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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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nicht von Belang sind).
    Ich hoffe, dass ich nicht zu weit gehe, wenn ich sage, dass die vergangenen vier Monate mich auf vielfältige Weise verändert haben. Ich hoffe von Herzen, dass wir uns bald einmal wiedersehen und unsere Gespräche fortsetzen können. Ich hoffe auch, dass Sie mir meine weniger ehrenhaften Fragen und Enthüllungen bei unserem letzten Zusammentreffen verzeihen können.
    Mit den besten Wünschen für frohe Festtage und ein erfolgreiches neues Jahr
    Sam Leroux
    Ich beherrsche mich, bis wir im Bett sind, und dann, mit der beruhigenden Gegenwart von Sarah neben mir, brechen die ganzen Erlebnisse der vergangenen vier Monate aus meinem Gesicht, laufen aus mir heraus, mein Herz setzt aus, die Glieder zucken. Ich verliere die Kontrolle, ich bebe, ich zittere in ihren Armen und warte darauf, dass sie mich wieder zusammenfügt.

ABSOLUTION
    Nun, da die entsetzlich heißen Tage endgültig vorüber waren und der Nebel ausgiebiger vom Berg herabfloss und sein Tuch von kurzlebiger Weiße in Clares Garten ausbreitete, gab sie Marie, die so selten einen freien Tag hatte, für Ostern eine Woche frei.
    »Ich weiß nicht, wie ich allein fertig werden soll«, sagte Clare, eine Verzweiflung spielend, die sie nicht so ganz spürte. »Ich habe fast vergessen, wie man kocht.«
    »Schäm dich, Clare. Man könnte glauben, du wärst hilflos. Hör mal, ich habe Mahlzeiten in den Gefrierschrank gestellt und du brauchst nur eine davon am Morgen herauszunehmen, sie tagsüber auftauen zu lassen und sie einfach abends in den Backofen zu schieben. Ich habe für jedes Gericht eine Anweisung notiert«, sagte Marie, band sich ein Tuch um den Hals und händigte Clare ein bedrucktes Blatt mit Koch- und Haushaltanweisungen für jeden Tag ihrer Abwesenheit aus. Marie wollte eine Nichte in Rustenburg besuchen und hatte vor, sich etwas Glücksspiel, Kirchgang und Wildbeobachtung im Pilanesberg-Nationalpark zu gönnen. »Diesmal werde ich endlich ein Spitzmaulnashorn sehen. Ich habe noch nie ein Spitzmaulnashorn gesehen. Und einen Wildehond . Ich kann dir nicht sagen, wie ich mich darauf freue, einen zu sehen. Die Landschaft in dieser Weltgegend ist meiner Meinung nach unübertroffen. Dort werde ich mich zur Ruhe setzen –«, sagte sie lachend, dann hielt sie mit zaghaftem Bedauern inne, die Hand vorm Mund. Sie hatte das Alter, in dem man in Rente geht, schon überschritten, und wenn sie das Ende ihres Arbeitslebens ansprach, deutete sie damit auch irgendwie das Ende von Clares Leben an. Obwohl es ihnen nach allem, was Clare wusste, in den grundlegendsten Anschauungen an Übereinstimmung mangelte, war Marie eine tüchtigere Archivarin und Managerin und vielseitigere Helferin, als sie Clare je anderswo zu finden hoffen konnte. Meinungsverschiedenheiten gehörten zu ihrem Vertrag, und obgleich sie kein Verlangen hatte, Maries altmodische Meinungen über die Mehrheitsregierung oder die Schwarzen im Allgemeinen oder die Rechte sexueller Minderheiten anzuhören, konnte Clare ohne sie nicht leben; es war unvorstellbar, ohne Marie weiterzumachen.
    Ohne einen anderen, der Schalter betätigte oder Schränke schloss, Türen öffnete oder bei den seltenen Gelegenheiten, wenn das Telefon klingelte, den Hörer abnahm, wurden die wenigen Geräusche, die von selbst entstanden, verstärkt, echoten wie in einem Hallraum und drängten sich Clares Ohren auf. Das Geräusch des sich einschaltenden Gefrierschranks ließ Clare aufspringen, überzeugt davon, dass jemand in der Küche sein musste – dass Marie sich vielleicht anders besonnen hatte und sie doch nicht allein lassen wollte oder dass ein Einbrecher es irgendwie geschafft hatte, über das trockene Gras zu gehen, die Alarmanlage außer Gefecht zu setzen, die Schlösser aufzubrechen, und nun frech Clares Besitztümer im Nachbarzimmer mitgehen ließ. So würde es passieren, sie allein, die Raubtiere der Welt wittern Clares Verwundbarkeit, das älteste Mitglied des Rudels, verlassen von den anderen und tot zurückgelassen, damit die Natur ihre effiziente Täuschung in Kraft setzt, wobei diejenigen, die verschwinden, nicht nur von der Bühne abgehen, durch eine Falltür hinuntergeschickt, sondern ganz und gar fort sind, körperlich.
    Nach einem Tag, an dem Clare sogar beim Wind an der Tür zusammengezuckt war, brachte sie zwanzig Minuten damit zu, alle Vorhänge und Jalousien zu schließen und die rasch hereinbrechende Nacht auszusperren. Dann, in einem Moment irrationaler Panik, betätigte sie die

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