Bernard, aushoben.
    Timothy entfernte die Identifikationskennzeichen des Lasters, schraubte neue Nummernschilder an und einer der anderen Männer fuhr damit davon. Der Junge sah den Lkw nie wieder, aber er machte sich nichts mehr daraus.
    Zunächst lachten Timothy und Lionel, wenn er sie fragte, wie es weitergehen würde, und sagten: Du wirst unser Maskottchen sein. Aber als die Wochen vergingen, wussten sie nicht mehr, was sie sagen sollten, und der Junge erinnerte sie daran, dass er eine Tante in Beaufort West hatte, und tagelang redeten alle darüber, ob man den Jungen zu seiner Tante bringen sollte oder ob das zu riskant sei, und wäre es nicht besser, wenn er einfach bei ihnen blieb, weil er in die Bewegung hineingeboren wurde, und sollte er nicht in ihr aufwachsen, da er fast schon ein Mann war, dem man das Schießen beibringen konnte? Lionel sagte, dass sei nicht richtig, dass es dem Jungen gegenüber nicht fair wäre, und sie sollten ihn zu seiner Tante bringen.
    Aber der Junge kannte seine Tante kaum und die anderen wussten nicht, ob man ihr vertrauen konnte. Und dann sagte er zu ihnen: Was ist mit Lauras Eltern? Laura hat gesagt, ich könne zu ihrer Mutter gehen. Und ihr Vater – ihr Vater hat zu mir gesagt, wenn ich jemals etwas brauchen würde …
    Und so kam es, dass sie bei der Frau auf der Veranda vorm Haus standen und durch die Fliegengittertür starrten und dass die Frau den Kopf schüttelte und die Papiere ihrer Tochter an sich nahm und sie fortschickte.
    Der Junge und die Männer standen da, die Tür wurde ihnen vor der Nase zugeschlagen, und obwohl sie im Schatten standen, war es ein heißer Februartag ohne Wind und bei dem Jungen brach der Schweiß aus allen Poren und die Männer drehten sich zu ihm um und sagten ihm, er solle sich keine Sorgen machen. Er stand auf der Veranda und blickte zum Berg hoch, damit er nicht die Männer oder die Fenster des Hauses ansehen musste. Er wollte nicht gesehen werden und niemanden sehen, als er dem Lärm des Berufsverkehrs auf der Camp Ground Road lauschte und daran dachte, wie sie zu anderen Straßen wurde, Liesbeek Parkway, Malta Road, Albert Road, Straßen, die nach Norden abbogen, dem Profil des Berges folgend, im Kreis zurück zu seinem Viertel führend, zu dem Haus, das einmal, bis vor Kurzem, das seine gewesen war.
    Sie gingen zum Auto zurück und saßen eine Weile im Schatten, während die Männer vor seinen Ohren das Schicksal des Jungen besprachen. Ich denke, wir sollten den Jungen fragen , sagte Lionel schließlich mit Nachdruck, und als der Junge befragt wurde, sagte er, er wolle nicht bei ihnen bleiben. Er wolle zu seiner Tante in Beaufort West, zu der Laura ihn zuerst hatte bringen wollen, oder nicht zuerst, sondern als letzte Zuflucht, nachdem sie ihn aus der Lage gerettet hatte, in die er sich selbst gebracht hatte. Als er im Auto saß, war er überzeugt, es war seine Schuld, dass diese Männer entscheiden mussten, was mit ihm geschehen sollte, seine Schuld, dass Laura sich gezwungenermaßen um ihn hatte kümmern müssen, seine Schuld, dass als Erstes seine Eltern verschwunden waren. Seine Schuld und sein Versagen.
    Er versprach, seiner Tante nichts über sie zu erzählen, und auch keinem anderen.
    Nicht bis das alles vorbei ist, nicht bevor all das Geschichte ist, mein Freund , sagte Timothy.
    Sie würden ihn auf der Türschwelle seiner Tante absetzen. Wenn etwas schiefginge, wenn seine Tante sich weigerte, ihn aufzunehmen, wenn er das Gefühl habe, er könne doch nicht mit ihr leben – für diesen Fall gaben sie ihm eine Telefonnummer, die er anrufen könne, und dann würde

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